Der Trend des ortunabhängigen Arbeitens breitet sich immer mehr aus. Auch in Deutschland. Darum widmete DER SPIEGEL seine zweite Titelsotry des Jahres dem Trend Remote Working - das ortsumabhängige, oft freiberufliche Arbeiten auf der ganzen Welt oder von Zuhause im Home Office.
Meine Meinung zu diesem SPIEGEL-Leitartikel ist grundsätzlich durchweg positiv. In meinem Artikel habe ich noch Dinge ergänzt, die mir gefehlt haben, Sachen kommentiert und weitere Praxisbeispiele vorgestellt.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung ist Remote Working ja nicht nur in Deutschland auf dem Vormarsch. Es existiert in verschiedenen Variationen und wird aus den verschiedensten Gründen favorisiert...oder auch eben nicht. Es ist ein Teil des großen Kapitels Arbeiten 4.0, das in den letzten Jahren verstärkt von unserer Bundesregierung beworben wurde. Die Umsetzung in den verschiedenen Branchen ist sehr unterschiedlich weit fortgeschritten.
Mich interessiert, wie die Arbeitswelt der Zukunft demnächst aussehen soll bzw. wird. Das sehe ich nicht nur rosig.
Das neue Berufsleben
Eine in den Medien beachtete Form des Remote Working ist das Digitale Nomadentum. Digitale Nomaden sind Menschen, die selten lange an einem Ort oder Wohnsitz bleiben und vom jeweiligen Wohnsitz bzw. von unterwegs arbeiten...aber was arbeiten?
Was nach dem früheren Wanderarbeiter oder gar Tagelöhner klingt, ist heute ein Mitarbeiter einer Firma oder mehrerer Auftraggeber, der oder die diverse Tätigkeiten erledigt, die sich an einem Notebook oder Laptop erledigen lassen: Grafiken erstellen, Bilder professionell bearbeiten, Statistiken auswerten, Websitecontent erstellen wie Texte schreiben, Buchhaltung, Social Media Kanäle betreuen oder Verkaufförderung sind typische Tätigkeiten, die dank Internet ortsungebunden erledigt werden können. Je nach Qualifikation kann der Digitale Nomade auch durch selbst erstellte Onlinekurse Wissen vermitteln oder seine Klienten in seinen verschiedenen Fachbereichen coachen. Wer es über einen längeren Zeitraum geschafft hat, sich ein Netzwerk aus Dienstleistern und Klienten aufzubauen und einen guten Ruf erarbeitet hat, kann gut verdienen. Allerdings hat sich der Digital Nomand selbst um seine Sozialversicherung und Altersvorsorge zu kümmern, wie jeder andere Selbstständige auch.
Dem digitalen Nomaden sind die konservativen Arbeitsstrukturen zuwider. Weitaus handfester und auf dem Vormarsch sind Home-Office-Arbeiter / Remote Worker, die einen festen Arbeitsvertrag bei einer Firma als Angestellter haben, aber nicht zur Anwesenheit in ihrer Firma verpflichtet sind. In vielen Firmen gibt es bereits einen Homeofficetag, wo der Angestellte nicht zur Arbeit in die Firma kommen muss und seine Arbeit von Zuhause aus erledigen darf. Der Weg von der eintägigen Abwesenheit am Arbeitsplatz bis zur fast kompletten Abwesenheit vom Arbeitsplatz in der Firma ist ein Teil der Umsetzung von Arbeiten 4.0, das von unserer Bundesministerium für Arbeit so vollmundig seit ein paar Jahren beworben wird. Es soll so auch ein deutlich höherer Wohlfühlfaktor während der Arbeit geschaffen werden. Mitarbeiter, die noch in der Firma arbeiten, bekommen ihr Arbeitsumfeld bequem und wohnlich eingerichtet: mit Bar, Rückzugsräumen oder Gruppenräumen für agile Arbeitsgruppen. Der Hintergedanke ist hier selbstverständlich eine Steigerung der Produktivität bei den Angestellten zu erreichen, aber auch den Stressfaktor zu senken. Remote Working ist aber letztendlich nur für Bürojobs möglich, die vom PC aus zu erledigen sind. Vielen Jobs in der Fertigung / Produktion aber auch dem Verkauf und anderen Servicediensten in Geschäften vor Ort droht in den kommenden 10 Jahren die sichere Wegrationalisierung. Darüber müssen wir uns alle im Klaren sein! Was soll dann aus all den nicht mehr benötigten Arbeitskräften werden? ...und nicht nur die einfachen Mitarbeiter sind hier betroffen. Wenn vor Ort niemand mehr im Firmengebäude ist, braucht man auch wesentlich weniger Führungskräfte, um die noch verbliebenen Mitarbeiter zu kontrollieren und anzuleiten.
Das Buch "Die 4-Stunden-Woche" von Timothy Ferriss gilt als die Bibel für digitale Nomaden. Hendrik Kloeters hat auf seinem Unternehmerkanal dieses Buch kritisch unter die Lupe genommen und sagt Dir seine Meinung über das Klischee des digitalen Nomaden, der nur 4 Stunden in der Woche arbeitet und den Rest der Woche durch die Welt reist und am weißen Sandstränden cocktailschlürfend abhängt.
Die Nutzung von virtuellen Assistenten / Assistentinnen für Heimarbeiter und Digitale Nomaden wird im Video als sehr vernünftig und praktisch empfohlen. Hier mein Tipp für eine sehr gute und höchstverlässliche virtuelle Assistentin aus meinem Netzwerk: Noori Lehmann
Zwischen Freiheit und Selbstausbeutung
Insbesondere für Leute mit Familie wäre das Arbeiten von Zuhause aus ein großer Gewinn. Menschen, die lieber alleine arbeiten und sich ihre Arbeitszeit flexibler einteilen wollen, gewinnen grundsätzlich ebenfalls mit diesem neuen Arbeitskonzept. Du könntest sogar in den Urlaub fahren und vom Sandstrand in der Hängematte arbeiten und zwischendurch surfen gehen - genau wie im Klischee vorsuggeriert. Ja, Arbeitszeit und Freizeit werden dann viel mehr ineinanderfließen und untereinander wechseln, aber das geforderte Arbeitspensum vom Chef wird bleiben...und Deine Deadlines auch. Wie regide Du Arbeitszeit und Freizeit von einander trennst, liegt jetzt in Deinem Ermessen.
Aber nicht jedermann hat die Selbstdisziplin, solch einen Arbeitsstil konsequent durchzuzuíehen. Auf der anderen Seite droht Dir als sehr gewissenhafter Mitarbeiter, dass Du Dir selbst schnell zu viele Überstunden und zu wenig Freizeit zumustest. Das ist nicht jedem bewusst. Es erscheint, dass in Zukunft auch der einfache Mitarbeiter eher ergebnisorientiert als nur arbeitszeitorientiert bewertet werden könnte, was sonst ja charakteristisch für Führungskräfte ist.
Unter Deinen Vorgesetzten wird es Leute geben, die mit dem Remote Working sich gerade mehr Einsatz von Dir erhoffen und dann versuchen, die Verantwortung auf Dich abwälzen. Nicht nur rechtlich gefährlich wird es für beide Seiten, wenn der Arbeitgeber versucht, aus dem Mitarbeiter im Homeoffice einen (Schein-)Selbstständigen zu machen, der nur für ihn arbeitet, was in der Praxis schon häufiger passiert ist.
Verantwortungsbewusste Vorgesetzte machen sich zu Recht ernste Gedanken, wie sie solche schnell drohenden Fälle von unkontrollierter Überarbeitung eindämmen können. Ich denke, Online-Arbeitszeitkonten sind hier die grundsätzliche Lösung. Die gute Idee, den Arbeitsplatz in der Firma mit den eigenen vier Wänden oder des Coworking Space des Arbeitnehmers zu tauschen, um ein angenehmeres Arbeitsklima und weniger Stress zu schaffen, könnte also auch voll ins Gegenteil umschlagen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht aufpassen.
"Erfolg und Misserfolg werden zunehmend individualisiert."
Claus Nowak, Organisationsforscher & Coach
Remote Worker und vor allem Digital Nomands mit mehreren Auftraggebern konkurrieren in der Onlinearbeitswelt nun nicht mehr lokal oder landesweit um Gigs aka Jobs, sondern weltweit. Auch hier gibt es Billiglohnländer, die gewünschte Arbeiten zu guter Qualität zu viel niedrigeren Preisen ausführen; zum Beispiel auf den Phillipinen. Darum ist es für Remote Worker so wichtig, auch ein gutes Netzwerk an potentiellen Auftraggebern zu haben und gute Beziehungen sowie die eigene Online-Reputation zu pflegen, damit die Auftraggeber sich nicht anderweitig orientieren. Sonst wird der Überlebenskampf noch härter als in der Offline-Welt.
Vorteile von Remote Work für Arbeitnehmer
Wenn Du den andauernden Bürotratsch oder laute Büros hasst, ist Remote Working sicherlich eine gute Alternative für Dich. Sobald Du Kinder zu versorgen hast oder ältere Angehörige betreuest, ist Remote Working sicherlich auch besser als eine Zwangspause vom Job. Die Möglichkeit der freieren Zeiteinteilung und auch der grundsätzlichen Ortsunabhängigkeit können ebenfalls positiv punkten. Für körperlich Behinderte sehe ich hier ebenfalls bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz.
Finanziell spart Du viel Zeit und Spritkosten bzw. teurere Tickets für den öffentlichen Nahverkehr und kannst morgens problemlos etwas länger schlafen, gemütlich frühstücken und dann relativ stressfrei zu arbeiten beginnen. Und ja, Du kannst natürlich auch wesentlich früher oder später anfangen zu arbeiten - je nachdem, was Du noch vor hast in Deiner Freizeit. Haupsache Dein tägliches Stundenkontingent ist abgearbeitet und Deine Termine werden eingehalten.
Nachteile für Remote Work für Arbeitnehmer
Wie oben schon angedeutet: Wenn Du nicht der Typ für selbstständiges, diszipliniertes Arbeiten bist und von einem Vorgesetzten ab und an motiviert werden musst, wird es irgendwann Probleme geben. Vorgesetzte sehen es gar nicht gerne, wenn ihre Mitarbeiter ihre Freiheiten zum Nachteil ihrer Firma missbrauchen. Auf der anderen Seite steht der Arbeitnehmer, der nicht aufhören kann zu arbeiten.
Sehr kontaktfreudige Menschen wären auch lieber live im Büro als online im Home Office.
Gerade im Freelancerbereich kann es passieren, dass die Auftraggeber ihren gewählten Freelancer zu Anfang der Geschäftsbeziehung mit Arbeit zudröhnen, um zu sehen, wie motiviert und leistungsfähig ihr Kandidat ist. Es gibt leider noch zu viele unseriöse Jobanbieter am Markt. Daraus darf aber kein Dauerzustand werden! Sonst verabschiedet sich der Auftraggeber, wenn der Freelancer ausgebrannt ist und der Freelancer macht dann eben nur noch, was er kann: nämlich gar nichts mehr. Willkommen im Hamsterrad 4.0!
Nicolas Bloom zählt Dir die Vorteile des Remote Working auf und wie Du es an Deinem Arbeitsplatz iniziierst.
Virtual Assistance ist unter Digital Nomads und Remote Workern ein sehr beliebtes und nützliches Angebot für kleinere Unternehmen und Freiberufler.
Vorteile von Remote Work für Arbeitgeber
Arbeitgeber haben hier eine Riesenchance, ganz viel Geld zu sparen:
- Miete für Büroräume, die gerade in Innenstädten sehr teuer ist
- Kosten für Personalessen und alle Kosten, die damit zusammenhängen
- die Personalkosten für Führungspersonal könnte stark eingeschränkt werden
- Krankheiten wie eine Grippewelle legen nicht ganze Abteilungen lahm, weil sich die anwesenden Mitarbeiter untereinander anstecken - also ein niedrigerer Krankenstand
Nachteile von Remote Work für Arbeitgeber
Insgesamt wird es schwieriger, gesetzliche Vorgaben zum zur betrieblichen Sicherheit - z. B. die Wahrung von Betriebsgeheimnissen, dem Arbeitsschutz, zu Ruhezeiten und anderen Fürsorgepflichten des Arbeitgebers dem Arbeitnehmer gegenüber zu kontrollieren. Dazu hat das Bundesministerium für Arbeit angekündigt, sich Gedanken zur Anpassung von Arbeitsgesetzen zu machen, die dem Rechnung tragen.
Viele Arbeitgeber haben hier - verständlicherweise - noch vielerorts ein Vertrauensproblem oder noch keinen verlässlichen Plan, ihren Kontrollpflichten als Vorgesetzte ausreichend wahrzunehmen.
Es braucht definitiv eine neue Unternehmenskultur, wenn wir Digitalisierung, Arbeiten 4.0 und Remote Working im großen Stil umsetzen wollen. Vor allem braucht es hierbei eine Vertrauenskultur. Vielerorts wird zwar Arbeiten 4.0 von oben vorgegeben, aber nur halbherzig umgesetzt. Das kann nicht gut gehen!
Allerdings ist nicht jede Firma für Arbeiten 4.0 bereit oder geeignet. Ein Großteil der Mitarbeiter ist an feste Strukturen und das Geführtwerden in einem fest abgesteckten Kompetenzrahmen und Zeitraum gewöhnt und möchte das auch nicht missen. Eigentlich müsste sich die Erweiterung von Entscheidungsbefugnissen und selbstständiges Arbeiten auch in einem erhöhten Gehalt ausdrücken. Ist die Geschäftsleitung dazu fähig und willig? Hier kann der Satz von Rutger Bergman aus der SPIEGEL-Titelstory im weitesten Sinne angewandt werden: "Arbeiten ist Ideologie."
Allgemein könnten durch viele nicht mehr vorhandene Pendler eine beachtlicher Teil klimaschädlicher Emmissionen an Abgasen vermieden werden.
Ein Beispiel über einen Angestellten, der sich in den USA entschied, Remote Worker zu werden...mit all seinen schönen und skurilen Folgen. Justin erklärt Dir, was Du brauchst, um als Remote Worker erfolgreich zu sein. Tolle Doku auf dem TEDx Channel.
Mein Fazit zum Arbeitstrend Remote Work
Remote Work - ob als Angestellter oder freiberuflich - bietet viele gute Chancen, das eigene Berufleben aufzuwerten, wenn es gut organisiert ist und gut umgesetzt wird.
Doch wie schon gesagt: Nicht jeder, der Remote Working machen könnte, möchte das auch. Anstatt den neuen Trend allen Mitarbeitern zwangszuverordnen, sollte man eine Wahlmöglichkeit lassen und sehen, wie es sich entwickelt.
Ich selbst möchte mich in diese Richtung erweitern - sei es in Sachen Online Coaching oder in Sachen digitale Contenterstellung und das Schreiben von Fachartikeln auch auf internationaler Ebene.
Dass Freude an der eigenen Arbeit und Sinnhaftigkeit der zu verrichteten Aufgaben die Einzelleistung steigert, sehr ich genau so wie der Automobilunternehmer Detlef Lohmann im SPIEGEL-Artikel.
Die große, kritische Frage, die im SPIEGEL-Leitartikel offen bleibt, ist, was mit all den wegrationalisierten Arbeitnehmern passiert, die wir in rund 10 Jahren zweifellos haben werden plus die steigende Masse an Rentnern, denen wir sicherlich nicht mehr ihre versprochene, volle Rente zahlen können werden plus die steigende Anzahl von nicht immer gut qualifizierten Flüchtlingen und angeworbenen Neu-Gastarbeitern, die jährlich immer mehr nach Deutschland einwandern? Über ein bedingungsloses Grundeinkommen will die amtierende Regierung nicht diskutieren, obwohl wir heute schon seit einigen Jahren verheerende Zustände unter älteren Menschen haben, die täglich die Mülltonnen nach Essensresten durchsuchen oder bis ins hohe Alter weiter auf geringfügiger Basis arbeiten gehen müssen, um überleben zu können. Nein, unsere Regierung sagt, dass wir länger arbeiten gehen sollen. Dazu weigert die Politik sich, große Konzerne und deutlich Vermögende angemessen zu besteuern, was eine große finanzielle Hilfe für unser Land wäre. Warum das so ist, ist für mich kein Wunder: diese Konzerne und reichen Bürger danken es den Regierungsparteien jährlich und vor allem vor anstehenden Wahlen mit üppigen Spenden im Millionenbereich.
Eine unter Selbstständigen grundlegende Weisheit ist es, sich immer mehrere Einkommensquellen zu schaffen, um sich finanziell möglichst gut abzusichern. Genau eben das macht ein klassischer Angestellter nicht bzw. es wird ihm oder ihr oft noch dezidiert verboten. Wahrscheinlich heißt es deshalb 'abhängig Beschäftigter'. Remote Work könnte da eine gute Möglichkeit sein, sich nebenher noch etwas Geld hinzuzuverdienen und bei cleverer Aufstellung nach einem Jobverlust sich zu einem ordentlichen Ersatzeinkommen sich weiterzuentwickeln. Die Möglichkeiten für Remote Work sind sehr vielseitig. Informiere Dich einfach mal bei YouTube, Google, etc.
Louise Croft stellt Dir in ihrem Video links 50 Jobs vor, die Du online machen kannst. Im Video rechts stellt Dir Kavi die Anforderungen von Remote Working vor und klärt mit Dir, ob Du für Remote Working geeignet bist oder nicht. Beide Videos sind auf Englisch. Ja, in diesem internationalen Sprachbereich gibt es die besten Möglichkeiten und dort ist Remote Work am weitesten verbreitet. Ohne gute Englischkenntnisse wird es für Dich schwierig als Remote Worker.
Auch wenn es Dir viele Digital Nomads vollmundig versprechen: Es gibt keinen schnellen Erfolg als Remote Worker. Das dauert genau so lange online wie offline. Sei Dir bitte darüber im Klaren.
Jetzt stelle ich Dir aus meinem Amazon-Partner-Programm ein paar Artikel vor, die Dir als zukünftiger Remote Worker oder gar Digital Nomad sehr nützlich sein werden: