Wir INFJ-Persönlichkeiten nach dem Myers-Briggs-Type-Indicator (MBTI) sind wahrscheinlich der seltenste Persönlichkeitstyp auf dieser Welt. Und seltene Persönlichkeitstypen dürfen und haben in der Regel so ihre ganz besonderen Eigenarten. Das trifft auf einen INFJ in jeder Hinsicht zu. Hier möchte ich auf eine weitere Eigenart eingehen, die man uns Advokaten nachsagt: Wir wären angeblich starrköpfig. Ich als ein INFJ sage: "Das hängt vom Standpunkt des Betrachters ab." Betrachten wir mal diese Starrköpfigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln.

Wenn wir INFJ uns etwas in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen wir das auch durch! In den wenigsten Fällen passiert das sofort, kann aber im besten Fall zeitnah umgesetzt werden. Im Extremfall dauert es Jahre bis Jahrzehnte, dass ein INFJ umsetzt, was er / sie / sier sich vorgenommen hat. Ein schönes Beispiel ist meine Freundin Anna, die vor zehn Jahren einen Hund adopTIERen wollte. Im Frühsommer 2023 hat sie es endlich umgesetzt. In diesen 10 Jahren hat Anna gewissenhaft und nerdig alles Wissen über Hunde gesammelt, das sie braucht, um eine gute Hundemama zu sein. Die hat über längere Zeit ihren Traum verfolgt und konsequent umgesetzt; auch wenn es zu einer Zeit war, der bestimmt nicht der beste war, aber eine Hundeseele mit einer nicht ganz einfachen Vergangenheit ihren Lebensweg kreuzte, der dringend ein neues Zuhause brauchte. Die Beiden passen zueinander...und so war die Entscheidung klar. Mücke zog bei Anna ein.

Nicht nur im Privatleben, sondern auch oder gerade im Berufsleben ist Durchsetzungsfähigkeit eine sehr gefragte Qualität. Ein INFJ in der richtigen Position bei seinem Arbeitgeber kann da Wunder bewirken, wenn es darum geht,

• betriebliche Ziele langfristig zu verfolgen
• gute Kundenbeziehungen aufzubauen
• oder mitarbeitende Menschen nach und nach von einer Sache zu überzeugen.

Wenn eine INFJ-Persönlichkeit von einer Sache überzeugt oder begeistert ist, stehen die Chancen gut, dass dieser Mensch sich für das Vorhaben voll und ganz einsetzt. Was kann sich ein Chef mehr wünschen? Gerade Sigma INFJ werden hier ganz besonders erfolgreich abschneiden.

Ein INFJ, der in seiner Mitte ist, kann gut störende Einflüsse um sich herum ausblenden bis ignorieren, damit er / sie / sier sich besser auf das eigene Ziel konzentrieren kann. Ich spreche hier von den Untertypen des INFJ-A und Sigma INFJ. Ein INFJ-T oder ein INFJ, der sich noch nicht als solcher erkannt hat, könnte hier Probleme haben oder später ins Wanken kommen.

Es ist eine hilfreiche Funktion, um für die eigenen Ziele am Ball bleiben zu können. Mitmenschen können dies tatsächlich als Resilienz wahrnehmen oder als Ignoranz abstempelt, wenn jemand scheinbar ohne nach links oder rechts zu schauen, sein Ziel erreichen will.

Wir INFJ machen alles auf unsere Art und kommen häufig nicht mit den gängigen Methoden unserer Mitmenschen klar. Den Mainstream zu kopieren wäre für uns auch der Garant für einen Misserfolg oder eine Underperformance auf unseren Potential. Das volle Potential kann ein INFJ nur erreichen, wenn er / sie / sier mit den eigenen Methoden und im eigenen Tempo arbeitet, wie es zum INFJ passt. Das müssen alle Mitmenschen akzeptieren, damit ein INFJ gut in eine Gemeinschaft integriert werden kann. Ein INFJ, der in seiner Mitte angekommen ist, kümmert sich nicht darum, was oder wie andere Menschen etwas machen. Mitmenschen, die das nicht verstehen oder die Hintergründe nicht kennen, können hier schnell Sturheit oder Schlimmeren unterstellen. In Wirklichkeit ist es aber das Beste für alle Beteiligten, einen INFJ immer sein Ding machen zu lassen. 

Trotz und echte Starrköpfigkeit kommen am ehesten bei einem unreifen INFJ bzw. einem INFJ-T vor. Weil meine Mitmenschen, die mir auf die Nerven gehen, es so machen, mache ich es darum ganz anders, ohne zu prüfen, ob dieser andere Weg tatsächlich der bessere Weg für mich ist. Ein reifer INFJ vergleicht und vergewissert sich immer, was tatsächlich der beste und passendste Weg ist, ein Ziel zu erreichen oder eine Aufgabe zu erfüllen. Das klappt mit zunehmender Erfahrung immer besser und schneller.

Anfänglicher Trotz kann aber auch ein guter Motivator sein, etwas doch umsetzen zu können, was Dir Deine Mitmenschen nicht zugetraut haben oder was als unmöglich für die meisten Menschen erscheint. Hier schwenke ich nochmal zu meiner Freundin Anna zurück, die einen Hund adoptieren wollte und das letztendlich auch getan hat: Anna war schon immer eine große Tierfreundin und auch eine INFJane gewesen. Als Jugendliche hatte man ihr eine Tierhaarallergie diagnostiziert. Ihr Traum eines Tages mal ein eigenes Haustier zu haben, war damit grundsätzlich zerstört. Natürlich könnte man da medikamentös etwas machen, aber diese Lösung klang nicht wirklich befriedigend. Das weckte in Anna die Motivation, es doch eines Tages schaffen zu können. Unbedingt! Mittlerweile könnte sie sich als Erwachsene auch vorstellen, bei Bedarf Medikamente einzunehmen. Sie hofft eher auf eine natürliche Desensibilisierung durch einen regelmäßigen, aber kontrollierten Kontakt und entsprechenden Hygienemaßnahmen in ihrer Wohnung. Bis jetzt läuft alles gut. Ich drücke Anna und Mücke weiterhin beide Daumen.