Viele Vorstellungsgespräche werden leider aus der Bittstellerposition geführt. Das heißt, der Bewerber katzbuckelt vor dem potenziellen Arbeitgeber, um die Stelle zu bekommen. Steht der Bewerber unter äußerem Druck oder hat nicht viel zu bieten, könnte man das zwar noch nachvollziehen. Aber es sollte nicht so sein. Als erfahrene Fachkraft sich bei einem Vorstellungsgespräch klein zu machen, halte ich für einen kapitalen Fehler. den Du wahrscheinlich teuer bezahlen wirst. Hier möchte ich Dir zeigen, wie Du auf Augenhöhe mit Deinem zukünftigen Arbeitgeber sprichst und überzeugst.
Vorstellungsgespräche pro-aktiv gestalten
Es gibt Menschen, die meinen,Vorstellungsgespräche sind wie Prostitution. Wenn ich höre, wie manche Arbeitsverhältnisse zustande gekommen sind oder sich entwickelt haben, kann ich sagen, dass das mancherorts leider so der Fall ist. Da geht es manchmal sogar fließend weiter in den kriminelle Bereiche wie , Erpressung, Betrug, Beleidigung und Körperverletzung. Am Ende bleiben Opfer zurück, die sich unbewusst und immer wieder in einem Netz totalitärer Strukturen verfangen, weil sie es nicht anders kennen.
Ein gutes Arbeitsverhältnis sollte ein gegenseitiges Geben und Nehmen, Fordern und Fördern und Unterstützen auf menschlicher Augenhöhe darstellen. Und das fängt beim Vorstellungsgespräch an.
Die Grundlage des Bewerbenden ist ein gesundes Selbstbewusstsein und eine Kenntnis des potenziellen Arbeitgebers. Letzteres lässt sich heutzutage alles googlen. Über Businessplattformen wir XING, LinkedIn oder Bewertungsportale wir Kununu oder Glassdoor kannst Du von Ex-Angestellten Infos zu Deiner Firma erhalten, wo Du Dich bewerben möchtest. Manchmal hörst Du dann richtig interessante Insiderinformationen. Aber auch die meisten Personalabteilungen googlen die Menschen, die sich bei ihnen bewerben und fragen eventuell bei letzten Arbeitgeber nach, was sie erwartet.
Sitzt Dir nicht gerade das Jobcenter im Nacken oder hast Du gerade akute Geldnot, solltest Du auf alle Fälle sagen, was Du willst, damit Du bekommst, was Du willst. Ich setze sogar noch einen und einen zweiten drauf:
Sitzt Dir das Jobcenter im Nacken, halte ich es für ganz besonders wichtig, noch mehr Eigeninitiative an den Tag zu legen und selbstständig nach interessanten Arbeitgebern und interessanten Stellen zu suchen. Wenn Du ein nachgewiesenes Jobangebot vom Jobcenter ablehnst, bekommst Du Ärger! Darum solltest Du gerade in dieser Situation immer schneller sein und Dir Deine Wahlmöglichkeit erhalten. Bei Stellen, von denen das Jobcenter noch nichts weiß, kannst Du souveräner agieren.
Ganz wichtig ist es auch, sich auf Stellen zu bewerben, die Du toll findest, auch wenn Du nicht alle Kriterien erfüllst. Dein ehrliches Argument "Ich will diesen Job unbedingt haben!" kann schon der Türöffner sein, dass Du den Job trotz Defizite bekommst. Motivation schlägt bekanntlich Talent. Du muss eben mit der Firma verhandeln, wie Du diese Defizite ausgleichst und dass Dich die Firma zeitnah auf das gewünschte Level bringt, das verlangt wird. Durch intelligente Frage zeigst Du den Interviewern, dass Du Dich mit dem Job und der Firma aktiv beschäftigt hast. Du führst tatsächlich Deine Hälfte des Gesprächs durch Fragen, denn wer fragt, der führt. Lösungsvorschläge oder Wege, wie Du in vorherigen Firmen mit Herausforderungen umgegangen bist, zeigen Deine Erfahrung und Kompetenz. Das sollte Dich attraktiv machen. Sprich bitte im 1. Vorstellungsgespräch noch nicht vom Gehalt, sofern Du nicht direkt darauf angesprochen wirst. Die Vertragskonditionen sollten grundsätzlich Teil des 2. Job Interviews sein.
Es könnte auch passieren, dass Du im Recall aka 2. Interview überraschend ein alternatives bzw. besseres Jobangebot erhältst, das deutlich besser ist, als das auf das Du Dich beworben hast, weil Du einfach unerwartet gut warst.
Warum gehen Vorstellungsgespräche so oft schief?
Bei einem Vorstellungsgespräch kann es auf beiden Seiten aus verschiedenen Gründen stressig werden. Die Gründe können vielschichtig sein und haben oft eine längere Vorgeschichte.
Aufgrund gegenseitiger Enttäuschungen halten sich beide Seiten oft bedeckt und sagen aus taktischen Gründen nicht alles, was nötig wäre, damit beide Seiten alle nötigen Infos haben, um eine richtige Entscheidung treffen zu können. Daraus wird schnell ein Teufelskreislauf des Misstrauens, aus dem beide Seiten schwer wieder herauskommen.
Gezieltes, tiefes und umfangreiches Fragen des Bewerbenden wird also gar nicht so häufig zu finden sein. Der große Vorteil dieser Taktik ist, dass Du an einen potenziellen Arbeitgeber eine klare Ansage machst, wer Du bist, was Du willst, wo Du hin willst und was Du kannst. Das heißt, wenn man Dir daraufhin absagt, sei froh, dass Du einen für Dich unpassenden Arbeitgeber ausgesiebt hast!
Probleme seitens des Bewerbers
- schlechte Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch. Schlechtes Selbstbewusstsein.
- schlechtes Gewissen, weil in der Vergangenheit etwas Unschönes passiert ist (Du bist gefeuert worden, etc.)
- negative Glaubenssätze vom Bittstellermythos oder keine "unangenehmen Fragen" zu stellen, weil das die Chancen auf den Job mindern könnte
- Mangelnde Qualifikation, obwohl Du den Job unbedingt haben willst
- Du hast Zukunftspläne, die dem zukünftigen Arbeitgeber nicht gefallen könnten (Du willst in einem halben Jahr studieren. Die Firma sucht aber jemanden für länger.)
- der Bewerbende würde eine Nachfolge antreten, die er / sie / sier nicht gewachsen ist (Rock Star), es aber nicht weiß und nicht gesagt bekommt
Probleme seitens der Arbeitgebers
- Der Interviewer hat sich schlecht auf den Bewerbenden vorbereitet
- Die Firma hat verdeckte Ziele, die sie jetzt noch nicht Preis geben möchte (wahrscheinliche Betriebsstilllegung, Deinen Vorgänger loswerden)
- Die Firma sucht eine ganz bestimmte Art von Mitarbeiter (Ja-Sager)
- Die Firma ist knapp bei Kasse bezüglich Gehaltswünschen
- Offizielle Firmenkultur laut Website entspricht nicht dem tatsächlichen Firmenalltag
- eine zu allgemeine Stellenanzeige, die auch nicht optimale Kandidaten anlocken kann oder unrealistische Anforderungen stellt (Eierlegende Vollmilchsau)
Du musst sagen, was Du brauchst
Dieser Punkt ist besonders für INFJ (MBTI) und HSP-Persönlichkeiten wichtig. Aber beispielsweise auch für Menschen, die Familie haben. Wir INFJ Persönlichkeiten haben bestimmte Bedürfnisse, die wir auch tatsächlich brauchen, um gute Arbeit zu leisten. Da kann im Hochglanzfirmenprospekt noch so sehr Teamwork über alles gepriesen werden. Für den INFJ ist das nichts! Wenn Teamwork, dann getrennt arbeiten, gemeinsam siegen. INFJ und HSP brauchen eine ungestörte Arbeitsumgebung; also eben kein lautes Großraumbüro. Sollte Dir Dein Familienleben und Deine sozialen Kontakte wichtig sein, solltest Du auch klar zu Ausdruck bringen, dass Du nicht der Rekordhaltende in Überstunden sein willst. Zu sagen traut sich das kaum jemand. Das klärt aber vorab einiges. Und wie ich gehört habe, muss das Dich nicht ins Aus beim Job Interview führen. Dann musst Du eben nicht mehr und länger, sondern cleverer und effizienter arbeiten. Das ist sowieso die bessere Art zu arbeiten. Auch Krankheiten sollten nicht verschwiegen werden, die Deine Arbeitsleistung beeinflussen oder Deine Ernährungsweise. Das ist eben keine Privatsache, sondern ein fester Teil von Dir. Von Dir zu verlangen, das auszublenden, wäre Dir gegenüber respektlos.
Als INFJ sind gelebte Firmenwerte für Dich sehr wichtig, die mit Deinen eigenen Wertvorstellungen einher gehen müssen. Welchen Sinn hat meine Arbeit? Unehrlichkeit gegenüber Mitarbeitenden oder dem Kundenkreis oder gar strafbare Handlungen wären für INFJ ein No-Go! Auch bestimmte Persönlichkeitstypen wie Narzissten, Machos, Psychopathen, Soziopathen und Neurotiker sollten nicht mit INFJ oder HSP Persönlichkeiten zusammenarbeiten oder ihnen vorgesetzt sein. Kurz gesagt: Ein INFJ braucht eine gesunde Arbeitsatmosphäre. Als Vorgesetzter schafft der INFJ diese Atmosphäre in seinem Verantwortungsbereich - sicher.
Wie man einen INFJ am besten in einem Betrieb einsetzt, habe ich in einem meiner Blogartikel beschrieben.
Fun Fact: Die Menschen, die am meisten, am längsten und am genauesten arbeiten, werden am wenigsten befördert.
Du musst sagen, was Du kannst
Das Vorstellungsgespräch soll Deine Kenntnisse, Deine Erfahrungen und Deine Entwicklung als Mensch glaubhaft widerspiegeln. Zusätzlich kannst Du hier noch Dinge herausstellen, die nicht in Deinen Papieren stehen, und zeigen, dass Du ein gutes Verständnis über Deinen Bereich hinaus besitzt oder zusätzliche Erfahrungen hast, die relevant für die Stelle ist, auf die Du Dich bewirbst. Praxisbeispiele und Problemlösungen aus Deinem Arbeitsalltag und was Du daraus gelernt hast, machen natürlich Eindruck.
Als INFJ und HSP hast Du ein bestimmtes Stärken-Schwächen-Profil, das Du kommunizieren musst, denn Du bist kein Durchschnittsmitarbeiter!
Bewirbst Du Dich auf eine Stelle bzw. Tätigkeit, die Du zuvor noch nicht gemacht hast, kommt es besonders darauf an, wie Du Dein bisheriges Wissen und Deine Fähigkeiten auf die neue Stelle transferieren kannst. Deine Persönlichkeit und Dein Charakter stehen jetzt auch mehr im Vordergrund als sonst. Das fehlende Wissen und Können musst Du Dir glaubhaft zeitnah aneignen können bzw. kompetent vermittelt bekommen.
Du musst wissen, was Du willst!
Ganz einfach das Wichtigste: Du willst diesen Job! Prüfende Nachfrage: Willst Du diesen Job wirklich haben? Wenn nein, dann lass es möglichst.
Wie siehst Du Deinen weiteren Berufsweg? Gefragt wird da gerne: "Wo sehen Sie sich in 5 - 10 Jahren?"
Da sollte natürlich eine Antwort kommen, die dem zukünftigen Arbeitgeber passend erscheinen, ohne zu lügen. Bewirbst Du Dich in einer großen Kette eines Weinfachhandels, könnte eine gute Antwort lauten, dass Du Dich innerhalb von 5 Jahren zum Filialleiter entwickeln möchtest. Innerhalb von 10 Jahren in einer Schlüsselposition in der deutschen Zentrale zu sitzen, wäre ein weiterführendes, gutes Ziel.
Solltest Du Dir unsicher über die möglichen Karrieremöglichkeiten in dieser Firma sein, frage einfach beim Interviewer nach. Natürlich sollte das Thema Wein immer irgendwie im Vordergrund stehen, um glaubhaft und attraktiv für den Interviewer zu bleiben. Umso besser Du Dich vor dem Job Interview über die Karrieremöglichkeiten informieren konntest, desto besser kannst Du Dich im Vorstellungsgespräch gezielt als attraktiver Arbeitnehmer mit Potential anbieten.
Ganz wichtig: Stelle viele Fragen!
Wer fragt, führt. Also führe das Vorstellungsgespräch proaktiv! Achte darauf, dass Deine Fragen und die Fragen Deines Interviewers im Verhältnis 50:50 stehen, damit Du Dein Gegenüber nicht in den Boden redest.
- Stelle Fragen über die Aufgaben der Stelle und den Weiterentwicklungsmöglichkeiten an sich
- Stelle Fragen zum Vorgänger, der die Stelle inne hatte, um zu sehen, was Dein Vorgänger wie geleistet hat und was von Dir erwartet wird
- Stelle Fragen zu den aktuellen Herausforderungen Deiner zukünftigen Abteilung. Mache gerne, aber nur mit Zustimmung des Interviewers, Lösungsvorschläge, falls Dir dazu etwas einfällt.
- Kläre ab, wie Kunden - insbesondere schwierige Kunden - in dieser Firma behandelt werden. Daraus kannst Du Rückschlüsse ziehen, wie diese Firma ihre Mitarbeiter behandelt.
- Stelle Fragen zum Ablauf Deines zukünftigen Arbeitsalltags
- Frage, ob Du Dein zukünftiges Team und Deinen zukünftigen, direkten Vorgesetzten kennenlernen darfst
- Bitte um einen Probearbeitstag. Weniger, um zu zeigen, dass Du arbeiten kannst, sondern um zu sehen, ob die Chemie zwischen Deinen zukünftigen Kollegen stimmt
- Stelle die Wunderfrage: "Was wünschen Sie sich, in welchem Zustand Deine Abteilung nach Deiner Probezeit sei soll, wenn sie Dich eingestellt haben?" oder "Wie sieht das optimale Arbeitsergebnis meiner Position nach einem Jahr aus?"
Sollte Dein Interviewer insbesondere bei Fragen zum Treffen Deiner zukünftigen Kollegen oder den Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb keine Antworten parat haben, ist das für Dich ein klares Alarmzeichen!
Jobangebote und Arbeitsverträge solltest Du gut prüfen und überschlafen, bevor Du sie zusagst oder absagst. Als INFJ ist es ganz besonders wichtig, vor allem auf Dein Bauchgefühl zu hören. Deine Intuition ist Deine größte Stärke als INFJ.
Auf XING hat Stefanie Saß einen tollen Fragenkatalog für Vorstellungsgespräche zusammengestellt, der sehr viel Inspiration für Bewerbende bringt.
Warum sind Kompromisse in Vorstellungsgesprächen oft faul?
Ein kurzer Exkurs:
In Vorstellungsgesprächen kommt es oft zu Kompromissen. Dazu was ein Kompromiss ist, habe ich mal eine gute Definition gelesen: Ein Kompromiss ist für beide Seiten schlecht, weil keine Seite bekommt, was sie wirklich will.
Solltest Du trotzdem meinen, einen Kompromiss eingehen zu müssen, verabrede genau, wann diese Kompromisssituation aufgehoben wird und Du bekommst, was Ihr beide wollt. Wird diese Deadline nicht eingehalten, solltest Du ernsthaft über eine Trennung nachzudenken, damit Du nicht mit einem drohende Dauerkompromiss leben wirst und unzufrieden bleibst.
Wie soll ich ergo im Vorstellungsgespräch auftreten? Authentisch, taktisch klug und trotzdem ehrlich. Spricht man Dich auf Fehler oder Schwächen in Deiner Laufbahn an, geht es darum, sie positiv zu reflektieren und zu sagen, was Du daraus gelernt hast bzw. dass Du daran weiter arbeitest.
Denke immer daran, wenn Du angestellt arbeitest: Du tauschst Deine Lebenszeit gegen Geld. Sorge dafür, dass es ein zufriedenstellender Tausch für Dich ist!
Mein Angebot: Übernimm mehr Initiative
Suchst Du derzeit eine neue Arbeitsstelle und brauchst Unterstützung?
In Sachen Erstellung eines guten Bewerbungskonzepts bin ich gerne bereit, Dich mit einem Coaching zu unterstützen. Zusätzlich habe ich wirklich kompetente Freunde beim hiesigen Jobcenter in Düsseldorf, die Dir bei der Stellensuche und wichtigem Detailwissen zum aktuellen Arbeitsmarkt sehr gut unterstützen könnten. Das gilt auch für sogenannte schwere Fälle.
Gerade als INFJ oder HSP kann ich Dir mir meiner eigenen Erfahrung Unterstützung anbieten. Kontaktiere mich einfach zu einem kostenlosen Orientierungsgespräch, wo wir Deine aktuelle Situation und Deinen konkreten Coachingauftrag in Ruhe besprechen.
Ich freue mich auf Deine Anfrage!
Dein INFJ-Coach
Oliver Triebel
P.S.: Auf Pinterest habe ich ein Album mir vielen Tipps, wie Du noch besser bei Vorstellungsgesprächen abschneiden kannst und einen guten Eindruck hinterlässt. Schau einfach mal rein!
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