Optimalerweise sollte ein heranwachsender, junger Mensch lernen, sei Potenzial zu entfalten. Leider verhindert die Erziehung der meisten Eltern und das Schulsystem genau das! Bei INFJ und HSP Persönlichkeiten ist das oft noch tragischer, weil ihre Persönlichkeit schon fast konträr zu den allgemeinen Erziehungsstandards steht. Probleme im Leben sind so geradezu vorprogrammiert. Wie Du diese unpassenden Programme erkennst, diese auflöst und Dich passend neu programmierst, erfährst Du hier.
Selbstfindung vs. Erziehung
Menschen werden von ihrem Lebensanfang an bewusst und unbewusst auf die verschiedensten Arten programmiert bzw. konditioniert. Das gilt für beide Seiten: Diejenigen, die programmieren und diejenigen, die programmiert werden.
Auf der anderen Seite möchte ein Mensch schon von einem sehr frühen Alter an sich und seine Welt kennenlernen und erkunden. Dabei stößt der junge Mensch meist schnell an verschiedene Grenzen:
- Grenzen des eigenen Verstands
- Grenzen der körperlichen Möglichkeiten
- Grenzen, die von außen - meist von den Eltern - dem Kleinkind gesetzt werden
Es ist die Aufgabe der Eltern, ihr Kind in dieser Welt überlebensfähig und lebensfähig zu machen. Das geschieht oft so, wie die Eltern es selbst durch ihre Eltern erfahren haben. Das läuft insbesondere dann so, wenn sich die Eltern keine festen Gedanken über die Erziehung ihres Kindes gemacht haben oder sie voll hinter der Methode stehen, ihr Kind so zu erziehen, wie sie selbst erzogen worden sind.
Die allgemein gebräuchlichen Methoden der Kindeserziehung schränken naturgemäß die Selbstfindung des jungen Menschen eher stärker als schwächer ein. Die Eltern definieren vor allem, wer ihr Kind ist und ihr Kind übernimmt in gutem Glauben, was seine Eltern ihm sagen. Wer sonst wäre als Autorität hier sonst vorhanden?
Später im Leben sagen Kindermädchen, Erzieher, Lehrer, Vorgesetzte und oft auch Lebenspartner dem heranwachsenden Menschen, wer er / sie / sier ist oder was sie glauben in diesem Menschen zu sehen oder wie sie sich diesen Menschen wünschen zu sein. Eine ganz wichtige Einflussquelle stellen schon ab der Kindheit diverse Medien da, die in ihrer Vielzahl und Vielfalt einen jungen Menschen schnell verwirren und überfordern können, wenn man sich davon zu sehr beeinflussen lässt.
INFJ und HSP-Persönlichkeiten fühlen sich hier schnell in einer für sie falschen Welt wieder, weil die moderne Erziehung vor allem auf rationalem Denken beruht und extrovertiertes Verhalten wünscht, was ja genau das Gegenteil dieser Zielgruppe repräsentiert, die introvertiert, intuitiv und fühlend sind, was in unserer modernen Gesellschaft keine zu große Wertschätzung erfährt. INFJ & normal passt eben nicht zusammen und wird früher oder später zu Problemen führen. Ob unterschwellig oder offen.
Eine ganz wichtige Komponente für INFJ-Persönlichkeiten ist es, das ihr Tun einen Sinn hat. Sie wollen wissen, warum sie etwas tun, tun sollen oder wie wieso Dinge so sind, wie sie sind. Und natürlich wollen sie als menschliches Wesen / Subjekt wahrgenommen, behandelt und in die Gesellschaft integriert werden. Eigentlich sind das Dinge, die jeder gesunde Mensch schon ab einem jungen Alter wünscht, aber bei einem INFJ ist dieses Verlangen noch mehr im Fokus. INFJ-Persönlichkeiten haben oft auch ein Problem mit Hierarchien, weil sie sich grundsätzlich mit ihren Mitmenschen als gleichwertig ansehen.
Nun denken wir mal an den Alltag eines Kindes: Werden dort diese Ansprüche erfüllt? Meist nicht. Kinder sollen Dinge tun, weil Erwachsene es so sagen. Fragen nerven oft, weil die Erwachsenen selbst überlastet sind. Es werden alle möglichen Manipulationstaktiken angewandt, um junge Menschen in strukturierte Tagesabläufe oder Lehrpläne zu pressen, die durch Normen von oben vorgegeben werden. Ruhe hast Du als Kind nur, wenn Du brav gehorchst und Dich selbst aufgibst. Das bleibt für viele Menschen bis ins Erwachsenenalter dann auch die häufigste Überlebensstrategie. Experten wie Prof. Gerald Hüther oder Vera F. Birkenbihl kritisieren dies scharf, weil so mehr Schaden angerichtet wird als Gutes für die betroffenen Menschen.
Programmierung ist teilweise sinnvoll
Deine Programmierung bzw. Erziehung ist in soweit sinnvoll, damit Du weißt, wie unsere Gesellschaft, in der Du lebst, funktioniert und Du Dich orientieren kannst, ohne gleich überall durch's gesellschaftliche Raster zu fallen und komplett ausgegrenzt zu werden.
Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig zu erfahren, was Dir davon gut tut und was Dir nicht gut tut. Dann geht es darum, diese Dinge und Situationen soweit es geht aus Deinem Leben auszuschließen oder, wenn gewisse Situationen eben nicht vermeidbar sind, entsprechende Maßnahmen zu entwickeln, wie Du Dich von dem Stress oder den Schäden regelmäßig wieder erholen kannst. Letztendlich geht es darum, Dein Leben so zu gestalten, wie Du es für Dich brauchst und es nicht so zu leben, wie andere Menschen es von Dir erwarten. Normalerweise geschieht diese Entwicklung erst im Erwachsenenalter, sofern Du keine erfahrenen Eltern hast, die Dich hier frühzeitig an die Hand nehmen können, um Dir viel Leid und Schäden zu ersparen.
Wann ist Programmierung hinderlich?
Als INFJ kennst Du das wahrscheinlich:
- Du fühlst Dich in Deinem sozialen Umfeld fremd
- Du sollst Dinge tun, die Dir komplett sinnfrei bis unangemessen erscheinen
- Du merkst früher oder später, dass dieses sich zwängen oder gezwängt werden in ein unpassendes soziales Korsett Dir psychisch oder körperlich schadet
Stopp! spätestens ab dem letzten Punkt besteht akuter Handlungsbedarf.
In meinen Artikeln und Coachings habe ich es immer wieder gesagt: Als INFJ brauchst Du Deinen eigenen Raum zum regelmäßigen Rückzug von dieser kaputten Welt da draußen, wo Du sein darfst, wer Du bist und Deine Batterien wieder auftanken kannst. Der Jackpot wäre es natürlich, eine Mission und einen passenden Lebensraum für Dich zu finden, wo Du nicht mehr fliehen musst und Du Dein Wesen voll ausleben darfst.
Und ja es stimmt auch: Der INFJ ist ein Meister der Anpassung in sehr vielen Situationen. Oft spielst Du Spiele mit, die Dir nicht gut tun, bringst Dich dort sogar noch massiv ein oder fällst nicht auf. Deine Programmierung aka Erziehung hilft Dir zu wissen, was von Dir gesellschaftlich erwartet wird. Das ist grundsätzlich weder gut noch schlecht. Du bist dann nicht mehr ganz so fremd im eignen Land. An dem Punkt, wo Du merkst, dass etwas zu viel oder gar schädlich für Dich wird, musst Du allerdings geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen, um Dich langfristig vor Schaden zu schützen. Dazu gehört es, Deine Glaubenssätze und Programmierungen sowie gesellschaftliche Normen zu durchschauen und Dir dafür alternative Wege zu schaffen, die Dir nicht mehr schaden, Deinen Werten entsprechen, aber zumindest Dir eine Möglichkeit schaffen, einen Safe Place zu finden, wo Du Dich von diesem Stress und Druck erholen kannst.
Gehe in die Tiefe:
Im folgenden YT-Video von Steffen Raebricht interviewt er die Institutsleiterin Almut Schmale-Riedel, die sich auf die Transaktionsanalyse nach Eric Berne spezialisiert hat und das Thema sowie die Bedeutung des Lebensskript bespricht.
"Du lernst, wer Du bist, indem Du verlernst, wer man Dir beigebracht hat zu sein."
Zitent unbekannt
Finde die richtige Balance!
In der Regel dauert es lange, bis Du diesen Punkt erreicht hast, weil die Menschen und Bezugspersonen um Dich normal sind und normal, also nach den gängigen Normen, leben. Das bringt meistens ein hohes Konflikt- und Schadenspotenzial mit sich. Wenn Du dann erwachsen bist und auf eigenen Füßen im Leben stehst, hast Du eigentlich erst die notwendigen Spielraum, Dein Leben selbst zu bestimmen und zu gestalten. Das ist ein schon recht später Zeitpunkt im Leben, wo Du Dich bereits höchstwahrscheinlich wieder in anderen Lebenszwängen befinden wirst, um das zu tun, was Du gerne möchtest und nicht das zu tun, was andere Menschen von Dir verlangen. Und natürlich muss Du auch erst einmal erwachen und verstehen, wer Du bist, was Du brauchst und dass nur Du eine Situation ändern kannst.
Der Bewusstseinsprozess und der Anpassungsprozess an ein INFJ-gerechtes Leben sollte möglichst früh beginnen. Dazu bräuchte es Eltern mit einem entsprechenden Bewusstsein und Wissen, Dich INFJ-gerecht zu führen und zu unterstützen.
Falls Du später eigene Familie gründest oder schon hast, läge es an Dir, für Eure Kinder eine persönlichkleitsgerechte Atmosphäre zu schaffen, um möglichst selbstbewusst und unbeschadet aufwachsen zu können und sie später als starke Persönlichkeiten ins Leben entlassen zu können. Aber vergiss nicht, dass Deine Kinder auch das normale Leben verstehen und damit umgehen lernen müssen.
Idealerweise sollte die eigene Familie oder Community dem INFJ optimalen, sozialen Halt geben. Die allerwichtigste Wurzel ist aber, dass eine INFJ-Persönlichkeit als freiheitsliebendes und unabhängiges Wesen sich selbst am besten Halt geben kann und sich selbst liebt und akzeptiert, so wie Du bist.
Programmiere Dich neu!
Bevor Du einen alten Glaubenssatz bzw. eine alte Programmierung umprogrammieren kannst, musst Du diese alte Programmierung
- erkennen
- verstehen
- sie loslassen, weil Du erkannt hast, dass sie nicht mehr zweckdienlich oder gar schädlich ist
- eine neue, passendere Programmierung finden
- einen Weg haben, diese neue Programmierung bei Dir zu programmieren und langfristig zu integrieren
Körperlich gesehen, lässt Du alte Teile Deines neuronalen Netzwerkes ungenutzt veröden und schaffst neue Teile in Deinem neuronalen Netzwerk im Gehirn, die Du ab sofort, fleißig nutzt und Dich so neu programmierst.
Ein ganz wichtiger Aspekt hier ist es, mit Deinen verbesserten bis ganz neuen Glaubenssätzen neue Erfahrungen zu machen, die Dir zeigen, dass diese Neuprogrammierungen besser und nützlicher sind als die alten. Das hilft Dir bei der Vertiefung dieser neuen Programmierung in Deinem Gehirn.
Ich habe weiter oben absichtlich nicht von Löschungen alter Programme gesprochen, weil in Stresssituationen potenziell die Gefahr besteht, wieder in alte Muster und Urtriebe zurückzufallen. Umso häufiger Du allerdings in Stresssituationen die Erfahrung machst, dass Deine neuen Programme viel besser als die alten sind, desto weniger besteht eine Rückfallgefahr.
"Maybe the journey isn't about becoming anything.
Maybe it's about unbecoming everything that isn't really you,
so that you can be who you were meant to be in the first place."
Paolo Coelho
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