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Haben wir Fachkräftemangel?

Das Wort Fachkräftemangel geistert seit vielen Jahren durch die Medien. Genauso vehement äußern sich Kritiker dazu, dass wir gar keinen Fachkräftemangel haben.

 

Fakt ist, dass die Bundesregierung aufgrund des offiziell proklamierten Fachkräftemangels massiv Mitarbeiter aus dem Ausland anwerben möchte. Wohl stärker als damals in den Sechzigerjahren. Ist das wirklich eine Lösung? 

 

Und woher kommt überhaupt dieser Fachkräftemangel? Wie könnten wir diese Herausforderung konstruktiv lösen? Meinen Standpunkt dazu liest Du hier!

Was ist dran am Fachkräftemangel?

Viele Unternehmer klagen, dass sie keinen Nachwuchs mehr finden.
Viele Unternehmer klagen, dass sie keinen Nachwuchs mehr finden.

Nach meiner Meinung hat das Problem Fachkräftemangel viele, verschiedene Ursachen, die es anzugehen gilt. Was die Bundesregierung mit der massiven Anwerbung von Arbeitnehmern aus dem Ausland tut, halte ich für teilweise richtig. Uns Deutschen hilft es bisher aber nur oberflächlich und nicht nachhaltig. Außerdem erkenne ich viele nicht so arbeitnehmerfreundliche Hintergedanken in dieser Politik - Stichwort: massive Konkurrenzerhöhung am Arbeitsmarkt durch Leute, die nur für einen Bruchteil der deutschen Löhne arbeiten täten.  Was wird dann aus den Deutschen?

 

Tatsache ist, dass in einigen Branchen die Firmen massive Probleme haben, Nachwuchs und neue Mitarbeiter zu finden. Das hat sicherlich mehr als nur einen Grund.

 

Wie folgt möchte ich auf mehrere Faktoren, die diese Problematik beeinflussen, eingehen: 

Schule

Eine der Hauptaufgaben des heutigen Schulsystems ist es, die Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten. Nicht nur mit Allgemeinwissen und grundlegendem Fachwissen, sondern auch mit erweiterten, gesellschaftlichen Umgangsformen. Die grundlegenden, sozialen Umgangsformen sollten zu Hause von den Eltern vermittelt werden...sollten. Bei gut gebildeten und kultivierten Eltern bekommen die Kinder auch vertiefend Werte und Wissen in verschiedenen Bereichen vermittelt und ihr Schulwissen wird vertieft. Oft werden über das Elternhaus erste berufliche Interessen geweckt sowie Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt...im Optimalfall. 

Unser deutsches Schulniveau

Das ungleiche Schulniveau in den deutschen Bundesländern ist ein berühmt-berüchtigtes Problem, das seit vielen Jahrzehnten immer noch nicht gelöst worden ist. Politisch hatte bis jetzt niemand den Mut, die höchsten Schulstandards - wie beispielsweise in Bayern, die auch internationale Anerkennung finden täten, für ganz Deutschland durchzusetzen. Trotz der angeblichen Globalisierungsbegeisterung in Deutschland schafft es die Regierung auch nicht, mal auf die Experten zu hören, die beispielsweise das Schulsystem in Finnland als qualitativ sehr hochwertig, fortschrittlich und effizient preisen. Deutschland steht im PISA-Test auf den hinteren Rängen, was ich für äußerst peinlich halte.  

 

Das Thema Talent- und Elitenförderung, das in der DDR sehr konsequent verfolgt wurde, fand sich nach der Wiedervereinigung deutlich vernachlässigt. Um international an der Leistungsspitze mithalten zu können, wäre aber gerade das wieder nötig zu fördern.

 

Dass an den Universitäten die internationalen Studiengänge Bachelor und Master jetzt Standard sind, führt zwar zu einer besseren Vergleichbarkeit bzw. Anpassung an das westlich-internationale Bildungsniveau, aber die neuen Studiengänge sind den deutschen Staatsexamen nach Meinung vieler Experten klar qualitativ unterlegen. Ein Fortschritt war klar die Einführung von kombinierten Studiengängen, wo Bachelor und Master mit praktischem Arbeiten im angestrebten Beruf kombiniert werden und so Kenntnisse und praktische Fähigkeiten gleichsam ausgebildet werden. Damit wird das Problem mit dem theorieüberlasteten Studenten, der noch nie praktisch im angestrebten Beruf gearbeitet hat, Geschichte sein. Eine direkte Konkurrenz zwischen internationalen Studiengängen und den deutschen Staatsexamen lässt man leider nicht zu. Es wäre interessant, was sich hier am Markt durchsetzt und wie sich alles weiterentwickelt. 

Lehrermangel - ein weiterer Fachkräftemangel

Auch das Problem mit den übergroßen Klassen mit um die 30 Schülern konnte über die vergangenen Jahrzehnte noch nicht behoben werden. Auch trotz sinkender Geburtenrate. In der Finanzkrise vor 10 Jahren entschieden sich viele Paare aufgrund der unsicheren Witrschaftssituation auch eher gegen als für ein gemeinsames Kind. Dafür stieg aber die Anzahl der ausländischen Schüler, was sich in Zukunft noch mehr verstärken wird. Je nachdem wie gut die ausländischen Schüler sich sozial integrieren, Lernbereitschaft zeigen und deutsche Sprache lernen, können sie ihre Chancen optimal wahrnehmen. Falls das nicht funktioniert, droht Chaos, worunter dann auch die lernfähigen und lernwilligen Schüler deutlich leiden werden, wenn sich deren Eltern keinen Nachhilfeunterricht leisten können.

 

Große Klassen sind für die meisten Lehrer sehr arbeitsintensiv und oft auch sehr nervenaufreibend. Das weiß ich von meinen mir bekannten Lehrern aus dem Klientenkreis. Es wird für Lehrer oft eine kaum schaffbare Herausforderung, die vom Lehrplan des Kultusministeriums verlangten Stoffmengen in der vorgegebenen Zeit zu vermitteln. Kein Wunder, dass sich potenzielle Studenten auf ein Lehramt anders entscheiden, wenn sie sich über ihre berufliche Zukunft orientieren oder im Referandariat scheitern.

 

An Privatschulen sieht die Sache anders aus: Da wird auf geringe Klassengrößen geachtet und die Schüler sind besser motiviert. Vor allem sind die Eltern finanziell besser situiert und der Besuch einer Privatschule eröffnet wesentlich bessere Berufschancen im späteren Leben der Kinder. 

 

Es gibt gewisse Politiker, die sich für staatliche Schulen für alle Schüler aussprechen, aber ihre eigenen Kinder auf Privatschulen schicken. Unglaubwürdiger geht es nicht!

Erziehung und Moral der Schüler

Soziologen haben klar festgestellt, dass heute immer noch (oder schon wieder?) die soziale Herkunft sehr stark über den weiteren, beruflichen Lebensweg entscheidet, was ich sehr beschämend finde!

 

Was heute noch erschwerend dazu kommt: Früher war es selbstverständlich, dass fast jeder Erwachsene eine feste Arbeitsstelle hatte. Den Kindern wurde also vorgelebt, wie ihr zukünftiger Arbeitsalltag aussieht und dass dieses System verlässlich funktioniert, um sich später einmal eine Wohnung zu untehalten und eine Familie zu ernähren. Heute reicht ein Job nicht unbedingt zum Leben oder eine bis mehrere Generationen sind dauerarbeitslos. Das zermürbt. Perspektivlosigkeit ist heute weit verbreitet. Wenn Du einen Jugendlichen fragst, was er oder sie später mal werden möchte, heißt die Antwort nicht Arzt, Schreiner oder Kaufmann, sondern Hartz 4, weil er oder sie von den Eltern nichts anderes kennen. Dementsprechend fragen sich viele Schüler, wozu sie sich in der Schule abmühen, wenn es am Ende höchstwahrscheinlich nichts bringen wird? Je nachdem wie gut der Stoff in der Schule vermittelt und aufgenommen werden kann und die Eltern oder Nachhilfelehrer Unterstützung leisten können, stehen die Chancen entsprechend, mit einem mehr oder weniger guten Zeugnis die Schule abzuschließen. Schüler, die auf einer Förderschule (ehemals Sonderschule) landen, haben kaum eine Chance, dort weg zu kommen. Das Leben am sozialen, unteren Rand ist damit vorprogrammiert, obwohl diese Schüler nach eigener Erfahrung alles andere als dumm sein müssen. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall! Aber mit Schülern, die nicht ins streng genormte System passen, hat man eben keine Zeit, sich zu beschäftigen oder möchte es auch ganz einfach nicht. ADHS-Diagnose und Ritalin sind meist die nächsten Stationen. Kindsein ist unerwünscht.

 

Fast alle mir bekannten Lehrer beschweren sich auch massiv, dass den meisten Kindern von den Eltern kein anständiges Benehmen oder Respekt mehr vermittelt wird, was das Unterrichten auch nicht leichter macht.

 

"Wir Lehrer sind nicht dazu da, die erzieherische Inkompetenz der Eltern zu kompensieren!"

 

Nur wenn viele heutige Eltern in ihrer Kindheit kein Benehmen oder Respekt von ihren Eltern gelernt haben, wie sollen sie es dann ihren Kindern vermitteln?   

Unternehmen

Es gibt auch mehrere Gründe, warum viele Unternehmen heute kein oder zu wenig (geeignetes) Personal finden: Die sich bewerbenden Auszubildenden sind nicht ausbildungsfähig. Das heißt, sie verfügen nicht (mehr) über das elementare Grundwissen, das man früher von Auszubildenden nach einer ordentlichen Schulbildung voraussetzen konnte. Die Arbeitseinstellung und die Umgangsformen lassen oft ebenfalls zu wünschen übrig. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist es schon fast Pflicht, ein Abitur in der Tasche zu haben, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen, weil viele Firmen bei Bewerbern mit niedrigeren Schulabschlüssen einfach zu viele Mängel festgestellt hatten. Auch bei ausgelernten Mitarbeitern, die eine Weile im Beruf sind, kommt es immer wieder zu deutlichen Mängeln. Oder Mitarbeiter wollen in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten, weil sich die Arbeitsbedingungen über die Jahre massiv verschlechtert haben. Dazu kann auch gehören, dass die Firmen versuchen, immer weniger an Geld zu zahlen, um Personalkosten zu sparen. Gut qualifizierte Fachkräfte meiden solche Betriebe. Letztendlich handeln sich solche Lohndrücker nur schlechtes Personal ein, dass ihnen mehr schadet als nützt. Als Unternehmer kannst Du auf der Welle des Jammerns und der angeblich notgedrungenen Zwänge mitschwimmen oder Deinen eigenen Weg gehen. Finanziell gut situierte und intelligente Betriebe werben ganz gezielt gute Mitarbeiter zu guten Konditionen an, weil sie verstanden haben, wie wichtig solch eine Investition für ihren Betrieb ist. Das sind dann gut situierte Mittelständler oder intelligent aufgestellte Konzerne, die nicht dem Raubtierkapitalismus verfallen sind oder am Haken einer großen Bank hängen.   

 

Der Soziologe Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup erklärt genau die Problematik, warum hier in Deutschland so vieles am Arbeitsmarkt sehr falsch läuft und bietet eine Lösung an.

Häufig überforderte & unfähige Führungskräfte

Je nach Branche werden Führungskräfte mehr oder weniger gut auf ihre Führungsrolle ausgebildet. Das gilt für den fachlichen wie für den menschenführenden Teil. Potentielle Führungskräfte, die alles im Betrieb gelernt haben, sind normalerweise auf die Anforderungen ihres jeweiligen Arbeitgebers zugeschnitten ausgebildet worden. Die Qualität dieser Ausbildung hängt von dem Wissen und Können des Ausbilders ab. Der Führungsstil ist auf den Führungsstil des Hauses zugeschnitten. Im Gegensatz dazu hat jemand, der eine Coachingausbildung absolviert, eine mehrjährige Fachschule besucht oder ein Studium absolviert hat, ein viel tieferes und breiteres Wissen als jemand, der alles on the job gelernt hat.

 

Es gibt Arbeitgeber, denen die on the job Ausbildung mehr zusagt, weil sie sich ihren Kandidaten genau auf ihren Betrieb zuschneiden können, nur die wichtigen Dinge für den Job vermitteln und den Kandidaten so auch mehr an das Unternehmen binden, weil er oder sie in einer anderen Firma wahrscheinlich erstmal firmenspezifische Defizite aufarbeiten müsste, um passgenau zu werden. Ein offizieller Abschluss hat gerade hier in Deutschland einen hohen Stellenwert, der den Marktwert deutlich erhöht und durch das breitere Wissen einen Bewerber sich auch schneller einleben oder neue Sichtweise für den Betrieb aufzeigen lässt. 

 

Empathie und Menschenkenntnis kann man eigentlich nicht lernen. Entweder Du hast ein Händchen für Menschen und bist menschlich oder eben nicht. Im letzteren Fall lass es besser mit der Menschenführung! Es gibt aber auch Firmen, die ganz gezielt nach solchen Unempathen suchen.

 

Es steht und fällt alles mit der authentisch gelebten Firmenkultur und einem Mentorenprogramm für angehende Fach- und Führungskräfte. Eine solide Grundbildung durch hochwertige Abschlüsse und Zertifikate kann nicht schaden, um Kompetenz innerhalb des Unternehmens zu festigen.  

 

Es ist ebenso grundfalsch, den besten Handwerker zu Chef zu machen wie die eierlegende Wollmilchsau zum Chef haben zu wollen. Ein Chef muss in erster Linie mit Menschen umgehen und organisieren können. Der Blick und das Verständnis müssen weit über die eigene Abteilung hinaus gehen.

Kaum innerbetriebliche Ausbildungskultur

Gerade wir in Deutschland verlassen uns so sehr auf unser geliebtes duales Ausbildungssystem. Was danach herauskommt, ist ein Gelernter xyz. Diese Person wird im Allgemeinen als im Beruf einsatzfähig angesehen, dem man grundsätzlich nicht mehr zu viel beibringen muss, um zu arbeiten.

 

Ein typisch deutscher Satz: "Du hast ja Deine Prüfung mit 1 bestanden. Dir muss man ja nichts mehr zeigen."

 

Und genau dort liegt der Fehler!

 

In den USA oder Großbritannien lernt man seine beruflichen Grundlagen in einer Fachschule oder an der Uni. Den Rest lernt man on the job von meist speziellen Training Managern, die für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter verantwortlich sind. Wer in eine Führungsposition möchte, sollte einen höheren Bildungsabschluss haben, den man auch in einer Berufspause nachholen kann, um danach in eine Führungsposition wieder einzusteigen. Bei weniger anspruchvollen Jobs wird man komplett in-house ausgebildet und bei entsprechender Mehrleistung auch befördert. 

 

Standardmäßige Aus- und Weiterbildung am Arbeitsplatz für Ausgelernte ist in Deutschland eher ungewöhnlich. Konzerne haben des öfteren Werksschulen, um ihren Auszubildenden noch mehr Unterstützung anzubieten. Bei kleineren Betrieben hat man für sowas wie Trainings keine Zeit. Das Geschäft ruft und danach möchte man nach etlichen Überstunden geschafft nur noch nach Hause.

 

Du kannst bei einer Bewerbung eine Absage erhalten, weil Du in einem gewünschten EDV-Programm keine Kenntnisse hast oder massiv im Gehalt heruntegehandelt werden. Das ist natürlich nicht so toll für die Moral eines Bewerbers, aber noch schädlicher für den Betrieb, wenn dieser weiterhin nicht bereit ist, in in-house training zu investieren.

 

Bei einer Einstellung herrscht in den USA eher eine unkomplizierte Philosophie: "Glaubst Du, Du kriegst den Job hin?" "Ok, wir geben Dir eine (!) Chance." Falls der Bewerber es nicht schafft, kann der Arbeitgeber sich des gescheiterten Mitarbeiters dank kaum vorhandenen Kündigungsschutzes ja schnell wieder entledigen.

Noch viel zu viele unzeitgemäße Arbeitsmodelle

Die meisten Arbeitnehmer arbeiten noch heute klassisch 9 to 5 plus Überstunden oder Schicht bei Anwesenheit an einem externen Arbeitsplatz; außerhalb ihrer eigenen vier Wände. Schon eine ganze Reihe Firmen bieten heute einen Home Office Tag an, wo in der Regel Büroarbeit von zu Hause aus am PC oder Laptop abgeleistet werden kann. Für Leute, die im Büro arbeiten, wäre das im größeren Rahmen sicherlich viel häufiger etablierbar, so dass sich die physische Anwesenheit in der Firma auf wenige, wichtige Termine beschränken könnte. Das wäre natürlich auch familienfreundlicher und der Arbeitnehmer könnte sich seine Arbeitszeit flexibler einteilen. Technisch ist das heute alles kein Problem. Aber leider haben viele Arbeitgeber noch ein Vertrauensproblem zu ihren Mitarbeitern. Die Zukunftsprognosen sagen ganz klar, dass sich Arbeitszeit und Freizeit in Zukunft immer mehr miteinander mischen werden. Der Arbeitnehmer schuldet dem Arbeitgeber nur das Ergebnis seines täglichen Arbeitspensums. Wann am Tag und wo er oder sie diese Arbeit leistet, bleibt im Entscheidungsrahmen des Arbeitnehmers.

 

Bei mir als Freiberufler welchseln sich dienstliche und private Tätigkeiten ständig am Tag ab. Insgesamt komme ich auf eine 60-Stunden-Woche kombinierter Aktivität...und ich fühle mich sehr wohl damit!

 

Bei dem steigenden Konkurrenzdruck am Markt lässt der Umgangston in vielen Firmen oft zu wünschen übrig. Die beiden Steuerberater Panreck und Stephan Brockhoff leiten ihre Kanzlei nach menschlichen Werten, ohne ihre Rolle als Chef zu vernachlässigen...und das funktioniert gut. Der Ton macht die Musik. Prof. Dr. Gerald Hüther drückte es sinngemäß einmal so aus: Der Mensch muss als Subjekt gesehen und behandelt werden. Wenn der Mensch zum Objekt degradiert wird, beginnen die Probleme.

 

Charakteristisch sind in Deutschland auch die vielen burnoutgefährdeten Angestellten, von denen die meisten niemals offen zugeben täten, dass sie Burnoutgefährdet sind. Lieber werfen sie sich die eine oder andere Pille ein, um leistungsfähig zu bleiben. Innerlich zerstören sie sich...eine weitere Fachkraft.

 

Meine Freundin Daniela in England hatte einige Jahre in Deutschland gearbeitet und kennt daher die Arbeitsatmosphäre in vielen Betrieben. In England arbeitet sie deutlich mehr, aber kam niemals nur in die Nähe eines Burnout, wohl weil man in England wohl doch etwas entspannter miteinander umgeht als im eher verkrampften Deutschland. Die Einstellung zur Arbeit macht nach dem Miteinander offensichtlich auch einiges aus.

Politik

Die Entwicklung der politischen Landschaft in Deutschland halte ich für ein sehr großes Problem. Hier soll eigentlich der Wille des Volkes umgesetzt werden. Tätsächlich setzt die heutige Politik aber den Willen der Konzerne und Großkapitaleigner sowie unseres im Hintergrund stehenden US-amerikanischen Hegemons um. Das gipfelt dann in Aussagen wie die unseres ehemaligen Bundespräsidenten Herrn Joachim Gauck "Die Eliten sind gar nicht das Problem. Die Bevölkerungen sind im Moment das Problem." Zumindest gab Herr Gauck zu, dass mit der Bevölkerung zu wenig geredet wurde (und wird). Von der Ausweitung der direkten Demokratie nach schweizer Vorbild will ich hier gar nicht weiter reden. Für die Zukunft zeichnet sich ab, dass die Industrielobby ihren besten Mann direkt & alternativlos ins Bundeskanzleramt bringen wird, wenn wir Deutschen nicht zur Vernunft kommen werden. Doch dazu bräuchten wir erstmal eine echte politische Alternative und keine Scheinalternative, die sich nur so nennt.

Hartz 4 - ein massiver Faktor!

Das angeblich verstärkte Fördern und Fordern durch Hartz 4 unter unserer letzten Rot-Grün-Regierung entpuppte sich als nichts anderes als eine künstliche Schaffung eines Niedriglohnsektors, aus dem es fast kein Entrinnen mehr gibt. Ganz konträr zu dem, was ursprünglich und offiziell geplant war. Genauso skandalös und grundgesetzwidrig wie die Sanktionierung bis zur Obdachlosigkeit, was auch offiziell nie geplant war. 

 

Entweder haben die Betroffenen nicht die finanziellen Mittel, sich zu wehren oder die Täter haben so viele finanzielle Mittel und Beziehungen, dass man denen nicht beikommen kann oder will.

 

Daher ergibt sich in der Regel folgendes Schicksal für betroffene Arbeitnehmer: Wer nach seinem Jobverlust nicht sehr zeitnah einen neuen Job in seinem Kompetenzbereich findet, wird von den Personalern fallen gelassen. Nach einem Jahr fällt der Betroffene dann in Hartz 4 und soll jeden Job an jedem Ort zu oft unmöglichen finanziellen Konditionen annehmen müssen, um nicht sanktioniert - sprich Leistungskürzung - zu werden. Normalerweise sind das dann auch Jobs unterhalb der eigenen Qualifikation und oft in einer anderen Branche.

 

Mit Hartz 4 interessiert sich niemand mehr, welche Qualifikation Du erworben hast. Dein IHK-Abschluss ist nicht mehr das Papier wert, worauf es gedruckt wurde. Dein Doktortitel interessiert dann auch niemand mehr. Du bist dann einfach keine Fachkraft mehr.

 

Wenn man Fachkräfte ganz einfach ignoriert oder nicht nutzt, kann auch ein Fachkräftemangel entstehen. Hartz 4 sei dank!

 

In einer Diskussion u. a. mit Inge Hannemann werden die Folgen von Hartz 4 diskutiert.

"Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle."

 

Robert Bosch

Arbeitnehmer

Und ganz unten steht dann der Arbeitnehmer: Je nach Persönlichkeit, Moral und Selbstkontrolle vegetiert oder manövriert sich die neue, künstlich erschaffene Restgröße der Wirtschaft auf und durch den Arbeitsmarkt.

 

Wenn Du Dich als gut qualifizierter Mitarbeiter und Problemlöser in Deiner Firma gut verkaufen kannst und Deinen Marktwert kennst, hast Du grundsätzlich gute Karten, Dir ein gutes Leben zu machen. Etwas Glück gehört natürlich auch immer dazu.

 

Die meisten Arbeitnehmer wurschteln sich so durch, posten am Sonntag ihre "Sch...-Montag"-Statements auf Facebook, leben von Wochenende zu Wochenende und sind insgesamt froh, dass sie noch Arbeit haben. Das ist für mich letztendlich kein  Leben, sondern ein armseeliges Vegetieren. Und noch viel schlimmer: Diese Arbeitnehmer könnten ein glücklicheres Leben haben und deutlich mehr leisten und weniger leiden, wenn man sie gut und menschenwürdig führen täte. So ein einfaches "Danke" vom Chef kann da schon Wunder wirken.

 

Die Arbeitnehmer, die dem oft künstlich aufgebauten Druck von oben nicht mehr stand halten, fallen irgendwann durchs Raster und in die Vergessenheit der Arbeitswelt - Burnout. Das Schlimme ist, dass kein Arbeitgeber dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Juristen raten ausdücklich nicht zum Rechtsstreit und befördern sich damit selbst in ihre Nutzlosigkeit. Zurück bleibt ein teilweise bis ganz arbeitsunfähiger ehemaliger Arbeitnehmer, der jetzt von staatlicher Hilfe abhängig ist - eine ehemalige Fachkraft eben, an der es jetzt mangelt.

Zeitgenössische Karrikatur aus Facebook zum derzeit häufigen Arbeitsklima
Zeitgenössische Karrikatur aus Facebook zum derzeit häufigen Arbeitsklima

Mein Fazit zum Fachkräftemangel

In vielen Firmen ist die Arbeitsatmosphäre wegen einem hohen Konkurrenzdruck oder Mitarbeiterknappheit dauerhaft angespannt.
In vielen Firmen ist die Arbeitsatmosphäre wegen einem hohen Konkurrenzdruck oder Mitarbeiterknappheit dauerhaft angespannt.

Ein intelligenter Arbeitgeber weiß, dass er oder sie am eigenen Ast sägt, wenn nur durchschnittlich bis schlecht qualifiziertes Personal eingestellt wird, dass zu Dumpinglöhnen arbeitet. Gutes, hochqualifiziertes Personal lässt sich nicht für ein mitttelmäßiges Gehalt einstellen oder ist nach der Probezeit wieder weg. Optimalerweise bildet ein guter Arbeitgeber sein Personal auch weiter aus.

 

Wer als Unternehmer nicht für ein gutes Arbeitsklima im Betrieb sorgt, Überstunden zur Gewohnheit werden lässt und nur mit Angst und Druck führt, wird niemals das volle Potential der Mitarbeiter ausschöpfen können. 

 

Das haben alle intelligenten Arbeitgeber heute verstanden. Nicht nur der neue Arbeitnehmer bewirbt sich heute beim neuen Arbeitgeber, sondern auch umgekehrt. Beide dürfen viel bieten und müssen bei Zusammenkunft dann auch leisten. Wer nicht in sein Personal investiert, verliert!

 

So lange sich in unserer Politik nicht etwas ganz Grundlegendes ändert, sehe ich hier keinen wirklich positiven Fortschritt der aktuellen Situation. Zu viele Projekte, die schon längst hätten gestartet werden müssen, werden heute noch vor sich her geschoben oder Fehlentscheidungen nicht korrigiert. Da hilft auch die berufliche Integration von Flüchtlingen und hinterrücks angeworbenen Neugastarbeitern, die meist eben nicht gut qualifiziert sind, nicht zu viel.

 

Wenn wir wieder Qualität in unsere Schulbildung bekommen, Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten und Neigungen aus- und weiterbilden bzw. einsetzen und wirklich gezielt noch fehlende und tatsächlich qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland auf Zeit anwerben oder aus Frust ausgewanderte Deutsche wieder zurückwerben, hätten wir schon einen guten, ersten Schritt in die richtige Richtiung gemacht. Und die Politik muss den Konzernen endlich mal auf die Finger klopfen und sie an ihre gesetzlichen und sozialen Pflichten erinnern. Das heißt auch, dass die vielen arbeitslosen Fachkräfte wieder eingestellt werden müssen und nicht nur eine Mindestbesetzung das Pensum von 2 bis 3 Mitarbeitern leistet und endlose Überstunden macht. Prof. Bontrup sprach von einer Arbeitszeitverkürzung für alle, um die Arbeitslosen wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Diesen Vorschlag halte ich grundsätzlich für gut und habe ich auch schon selbst in früheren Blogartikeln geäußert. Der Arbeitgeberseite wird das aber nicht zulassen, weil ihnen dann ein wichtiges Druckmittel auf ihre Angestellten abhanden kommen täte. Hier müsste der Staat wieder eingreifen, wenn er vorwiegend die Interessen der Bevölkerung vertreten täte.

 

Hier findest Du noch ein paar interessante Buchtipps aus meinem Amazon-Partnerprogramm zur Vertiefung des Themas Fachkräftemangel: