Der bekannte Hirnforscher Professor Dr. Gerald Hüther sagt, dass die wichtigste Grundlage einer würdevollen Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen ist, diese als Subjekt zu sehen und zu behandeln und nicht als Objekt. Dann entsteht Würde.

• Menschen nicht auf der gleichen Ebene zu sehen und zu behandeln
• ungewollte Ratschläge geben
• Schuldzuweisungen
• Zurechtweisungen
• Indiskretionen und Vertrauensbruch begehen
• Beleidigungen und Gewalt jeder Art
• sich an andere Menschen so stark anpassen, dass Deine eigene Identität, Interessen, Gesundheit stark beeinträchtigt bis geschädigt werden
• seine eigenen oder die Werte und Prinzipien anderer Menschen zu untergraben

• sich auf Augenhöhe zu begegnen
• nicht zu werten
• Raum für bedingungslose Entfaltung geben, so lange keine legalen Grenzen verletzt werden
• es findet ein gegenseitiger, wertschätzender Austausch statt
• gegenseitige Unterstützung und Hilfe nur nach Absprache
• gegenseitige Förderung der Würde

Diese Punkte kannst Du als Prüfsteine und Leitlinien verwenden, um die Qualität Deiner Beziehungen zu prüfen und zu verbessern. Kommen wir zu den klassischen Beziehungskategorien im Einzelnen:

Die Grundlage für eine würdevolle Beziehung zu sich selbst, wird vor allem in der kindlichen Erziehung, insbesondere bis zum Alter von 7 Jahren gelegt, bis wo ein Kind die verbalen und nonverbalen Informationen der Eltern und aus seiner Umwelt noch ungefiltert auf- und annimmt.Wenn hier etwas schief läuft...und das tut es in der Regel...dann hast Du von Kindesbeinen an ein zumindest unterschwelliges Problem mit dem Verhältnis zu Dir selbst. So entsteht in Dir Dein mehr oder minder stark ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Auch durch erlittene Traumata erhält Deine Würde Schäden. Wenn Dir wichtige Zuwendung im Kindesalter verwehrt worden ist, wirst Du leicht bedürftig und opferst dann normalerweise Deine Würde, um emotionale Defizite auszugleichen, wie Liebe und Aufmerksamkeit von anderen Menschen zu erhalten. Sich gesund abgrenzen zu lernen, ist ein wichtiges Lernziel, um für sich und andere mehr Würde zu erfahren.

Im Erwachsenenalter setzt sich das weiter fort, weil unser soziales System und Arbeitssystem immer noch überwiegend hierarchisch aufgebaut ist und darin lebende Menschen in der Regel kontrolliert, gesteuert, befehligt und unterdrückt werden. Das frustriert viele Menschen und macht Dich langfristig krank.

Darum haben Selbstfindungworkshops, Retreats oder Achtsamkeitsseminare solch einen hohen Zulauf, um die Menschen wieder in ihr gesundes Selbst und in bessere Beziehugsstrukturen zu bringen. Nur leider bleibt dies meist im Privatbereich hängen, weil auf der Arbeit Durchsetzungsvermögen, Teamgeist und eine Unterordnung privater Interessen dem Arbeitgeber gegenüber abverlangt wird.     

So ist es nicht immer leicht, in ein würdevolles Leben zurückzukehren und dies aufrecht zu erhalten.

Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere Menschen gesund lieben. Oder: wer sein Leben würdevoll lebt, behandelt auch seine Freunde und Lebenspartner mit Würde. Die meisten Beziehungen sind ein Gemisch aus würdevollen und weniger würdevollen Umgang, weil in unserem Alltag so viele unwürdige bzw. zum Objekt machende Verhaltensweisen integriert sind, dass es den meisten Menschen gar nicht wirklich bewusst ist. Je toxischer eine Beziehung ist, desto weniger Würde gibt es in dieser Beziehung. Ja, ich rede hier von Vorsatz.

Wer sich bewusst zu einer würdevollen Beziehung entscheidet, hat regelmäßige Beziehungsarbeit vor sich. Das geht unter Partnern, wenn sie erfahren genug sind. Noch besser geht das mit einem Beziehungscoach. Hier geht es vor allem um die Verbesserung des Umgangs miteinander und gemeinsame Lebensziele zu definieren.

Der Vater erklärt dem Kind die Welt. Die Mutter erklärt dem Kind, wie man mit der Welt in Beziehung tritt. Ist die Mutter im Konflikt mit ihrer eigenen Würde bzw. traumatisiert, gibt schon sie ein nicht-würdevolles Beziehungsmuster an ihr Kind weiter. In der Gesellschaft wurden Kinder und werden es heute noch nicht immer würdevoll behandelt. Das prägt ein Kind dann auch.   

Es gibt allerdings auch Negativbeispiele von gut gemeinter Vermittlung von Würde, wenn Eltern ihre Kleinkinder fragen, ob sie ihr Kind anfassen dürfen, so wie man das bei fremden Erwachsenen tun sollte. Das überfordert ein Kind natürlich, weil Kontakt zu den Eltern etwas ganz Normales und Selbstverständliches für ein Kind ist. Kinder brauchen Schutz, keine Vermittlung eines MInderwertigkeitsgefühls durch Erwachsene. Früher gab es den Satz: "Du hast im Leben noch nichts geleistet, also hast Du auch keinerlei Ansprüche zu stellen. Sei froh, wenn Du überhaupt etwas bekommst." Gott sei dank wird heute allgemein wertschätzender mit Kindern umgegangen und ihr Potenzial gesehen und gefördert.

Noch heute behandeln viele Vorgesetzte ihre mitarbeitenden Menschen wie Objekte. Noch mehr arbeitnehmende Menschen lassen sich aus Angst um ihre Arbeit zu Objekten machen oder präsentieren sich gleich selbst als solche. Schließlich geht es in einem Unternehmen darum, dass es läuft und man sich vergrößern kann, damit jeder Mensch seinen Job behält und weitere, neue Jobs geschaffen werden können. Wer sich hier nicht unterordnet, gefährdet den Betrieb. Systemisch korrekt gedacht, aber menschlich und mit Blick auf die Würde des Menschen geschehen hier oft Entwürdigungen. Kein Wunder, denn das Hierarchiesystem in den Betrieben ist der Struktur des Militärs nachempfunden. Die halten es auch nicht immer so eng mit der Menschenwürde im Alltag. Auch wenn in der Zentralen Dienstvorschrift etwas anderes stehen mag.

Natürlich gibt es Managementstile, die ihre Menschen mit möglichst viel Würde und Eigenverantwortung behandeln. Wenn es im Businessalltag aber hart auf hart kommt, spürt man davon oft nicht mehr viel. 

INFJ und HSP-Persönlichkeiten haben erfahrungsgemäß häufiger Traumata erfahren als  andere Menschen. Darum ist es wichtig, hier noch gesondert auf die Wiedererlangung der Würde von traumatisierten Menschen einzugehen. Die Traumatherapeutin erklärt Dir, warum traumatisierte Menschen ein besonderes Problem mit ihrer Würde haben und wie sie ihre Würde wieder erlangen können.