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Altersarmut in Deutschland

Dass unsere Alterstrente auf tönernen Füßen steht, wissen Politiker schon lange. Zugeben wollten sie das aber lange nicht.

 

Vor eingen Jahren forderte die Bundesregierung die Bevölkerung offiziell dazu auf, zusätzlich zu ihrer Rente privat für das Alter vorzusorgen.

 

Seit diesem Sommer steht eine konkrete Zahl aus den Medien im Raum: Fast jeder zweite Rentner hat monatlich weniger als 800,- Euro nach Steuern, ohne eventuelle Zusatzeinkünfte eingerechnet, zur Verfügung. Willkommen in der Altersarmut!

Arm im Alter

Arm im Alter zu sein, ist kein Gespenst der Zukunft. Es ist schon heute für die Hälfte aller Rentner bittere Realität! Dabei haben wir heute noch viele Rentner, die ihr gesamtes Erwerbsleben durchgehend gearbeitet hatten. Solche Zustände werden mit den nachfolgenden Generationen immer seltener werden. Das trifft ebenso auf die frühere fast Selbstverständlichkeit zu, dass man mit zunehmenden Alter automatisch auch mehr verdient hatte. Wer im fortgeschrittenen Alter um die 55 arbeitslos wird, hat kaum noch eine Chance auf eine Neuanstellung - schon gar nicht mehr zu einem guten Gehalt.

 

Die staatlich seit einigen Jahren propagierte private Vorsorge für das Alter erscheint schon fast wie ein Hohn für die immer größer werdende Anzahl der Beschäftigten mit geringem Einkommen. Die Niedriglöhner fragen sich, wie sie den Monat finanziell überleben. An das Bilden von finanziellen Rücklagen ist nicht zu denken. Die Leute, die es sich auf jeden Fall leisten können - ab gehobenem Mittelstand aufwärts - sorgten schon immer privat für sich vor, obwohl es bei noch weiter steigendem Einkommen gar nicht mehr zwingend notwendig wäre.

 

Die in allen Bereichen deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten tun ihr Übriges zur tagtäglichen Geldknappheit bei. In einer Großstadt kostet die Miete teilweise schon für eine 1-Zimmerwohnung 500,- Euro warm. Wer in günstigeren Gegenden wohnt, muss bei den öffentlichen Verkehrsmitteln oft 3-stellig im Monat draufzahlen, um regelmäßig in die nächstgrößere Stadt zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen und spart so praktisch auch nichts. Über die Unterhaltung eines Autos möchte ich hier gar nicht erst reden.

Sozialer Zusammenhalt im Alter ist sehr wichtig!
Sozialer Zusammenhalt im Alter ist sehr wichtig!

Da die neoliberale Politik über viele Jahre hinweg nicht nur unsere Lebenshaltungskosten künstlich in die Höhe getrieben hat, sondern auch den Zusammenhalt der Familien zerstört hat, braucht es gerade im Alter alternative Lebenskonzepte, wo möglichst jeder für den Anderen da ist und neue Gemeinschaften bildet, wer finanziell nicht so gut aufgestellt ist. Auch eine Ehegemeinschaft im Alter ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, wo einer auf den Anderen aufpasst.

 

Über die derzeit im Raum stehenden Konzepte des Zusammenlebens von älteren Menschen hatte ich auch schon gebloggt.

Die alten Geschichten von der guten Rente zum Lebensabend, wo sich das Seniorenehepaar ihre Zeit mit Reisen um die ganze Welt vergnügen kann, ist für den weit überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung ausgeträumt. Anstattdessen gilt ab Renteneintritt meist eiserne Sparsamkeit und die Senkung des eigenen Lebensstandards. Ja, viele ehemalige Arbeitnehmer mit geringem Einkommen können es sich noch nicht einmal erlauben, in den Ruhestand zu gehen, weil die Rente nicht reicht, um die Lebenshaltungskosten für das Wichtigste zu decken. Darum arbeiten viele Rentner als geringfügig Angestelle zum Beispiel beim ehemaligen Arbeitgeber weiter. Die Frage, Grundsicherung zu beantragen, stellt sich auch immer mehr Rentnern. Wer noch weniger Glück hat, durchsucht ab Renteneintritt die umliegenden Mülltonnen nach Essensresten oder sammelt Pfandflaschen. Ein trauriges Bild, was schon seit einigen Jahren zum Alltag in Deutschland gehört. Über die ungerechte Verteilung des Wohlstands in Deutschland hatte ich bereits vor einigen Jahren bereits gebloggt.

 

Was der Rentner zusätzlich zu seiner Rente erhält, könnte eine mehr oder weniger hohe Betriebsrente sein. Früher waren Betriebsrenten und -pensionen erstens weiter verbreitet und zweitens meist qualitativ gut. Heute ist das, was man Dir als Betriebsrente aka betriebliiche Altersversorgung anbietet mehr ein Steuertrick Deines Arbeitgebers, um Sozialversicherungsbeiträge bei Dir zu sparen, die Du im schlimmsten Fall bei Auszahlung Deiner Betriebsrente nachzahlen musst. Auf Marktcheck im SWR wird für Dich nachgerechnet, was solch eine Mogelpackung unter Umständen für Dich bedeuten kann:   

Nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern vor allem in der Politik muss sich noch Vieles ändern, damit wir nicht in 20 Jahren mit einem Rentneranteil von 50% in der Bevölkerung den totalen Katastrophenzustand erleben werden. Es ist jetzt schon mehr als inakzeptabel genug!

 

Matthias W. Birkwald von der Partei DIE LINKE sagt im Deutschen Bundestag ganz deutlich, was in der Politik noch dringend geschehen muss, um einem Desaster auszuweichen. Gute internationale Vorbilder für einen besseren Weg gibt es genug:

Das nächste Risiko: die Reformation der Grundsteuer

Die geforderten +/- 1000,- Euro pro Rentner sind wahrlich nicht viel Geld im Monat. Den Traum von der Weltreise nach einem langen Arbeitsleben erfüllt dieser Betrag sicherlich ebenso wenig wie die zu erwartenden, steigenden Kosten für - nach meiner Meinung nach - angemessene medizinische Versorgung und Pflege in der letzten Lebensphase. Aber es wäre immerhin ein erster, guter Schritt nach vorne, wenn es so oder besser käme.

 

Bei einem Gespräch mit einem Freund von mir, der regelmäßig in Regierungskreisen zu Beratertätigkeiten bei finanziellen Themen herangezogen wird, äußerte dieser sich, dass es sicherlich zu deutlichen Einschnitten bei dem jetzigen Renteniveau kommen muss, wenn man realistisch für die Zukunft kalkulieren will. Ein Bericht in der Rheinischen Post von der KW 30 / 2018 bestätigt diese Information öffentlich.

 

Für 2019 steht eine Reformation der Grundsteuer an, weil das Verfassungsgericht die aktuelle Berechnung der Grundsteuer 2018 als verfassungswidrig eingestuft hat. Die Bewertungsgrundlage sei veraltet und müssen demnach neu bewertet und berechnet werden. Die Grundsteuer zahlen nicht nur Eigentümer von Immobilien und Grundstücken. Vermieter können die Grundsteuer auch in die Berechnung ihrer Mieten an ihre Mieter weitergeben. Es wird - je nach neu berechneten Grundstückswert - mit einer bis zu Verzehnfachung der Grundsteuerlast gerechnet! Im Klartext heißt das, dass zum Beispiel ein Rentnerpäärchen, das in ihrer mühsam ersparten Eigentumswohnung ihren Lebensabend verbringen will, ab 2019 mit einer deutlichen Erhöhung der Kosten für ihre Immobilie rechnen muss. Als praktisches Beispiel: Als monatliche Belastung mit 300,- Euro Hausgeld und 20,- Euro Grundsteurer = Summe 320,- Euro für die 60 qm Eigentumswohnung. Das ist für ein Durchschnittsrentnerpaar finanziell zu stemmen. Diese Wohnung zur Miete täte wahrscheinlich 700,- bis 800,- Euro warm kosten, was für viele Rentner schnell zu einem finanziellen Problem werden könnte. Bei einer Verzehnfachung der Grundsteuer kostet die Eigentumswohnung ab 2019 monatlich 500,- Euro, was bei einer geringen Rente schnell zu einem Problem oder zumindest einer deutlichen Senkung des Lebensstandards führen kann. Auf Mieter wartet dann ebenfalls eine deutliche Mieterhöhung ab 2019. Im Extremfall verliert das Rentnerpäärchen die Eigentumswohnung, aber kann sich keine Mietwohnung mehr leisten, weil die ja noch deutlich teuerer wäre. Der Wechsel in eine kleinere Eigentumswohnung wäre eine zu kalkulierende Alternative, die heute aber keinen echten Gewinn darstellen wir, weil die Immobilienpreise in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Bei einer Beantragung von Grundsicherung stellt sich die Frage, ob die Behörden die Eigentumswohnung als angemessen betrachten oder diese verkauft werden muss, um Grundsicherung zu erhalten. Jedenfalls ist dieses drohende Szenario nicht das, wovon man als Rentner träumt. Singles im Ruhestand, aber auch Arbeitnehmer mit geringem Einkommen, die Wohneigentum geerbt haben oder 2019 vor einer deutlichen Mieterhöhung stehen werden, stehen nach meiner Meinung harte Zeiten bevor.

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Grundsteuer - ZIA und Haus & Grund warnen vor Kostenexplosion (Pressemitteilung)
Der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss und Haus & Grund Deutschland warnen mit der geplanten Reform der Grundsteuer von einer sozial unverträglichen Kostenexplosion.
Grundsteuer__ZIA_und_Haus_&_Grund_warnen
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Es liegt letztendlich wieder an Dir, wen Du in Zukunft als Deinen Volksvertreter wählst, der dann die Situation ändern täte oder Du wieder die wählst, die es seit vielen Jahren nicht tun...und Du privat ausreichend für Dich vorsorgen kannst.

 

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Aus meinem Amazon Partner Programm gibt es hier weiterführende un vertiefende Literatur zum Thema Altersarmut:


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Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Wähnke (Donnerstag, 28 November 2019 13:56)

    erschreckend ist vor allem die extreme Steigerung bei der Überschuldung in der Altersgruppe Ü70 https://blog.wegweiser-kommune.de/seniorenpolitik/altersarmut-mehr-ueberschuldung-mehr-obdachlosigkeit-und-mehr-altersarme-frauen