Der allgemeinen Ansicht nach scheinen nur eine kleine Anzahl an Menschen an Traumata oder genauer Psychotraumata zu leiden. Das genaue Gegenteil ist aber leider der Fall!
Wie Psychotraumata entstehen können und was Psychotraumata begünstigt, erfährst Du in diesem Artikel, der sich mit Traumatherapie von Prof. Dr. Franz Ruppert befasst, die ein guter Weg für Dich ist, ein Trauma bei Dir zu erkennen, zu verstehen und für Dich unschädlich zu machen.
Leben mit dem Trauma
Wenn Du die äußeren Anzeichen eines Psychotraumas nicht kennst, kannst Du als Laie fast gar nicht sagen, ob eine Person traumatisiert ist oder nicht. Selbst traumatisierte Menschen glauben meist, dass sie ganz normal sind. Für sie sind oft die Anderen das Problem. Sehr oft handelt es sich um gesellschaftlich sehr erfolgreiche und angesehene Menschen, die aber eine schwere Vergangenheit haben. Wenn Du als Betroffener ein schweres Trauma nicht selbst bewusst erlebt hast oder es herunterspielst - "Ich hatte doch eigentlich eine sehr unbesorgte Kindheit" oder "Ich bin heute eine erfolgreiche Führungskraft", wird es schwer, zu begreifen, dass Du betroffen bist und besser Hilfe suchen solltest. Bei vorgeburtlichen Traumata ist es noch schwieriger, weil Dir das Problem meist gar nicht bewusst ist oder in Deiner Psyche Emotionen kreisen, die Du gar nicht zuordnen kannst und Du sie deshalb wegschiebst. Psychothraumata können negative Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben.
Prof. Dr. Franz Ruppert erläutert in seinem Hoffnung-hilft-heilen-Interview, warum unsere heutige Gesellschaft hochgradig traumatisiert ist und es höchstwahrscheinlich in Zukunft noch weiterhin bleiben wird; wenn auch aus oft anderen Gründen.
Das Interview zeigte Dir, dass gerade Menschen mit starker Traumatisierung in unserer modernen Gesellschaft geradezu benötigt werden, um das System aufrecht zu erhalten. Welche nachhaltigen Folgen eine ungeplante Schwangerschaft insbesondere für das Kind haben kann oder dass unser Staat mit seiner derzeitigen Politik der immer früheren Fremdbetreuung unserer Kinder und Wertevermittlung abseits der Eltern mehr Probleme schaffen als lösen wird, sind weitere Schritte, die Menschen traumatisiert zu halten. All die Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind durch ihre Extremerfahrungen des Krieges, des Heimat- und oft auch Familienverlustes sowie einer lebensbefährlichen Reise nach Europa ebenfalls stark traumatisiert.
Für Therapeuten gäbe es noch sehr viel zu tun, um die absehbar negativen Folgen klein zu halten. Das Problem ist, dass in den meisten Fällen voraussichtlich nichts getan werden wird. Das heißt, die Betroffenen werden ihr Trauma in irgendeiner Form an die nächste Generation weitergeben, so wie es schon bei den meisten Teilnehmern des 1. und 2. Weltkrieges an ihre Kinder geschehen ist.
"Das Gegenteil von lieb ist nicht böse, sondern lieb gemeint."
(unbekannt)
Wie erkenne ich mein Psychotrauma?
Ich stelle Dir jetzt einige Fragen, die nahe legen könnten, dass Du an einem Psychotrauma leidest. Umso mehr dieser Fragen Du mit "Ja" beantworten kannst, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Du ein Trauma hast. In diesem Fall solltest Du das Gespräch mit einem spezialisierten Therapeuten suchen, der feststellt, ob Du tatsächlich ein Trauma hast und Dir eine entsprechende Diagnose erstellt.
- Fühlst Du Dich schnell alleine gelassen?
- Suchst Du oft nach Bestätigung bei anderen Menschen?
- Hast Du Probleme, klare Entscheidungen zu treffen?
- Fühlst Du Dich schnell überwältigt und hilflos?
- Legst Du häufig authoritäres Verhalten an den Tag?
- Neigst Du zu Suchtverhalten? (zu viel Essen, Alkohol, Drogen, Konsum, Sex, Arbeit)
- Warst Du schon häufiger Opfer von Mobbing, etc.?
- Glaubst Du, Du hast die Kontrolle über Dein Leben verloren?
Wenn Du ein Psychotrauma erlitten hast - ob schon vorgeburtlich oder bewusst in Deiner Lebenszeit - spaltet sich Deine Persönlichkeit in 3 verschieden Teile auf. Du bekommst also eine Persönlichkeitsstörung. Zuerst die gute Nachricht: Dein gesundes Ich wird sich den meisten Raum nehmen können und gesund agieren, so lange es nicht an Dein Trauma erinnert / getriggert wird oder gar wieder in diese alte oder eine ähnliche Traumastruktur gezwungen wird.
Der Job des Überlebens-Ich ist es, Dir Stress und Deine Erinnerungen an Dein Dir bewusstes oder unbewusstes Trauma mit allen Mitteln vom Leib zu halten, damit Du im Alltag weiter funktionieren und überleben kannst. Ein ganz typischer Satz, der Dir signalisiert, dass Dein Überlebens-Ich spricht ist der "Ja, aber..."-Satz.
Sollte durch irgend einen Zwischenfall Dein traumatisiertes Ich doch wieder an die Oberfläche gelangen, kannst Du selbst gar nichts mehr tun - nur warten, dass diese Situation vorbei ist und Dein Stresslevel wieder herunterfährt. Dein traumatisiertes Ich ist stumm und handlungsunfähig - also absolut passiv. Es kann nur erdulden und hoffen, dass es bald wieder vorbei ist. Das ist die schlechte Nachricht.
Das andere extreme Risiko zur Retraumatisierung ist, dass Du selbst vom Opfer zum Täter wirst und andere Mitmenschen traumatisierst. Dabei bleibst Du als Täter doch weiterhin nur ein Opfer...in der Regel immer aufgrund ursächlicher Umständen, für die Du selbst rein gar nichts kannst! Denk doch einfach mal an Stromberg. Das wäre hier so ein Musterbeispiel.
Wege aus dem Trauma bzw. hier dem Psychotrauma
Das grundlegende Ziel Deiner Heilung ist es, alle drei abgespaltenen Persönlichkeitsanteile wieder unter der Schirmherrschaft des Gesunden Ich zu vereinen, so dass die traumatische Situation keinen schädigenden Einfluss mehr auf Dich haben wird. Dann wärst Du wieder in Deinem Wahren Selbst.
Die Anliegen-Methode basierend auf der Identitätsorientieten Psychotraumatheorie nach Franz Ruppert sind nicht die einzigen Methoden, um hier zu einer Lösung zu kommen. Aber sie sind nach meiner persönlichen Erfahrung sehr wirksam.
Das Wichtigste für Dich ist, dass Du Dich aus dem gesellschaftlich oft tabuisierten Cliché des Patienten beim Psychotherapeuten, des Persönlichkeitsgestörten und des traunatisierten Menschen löst, um Deine persönliche Verantantwortung für Dich wahrzunehmen, wieder auf den Weg der Heilung zu kommen. Dazu muss Dir als Allererstes klar werden, dass Du überhaupt ein Trauma haben könntest und es Dir eingestehen, dass Du Hilfe brauchst und Du wieder gesund werden willst. Genau das ist die große Schwelle, über die Du gehen musst, um Deine Heilung zu beginnen.
Die Anliegen-Methode nach Prof. Dr. Franz Ruppert
Die Anliegenmethode nach Prof. Dr. Franz Ruppert ist das Werkzeug, das Du kennenlernen wirst, wenn Du Dich für die Traumatherapie nach Prof. Dr. Franz Ruppert entscheiden solltest. Die Anliegenmethode wurde von der Identitätsorientierten Psychotraumatheorie nach Franz Ruppert abgeleitet.
Pro Therapiestunde kommst Du zu Deinem Therapeuten mit einem neuen Anliegen, den Du als Satz formulierst. Dieser Anliegenssatz muss
- immer das Wort "ich" enthalten,
- sollte bis zu 7 bis maximal 9 Worte haben; am besten suchst Du die 3 wichtigsten Worte zum Aufstellen heraus
- eventuell vorkommende Satzzeichen wie "?" oder "!" etc. werden als Worte gerechnet,
- sich tatsächlich um Dein eigenes Anliegen drehen, das Du geklärt haben willst.
Jedes einzelne Wort bzw. Satzzeichen wird auf einen separaten Zettel geschrieben. Danach verteilt der Patient die Zettel auf dem Boden oder an eine Gruppe von anderen Patienten die dann mit dem Wort auf dem Zettel in Resonanz gehen. Das heißt sich spontanen Gedanken zu diesem Wort machen, vor allem in sich hochkommende Gefühle wahrnehmen oder auch einmal spontan den Zettel umplatzieren. In der Einzelaufstellung geht der Patient nach beliebiger Reihenfolge mit jedem Wort in Resonanz. Wenn der Patient mit einem Wort fertig ist, geht der Therapeut mit dem selben Wort in Resonanz. Gesprochen wird bei diesem Vorgang nicht. Danach gibt der Patient Rapport, was er oder sie erlebt hat und danach der Therapeut bzw. die Gruppenteilnehmer. In einer Gruppensitzung erhältst Du über eine Therapiestunde hinweg natürlich viel mehr und vielseitigeres Feedback zu Deinem Anliegen. Darum sind Gruppensitzungen effizienter als Einzelsitzungen. Diese Feedbackrunden sind normalerweise sehr aufschlussreich bezüglich der Lösung des aufgestellten Anliegens und geben wichtige Impulse zur Verhaltensänderung.
Eine verkürzte Variante der Anliegenmethode ist die Bodytalting-Aufstellung, die von HP psych. Andrea Stoffers entwickelt wurde. Hier werden nur zwei Worte aufgestellt: 1. das Sympton, über das Dein Körper Dir seine Kisensituation kommuniziert und 2. die vermutete oder bewusste Ursache Deines Problems. Auch hier wird jedes Wort wird durch einen Stellvertreter repräsentiert und ausgelebt. Auch diese Methode ist hocheffektiv.
Mit der Anliegenmethode arbeiten sich Therapeut und Patient in das Unterbewusstsein des Patienten vor und machen sich die Ursachen der Probleme des Patienten bewusst, was eine Chance zur Problemlösung eröffnet.
Der große Vorteil der Anliegenmethode ist, dass keinerlei Vorgespräche / Vorwissen über den Patienten nötig sind. Ihr könnt sofort mit der Therapie starten, sobald Du einen Anliegensatz für Dich gefunden hast, den Du geklärt haben möchtest.
Solche Anliegensätze könnten vielleicht sein
- Warum bin ich beruflich erfolglos?
- Weshalb finde ich keine Partnerin / Partner?
- Was will ich beruflich wirklich?
- Ich fühle mich so nutzlos.
- Ich bin.
- Ich werde einmal Anwalt.
- Ich habe große Angst!
- Ich möchte erfolgreicher sein!
- Am liebsten würde ich sterben!
Besonders auffällig ist, dass als Ergebnis häufig herauskommt, dass der Patient gar nicht seine eigenen Ziele lebt, sondern oft nur die Erwartungen seiner Eltern oder seiner Partner erfüllen möchte. Der Patient lebt also gar nicht wirklich sein eigenes Leben und ist fremdbestimmt. Diese Abspaltung vom eigenen Willen kann bis in frühste Kindheitstage zurückreichen. Dies zu erkennen und das Leben des Patienten wieder auf seine eigenen, wahren Bedürfnisse und Wünsche auszurichten, ist ein erklärtes Ziel der Anliegenmethode bzw. der IoPT. Ganz wichtig auf dem Weg der Heilung ist es, wieder ins eigene Fühlen und in Kontakt zu sich selbst zu kommen.
"Wer denkt, muss nicht fühlen."
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Zentrum Mensch, Neuss
Die Identitätsorientierte Traumatheorie / Therapie (IoPT)
In der folgenden Videoreihe erklärt die britische Therapeutin Vivian Broughton den Ablauf und die Inhalte der Identitätsorientierten Traumatheorie und der Anliegenmethode als dessen Werkzeug auf Englisch. Auf dem Konzept der IoPT baut Deine Traumatherapie auf.
Ein Patient kann in seinem Leben eine Vielzahl verschiedener Traumata erleiden und auch auf verschiedene Weisen diese Traumata an seine Umwelt weitergeben; das heißt selbst zum Täter werden. Der Patient hat dann eine wahre Traumabiobraphie und versucht mit allen Mitteln eine Erinnerung daran oder gar eine Retraumatisieruung zu vermeiden. Aus diesem Teufelskreis kommt der Patient nur heraus, wenn er oder sie sein Gesundes Ich stärkt und wieder in sein eigenes Fühlen; in Kontakt zu seinen abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen kommt, was oft sehr schmerzhaft ist. In dieser Traumatherapie bestimmt der Patient die Realität, nicht der Therapeut.
Nach einer erfolgreichen Traumatherapie nach Franz Ruppert weiß der Patient, wer er oder sie wirklich ist und was er oder sie wirklich im Leben will, ohne von seinem Trauma oder Fremdzuschreibungen anderer Menschen weiterhin kontrolliert zu werden.
Wo finde ich Hilfe mit meinem Psychotrauma?
Der übliche Weg wäre, einen psychologischen Psychotherapeuten aufzusuchen, der sich auf Traumabewältigung spezialisiert hat. Der klassische Weg wäre eine Überweisung durch Deinen Hausarzt, der Dir zuvor eine Diagnose wie "Persönlichkeitsstörung" gestellt hat.
In den meisten Fällen sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz recht lang und können bis zu mehreren Monaten betragen, bis Du tatsächlich Deine Traumatherapie beginnen kannst. Deine Therapie selbst kann dann 1 bis 2 Jahre dauern - je nach Stärke Deines Psychotraumas. Es ist wichtig, Deinem Heilungsprozess Zeit zu geben, damit es nicht nur ein oberflächlicher Scheinerfolg wird und Dein Überlebens-Ich noch zu viel Macht über Dich hat.
Wenn Du nicht so lange warten willst oder kannst, wäre die Alternative, einen Heilpraktiker für Psychotherapie oder einen Psychologischen Berater zu suchen, der oder die sich auf Traumabewältigung spezialisiert hat. Dort sind die Wartezeiten oft wesentlich kürzer. Dafür wird Deine Therapie aber nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Therapeuten, die von Prof. Dr. Franz Ruppert in München persönlich ausgebildet wurden, findest Du auf seiner Website. Im Raum Neuss bei Düsseldorf ist meine Kooperationspartnerin HP psych. Andrea Stoffers die Anbieterin für diese Methoden vor Ort.
Hier findest Du weiterführende und vertiefende Literatur zum Thema Psychotrauma in meinem Amazon-Partnerprogramm: