Nachdem in den letzten Jahren, ja fast Jahrzehnten, die Zahl der Burnouts in der Arbeitswelt durch Überlastung stetig gestiegen ist, versuchen jetzt jüngere Generationen, die auf den Arbeitsmarkt kommen, diese Gefahr konsequent von Anfang an zu vermeiden, indem sie sich nicht grenzenlos verausgaben und von Anfang an auf eine gesunde Work-Life-Balance achten. In bestimmten Jobs mag das gut gehen. In anderen weniger. Was sind die Möglichkeiten?
Wie sinnvoll ist Downshifting für INFJ?
Die kurze Antwort lautet: Ja, es ist sehr sinnvoll! Nun zur lange Antwort:
INFJ brauchen möglichst täglich Zeit, um sich vom Trubel der Außenwelt zurückzuziehen und um ihre Batterien wieder aufzutanken. Umso früher Du das als INFJ verstehst, umso gesünder ist es für Dich.
Als junger Mensch hast Du oft noch Energie ohne Ende und den Ehrgeiz, Dich zu beweisen. Früher oder später wirst Du aber das Gefühl des absoluten Ausgepowertseins erleben, nachdem Du einen Tag lang hart gearbeitet hast, vielen unterschiedlichen Reize aller Art ausgesetzt warst oder mit vielen Menschen zusammen warst. Das ist das Alarmzeichen, worauf Du achten musst!
Bei mir ging das mit Anfang 20 los. Ganz INFJ.like habe ich einfach gefolgert, dass ich zu schwach für die Welt da draußen bin, was von meinen toxischen Eltern und einigen toxischen Kollegen noch deutlich verstärkt wurde. Ich fühlte mich nicht gut genug und schuldig, weil ich ja mehr Probleme bereitete als hilfreich war, wie mir gerne eingeredet wurde. Das ist der Einstieg in einen gefährlichen Teufelskreis. Dir wird stets vermittelt, dass Du nicht gut genug bist und eine Bringschuld hast, die Du nie ausreichend erfüllst. Du hast das Gefühl, dass man Dir eine Gnade erweist, trotzdem an Deinem Arbeitsplatz weiterarbeiten zu dürfen, obwohl man Dich eigentlich feuern müsste.
Die Wahrheit aber war, dass ich einen Job gemacht hatte, der für mich als INFJ absolutes Gift war und ignorante Vorgesetzte und Kollegen hatte, die von einem guten, psychologischen Fachwissen und solider, moderner Menschenführung weit entfernt waren. Ich selbst, als schwächstes Glied in der Kette, wusste noch nicht einmal, was mit mir nicht stimmte. Ich litt nur weiter aus Angst vor einem eventuellen Jobverlust und möglichen Repressalien.
Optimal wäre es, wenn Du schon vor Deinem Einstieg ins Berufsleben weißt, wer Du bist und Dir konsequent nur Jobs aussuchst, die wirklich zu Dir passen. Die Routine einer täglichen Auszeit zum Regenerieren sollte schon etabliert werden, bevor erste psychosomatische Symptome auftreten, um gerade diese von Anfang an zu verhindern.
Die junge Generation, die gerade auf den Arbeitsmarkt kommt, macht es also grundsätzlich richtig, wenn sie sich selbst im Arbeitsverhältnis gesunde Grenzen setzt, weil sie wissen, dass sie voraussichtlich bis zu ihrem 70. Lebensjahr arbeiten sollen. Vorher wegen Berufsunfähigkeit auszuscheiden, ist keine wirklich attraktive Alternative. Wären da nicht die angespannte Wirtschaftslage und die Machtverhältnisse am Arbeitsplatz, wo sich im Zweifelsfall der Arbeitgebende immer noch durchsetzt, weil Arbeitskräfte ja möglichst optimal ausgenutzt werden sollen.
Stell Dir vor, Du bist im Supermarkt...
Die feuchten Träume vieler toxischer und ausbeuterischer Arbeitgebenden ist für mich zu vergleichen, wie eine Situation im Supermarkt, wo der Kunde an die Kasse kommt, seine Ware aufs Band legt, berechnet bekommt und nach Ansagen der Summe frech antwortet, dass man nur bereit wäre, 80% der verlangten Summe zu zahlen. Schließlich haben wir ja Inflation und die Kaufkraft ist deutlich knapper geworden. Außerdem möchte der Supermarkt doch, dass ich als Kunde wiederkomme, oder? Es gibt schließlich genügend andere Supermärkte, wo ich mein Geld ausgeben könnte. Das Gesicht des Mitarbeitenden an der Kasse kannst Du Dir vielleicht vorstellen. In Null Komma nix stünde die Fillialleitung oder die Security vor Dir, wenn Du weiterhin auf Deine 20% Rabatt bestündest.
Aber warum klappt das in der Regel immer in der Arbeitswelt mit fast allen Arbeitnehmenden?
Ich spreche hier vor allem von den unbezahlten Überstunden, die in immer mehr Branchen zur Normalität werden. Die EU versucht hier mit einer obligatorischen Zeiterfassung gegenzusteuern. Die Unternehmen argumentieren mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die die Existenz ihrer Firmen immer wieder gefährdet. Da müssen eben Opfer gebracht werden. Sehr fragwürdig wird es, wenn nur die Mitarbeitenden die Opfer bringen sollen, während die Chefetage in Saus und Braus lebt. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen möchte man als Unternehmer natürlich möglich viel Leistung aus seinen Angestellten herausholen. Dass der erste Arbeitsvertrag für jemanden frisch von der Uni eine 60-Stunden-Woche bei übersichtlichem Gehalt beinhaltet, ist nichts Ungewöhnliches, wenn auch nicht legal.
Seit fast 20 Jahren beobachte ich, dass immer mehr Arbeitnehmende immer mehr Arbeit bei kaum steigenden Bezügen leisten sollen und dabei immer häufiger körperlich und psychisch zusammenbrechen. Jetzt beginnt eine neue Generation diesem Trend von Anfang an gegenzusteuern. Man leistet "freiwillig" Mehrarbeit, um seinen Arbeitsplatz zu behalten und das Überleben der Firma zu sichern. Nur zu welchem tatsächlichen Preis?
Eigentlich sind die Machtverhältnisse klar: Aufgrund der Mehrheit der Angestellten könnten diese eigentlich problemlos faire Arbeitsbedingungen durchsetzten, so lange dadurch der Fortbestand des Unternehmens nicht tatsächlich gefährdet wäre. Sonst sägen sich die Angestellten ja ihren eigenen Ast ab, auf dem sie sitzen. Es müssen alle mitmachen, damit Einzelne nicht unter Beschuss kommen. Sie können nicht allen kündigen. In der Praxis läuft es aber normalerweise so, dass die aufmüpfigen Einzeltäter, die die negativen Zustände im Betrieb ändern wollen, eingeschüchtert und rausgemobbt werden. Das alte Prinzip: Bestrafe einen. Erziehe tausend. Leider funktioniert das immer noch.
In bestimmten Branchen mit Betrieben mit jungen Altersstrukturen und modernen Managementansätzen stehen die Chancen da schon besser.
Eine 27-jährige Berufseinsteigerin brachte den aktuellen Zeitgeist in ihrem Instagram-Video auf den Punkt:
- Wir wissen nicht, ob wir einmal genug Geld haben werden, um eine Familie zu gründen
- Wir wissen nicht, ob wir einmal in der Lage sein werden, uns Rücklagen und Wohlstand aufzubauen, den wir auch behalten werden
- Wir wissen nicht, ob und wie viel Rente wir einmal bekommen werden
- Wir wissen, dass wir voraussichtlich bis zu unserem 70. Lebensjahr arbeiten müssen
- Und wir wissen, dass wir uns deshalb für die Zukunft möglichst fit und gesund halten müssen
- Darum machen wir keine Überstunden und gehen nach Feierabend lieber zum Yoga
- Wir nehmen alle Annehmlichkeiten, die wir jetzt bekommen mit, weil wir nicht wissen, was und ob wir später etwas bekommen oder haben werden
Quiet Quitters - der neue Trend?
Quiet Quitters nennt man die junge Generation an Arbeitenden, die sich nicht mehr ausnutzen und sich ihre Lebensqualität stehlen lassen. In der Sternstunde der SRF Kultur wird diese neue Bewegung in ihren Vorteilen und Nachteilen ausführlich diskutiert. So viel sei vorab schon gesagt: die Rechnung der Quiet Quitters geht nicht immer so auf, wie sie es sich vorstellen. Im Grunde ist es ein Luxus unserer Wohlstandsgesellschaft, der nur einigen Branchen und Berufen vorbehalten sein wird.
Die Neuorganisation der Arbeitswelt
In den letzten Jahren wurde das Konzept der 4. Industriellen Revolution stark propagiert. Im Video links erklärt Rudolf Meyer die historische Entwicklung des Phänomens der Industriellen Revolutionen von 0 bis 4.0 sowie die möglichen Konzepte, die nach der aktuellen Industriellen Revolution 4.5 folgen könnten. Was sich für die Industrielle Revolution 4.0 schon abzeichnete, wird sich in den folgenden Versionen immer weiter durchsetzen:
- es werden immer weniger Arbeitnehmende benötigt, weil diese immer mehr durch Maschinen, Roboter und KI ersetzt werden, die die Arbeiten schneller, präziser und viel kostengünstiger übernehmen können.
- der zentrale Arbeitsplatz, zu dem heute noch die meisten Menschen täglich pendeln, wird auch immer mehr der Vergangenheit angehören. Dezentrale Arbeitsplätze, aka Home Offices, haben während der SARS-CoV-2-Pandemie einen starken Aufschwung erfahren und wurden größtenteils gut angenommen von den Arbeitenden, die ihre Arbeit von zu Hause aus machen können.
Weil die obige Entwicklung klar für die Zukunft abzusehen ist, denkt man in Deutschland jetzt laut über die Einführung einer 4-Tage-Woche nach. (rechtes Video)
Ziel: Mehr Zeit mit der Familie verbringen
Der Plan, dass in Zukunft weniger gearbeitet werden wird und Arbeit in vielen Bereichen auch dezentral stattfinden kann, passt gut zu der Philosophie der oben erwähnten Quiet Quitters, die sich ja ein übersichtliches Arbeitspensum und mehr Quality Time mit Freuden, Lebenspartnern und Familie wünschen.
Meiner Hauptzielgruppe, der INFJ-Persönlichkeiten und der hochsensiblen Menschen, kommt solch eine Entwicklung sicherlich auch gelegen, weil sie hier ihre Zeit flexibler einteilen können und entweder allein sein können oder ihre Lieblingsmenschen näher bei sich haben. Insgesamt klingt also alles nach einem Gewinn.
Downsizing im Privatbereich
Mit Downsizing im Privatbereich asoziiert man in erster Linie, dass man beispielsweise in eine kleinere Wohnung zieht, um Kosten zu sparen. Gerade für INFJ (MBTI) und HSP habe ich hier noch ein paar andere Punkte, die sich als nützlich erweisen können.
Sich eine kleinere Wohnung zu suchen, kann den steigenden Lebenshaltungskosten geschuldet sein oder einer Gehaltskürzung, weil Du Dich entschlossen hast, am Arbeitsplatz Deine Stunden zu reduzieren, um weniger Stress zu haben und mehr Zeit mit Deinen Liebsten verbringen möchtest.
Du könntest es aber auch tun, um unnötige Kosten zu sparen. Das Geld investierst Du dann sinnvoll woanders, indem Du für eine hochwertige Fortbildung sparst oder das Geld in Aktien investierst, um finanziell besser abgesichert zu sein. Für den Fall, dass Du in einer relativ großen Wohnung lebst oder Du Dich kürzlich aus einer Beziehung getrennt hast und meinst, dass Du auch gut auf weniger Quadratmeter leben kannst, ist es definitiv wert, die Alternativen zu überprüfen.
Als kleinere Maßnahme könntest Du Deine Wohnung auch mal ausmisten, wenn sich über die Jahre und Jahrzehnte vieles angehäuft hat, was Du nicht mehr brauchst. Stichworte wären hier:
- mehr Übersicht schaffen
- Stauraum mit platzsparende Möbeln besser ausnutzen
- emotionalen und materiellen Ballast abwerfen
- sich eine neue Wohlfühloase für einen neuen Lebensabschnitt schaffen
Auch wieder sehr positiv für INFJ und HSP-Persönlichkeiten: Vermeide übermäßige Dekoration und alten, emotional beladenen Ballast in Deiner neu designten Wohnung. Das Thema Reizüberflutung sollte in Deinem Privatbereich, wo Du Dich wieder auflädst, kein Thema sein. Schließlich ist das Dein Kraftort. Und der ist sehr wichtig für Dich!
"Dank einer hybriden Arbeitswelt spielt es keine Rolle mehr, ob ein Unternehmen in der Stadt oder auf dem Land sitzt."
Lisa-Rosa Bräutigam
Gründerin des Start-ups nuwo
Über meinen Amazon Partner Link kommst Du zu meinem Buchtipp, wo Du eine Komplettlösung für die Verschlankung, Reorganisation und Transformation Deines Zuhause in Richtung Minimalismus findest.
Der Haken an der Sache ist...
Kannst Du es Dir bei Deinem Gehalt überhaupt leisten, einen Gang zurückzuschalten?
Gerade für Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, wird es hier immer nur ein Kopfschütteln als Antwort geben. Die Arbeit im Niedriglohnsektor ist oft hart oder bedarf nur geringer Qualifikation und ist natürlich schlecht bezahlt.
Schon jetzt und erst recht in der Zukunft wird es tendenziell immer mehr Menschen geben, die überqualifiziert eine Arbeit ausführen werden, die weit unter ihrem Niveau liegt. Angeboten werden solche Jobs schon heute wie Sand am mehr. Die Frage bleibt nur, was Dir lieber ist: Arbeit zu haben, die unter Deinem Niveau ist oder keine Arbeit zu haben und Dich ständig mit dem Jobcenter auseinandersetzten zu müssen, die alles versuchen werden,
um Dich aus ihrer Statistik raus zu bekommen. Der Unterschied zwischen Deinem Gehalt oder dem Bürgergeld wird in vielen Fällen bei prekären Jobs nicht zu groß sein.
Du musst es Dir finanziell eben leisten können, einen Gang zurückzuschalten. Unser System ist auf geplante finanzielle Knappheit aufgebaut. Je weniger Du verdienst, desto weniger Rentenansprüche hast Du später. Über eine private Rentenzusatzversicherung kannst Du, wenn Du finanziell unten bist, auch nicht denken, obwohl Du sie dringendst bräuchtest.
Willkommen zurück im Hamsterrad!
Finde Deine mögliche Work-Life-Balance mit mir!
Wie sieht es mit Deiner aktuellen Work-Life-Balance aus?
Denkst Du auch an ein Downsizing auf der Arbeit oder privat oder in beiden Bereichen?
Wie stehst Du zu der Gruppe der Quiet Quitters? Nachvollziehbare Interessen, die Du auch verfolgst oder unterstützt? Oder sind das für Dich alles egoistische, wohlstandsverwöhnte Kollegenschweine?
Was möchtest Du in Deinem Leben gerne Downsizen und dabei Unterstützung durch einen Coach haben?
In einem kostenlosen Orientierungsgespräch können wir Deine Ziele definieren, bevor wir diese Ziele dann für Dich umsetzen werden.
Ich freue mich auf Deine schriftliche Anfrage!
Dein Experte für mehr introvertierte Lebensqualität
Oliver
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