Die INFJ-Persönlichkeitstypen aka Advokaten nach dem Myers-Briggs.Typen-Indikator (MBTI) neigen regelmäßig dazu, Dinge, die sie zu erledigen haben, aufzuschieben. Das klingt zunächst nachlässig, hat aber klare Gründe, wenn man das Wesen eines INFJ kennt und versteht.

Es gibt in meinen Augen 3 Hauptgründe, warum INFJ-Persönlichkeiten Dinge, Aufgaben oder Pflichten immer wieder bis auf den letzten Drücker aufschieben, ohne ins Tun zu kommen.

Besonders INFJ-T haben mit einem schwachen Selbstbewusstsein zu kämpfen, weil sie in ihrem Leben immer wieder Ablehnung und Rückschläge erleben, die ihnen natürlich zusetzen. Die Außenwelt vermittelt Dir regelmäßig, dass Du nichts auf die Reihe bringst oder ein Fremdkörper innerhalb einer Gemeinschaft bist. Solche Erfahrungen stärken nicht gerade das Selbstvertrauen. Geht eine Sache schief, ist Dir der Spott gewiss. Bringst Du eine Sache - oft unter großem Einsatz - zu Ende, wir es nicht gesehen oder nicht wertgeschätzt. Wie willst Du ein positives Selbstbewusstsein aufbauen, wenn Du am Ende schon weißt, dass Deine Leistung niemanden interessiert?

Schnell resignierst Du und denkst, dass es eigentlich gar keinen Sinn macht, erst anzufangen. Irgendwann fängst Du vielleicht lustlos an, weil es getan werden muss. Der Prozess zieht sich aber, weil Du weißt - oder besser erwartest - dass Du am Ende wieder mit negativen Reaktionen konfrontiert wirst. Das willst Du natürlich vermeiden.

Das Stichwort heißt hier Reizüberflutung. Du hast mehrere Dinge zu erledigen und Du weißt nicht, wo Du anfangen sollst. Es kann auch sein, dass von außen verschiedene Störfaktoren wie Lärm, regelmäßiges Telefonklingeln, eine enge Taktung von Terminen, etc. Dir die Konzentrationsfähigkeit rauben. Dein Energielevel sinkt. Und wenn Du wieder Zeit hast, bist Du zu erschöpft, um noch andere Dinge außerhalb Deiner Task List zu erledigen. Das hält Dich auf.

Ganz besonders typisch für einen INFJ ist der Hang zum Perfektionismus. Das heißt, Du willst zuerst den perfekten Plan aufstellen, wie Du etwas erledigen kannst. Schaffst Du es, ins Tun zu kommen, ist das erreichte Ergebnis höchstwahrscheinlich nicht gut genug für Dich, dass Du es abgeben, veröffentlichen, etc. möchtest. Du kannst einfach keinen Schlussstrich ziehen. So bleiben viele tolle INFJ-Ideen reine Phantasien und Kopfgeburten, die es nie in die Praxis zu den Menschen schaffen, für die es bestimmt ist. Dieses typische INFJ-Problem ist auch als Overthinking bekannt.

Ich persönlich empfehle Dir, für Deine anstehenden Aufgaben klare Strukturen zu schaffen, damit Du Deine Aufgaben nach Prioritäten ordnen und dann nach und nach abarbeiten kannst. Dazu bietet sich die Eisenhower Methode gut an, die unten in einem Video von Mission Bachelor auf YouTube beschrieben wird.

Dazu musst Du Dir auch entsprechende Zeitrahmen pro Aufgabe setzen:

1. Wie viel Zeit brauchst Du, um eine Aufgabe vorzubereiten bzw. zu planen?
2. Wie viel Zeit brauchst Du, um Deine Aufgabe in der Praxis soweit umzusetzen, dass Du zumindest einen funktionsfähigen Prototypen hast, den Du später noch verbessern kannst?

Für Dich als INFJ ist dieser letzte Halbsatz besonders wichtig! In den vorherigen Absätzen habe ich Dir verschiedene, ältere Blogartikel verlinkt, die vertiefend auf die markierten Stichpunkte eingehen. Eine wichtige Schlussfolgerung zum Thema Overthinking und Perfektionismus ist, dass Du als INFJ, wenn Du einen Prototyp oder einen ersten Lösungsansatz vorlegst, dieser höchstwahrscheinlich besser sein wird als jeder andere Prototyp eines anderen Persönlichkeitstypen des MBTI. Ab dann arbeitest Du mit dem heutzutage geläufigen Prinzip von Versionen; also 1.0, 1.1, 1.2, 2.0, etc. und setzt Schritt für Schritt Deine Vision in der Praxis um. Hauptsache Du kommst ins Tun!

Es wird immer Menschen geben, die Dir irgendwo Neid, Zurückweisung und Missgunst entgegenbringen. Genauso wie es immer Menschen geben wird, die an Dich glauben, wenn sie Dich kennen und schätzen gelernt haben. Bist Du nur oder überwiegend von Menschen umgeben, die über Dich meckern, bist Du eindeutig am falschen Arbeitsplatz, im falschen Freundeskreis, etc. und solltest schnellstens Dein Umfeld wechseln! Wenn Du weißt, was Du kannst und Deine Mitmenschen wissen, was Du kannst, wirst Du Deine Fürsprecher und Fangemeinde finden. Davon bin ich überzeugt!

Nein, ganz bestimmt nicht! Aber sie tun es trotzdem aus den oben aufgeführten Gründen. Im Nachhinein bringt das Aufschieben von Aufgaben immer nur Stress mit sich, und zwar umso mehr, je länger Du etwas aufschiebst!

Mein Motto ist da eher: Was Du sofort machen kannst, ohne wichtigere Dinge zu vernachlässigen, erledige sofort, denn dann ist es erledigt, und es macht Dir keinen weiteren Stress mehr.

Leider braucht es aber oft die schmerzliche Erfahrung von zu viel Stress, bis sich ein INFJ dazu von selbst durchringt, seine Aufgaben möglichst früh, nach Prioritäten und Dringlichkeit abzuarbeiten. Das gute Gefühl danach, dass eine Pflicht erfüllt ist und Du aufatmen kannst, sollte eine gute Motivation für Dich sein. Allerdings musst Du dieses gute Gefühl auch erstmal erlebt und genossen haben, damit die innere Motivation für Dich vorhanden ist. Motivation von außen - also schlimmstenfalls ein Einpeitscher - ist für INFJ keine gute Form der Motivation. Besser ist immer ein erlebtes, gutes Gefühl, das Du hattest, weil Du es selbst geschafft hast und jetzt weißt, dass Du immer an diesen Punkt zurückkehren kannst, wenn Du es willst.