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Zwei Katzen - doppeltes Glück?

Mellie (links) und Melody (rechts) auf ihrem Kratzbaum
Mellie (links) und Melody (rechts) auf ihrem Kratzbaum

Katzen zählen zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland - insbesondere bei Singles. Da in Einzelpersonenhaushalten der menschliche Bewohner in der Regel einen großen Teil des Tages am Arbeitsplatz außerhalb seiner Wohnung verbringt, bleibt die Hauskatze alleine und Langweile ist angesagt. 

 

Was wäre da sinnvoller, als eine zweite Katze mit ins Haus zu holen?

 

Dieser Frage möchte ich heute nachgehen.

Katzenbeziehungen unter sich

Das Klischee: Katzen sind Einzelgänger

Kira hatte ein schönes, aber manchmal einsames Leben bei mir.
Kira hatte ein schönes, aber manchmal einsames Leben bei mir.

Verallgemeinerungen und Klischees sind nach meiner Meinung immer für den Einzelfall zu prüfen. Katzen sind wahre Persönlichkeiten, die - wie wir Menschen auch - ihren individuellen Charakter, Vorlieben und Abneigungen haben, aber zum Teil auch anpassungsfähig sind.

 

Katzen leben sicherlich eigenständiger als Hunde, aber haben und brauchen auch ihre soziale Umgebung. Insbesondere als domestizierte Vierbeiner, wo sie von ihrem Menschen abhängig sind.

 

Meine erste Katze Kira war eine Fundkatze aus dem Tierheim mit unbekannter Vergangenheit. Sie war offensichtlich sehr menschbezogen und konnte nicht mit anderen Katzen zusammen gehalten werden. Ich gehe davon aus, dass in den ersten 8 Jahren ihres Lebens, bevor ich Kira 2005 adoptiert hatte, bezüglich artgerechter Haltung so einiges falsch gelaufen sein musste. Kira war sehr fixiert auf mich, hatte aber trotzdem ihren sehr eigenen Kopf. Wenn ich beruflich längere außer Haus war oder nur wenige Tage im Urlaub, litt sie offenbar darunter. Sie hatte sogar offensichtliche Ängste, verlassen zu werden. Durch das Einspielen von übersichtlichen Abwesenseitszeiten und einer sehr guten Catsitterin ließen sich Kiras Ängste gut in den Griff bekommen. Die zeitweise Einsamkeit konnte ich nicht verhindern und Kira eben keine Zweitkatze akzeptieren.Trotz allem hatten wir 10 wunderschöne, gemeinsame Jahre miteinander erlebt.

 

Bei der Adoption meiner ersten Katze war ich mir schon bewusst, dass ich nicht nur eine anfängertaugliche Katze bräuchte, sondern auch eine Katze, der mehrere Stunden Einsamkeit am Tag nichts ausmachen würde. Darum fiel die Wahl gezielt auf eine ältere Katze, die nicht mehr einen solch hohen Bewegungs- und Spieldrang hatte wie eine junge Katze. Aus Unterhaltungen mit anderen Katzenbesitzern, die selbst ältere Katzen hatte, bekam ich bestätigt, dass dies eine erfolgversprechende Strategie war. Trotzdem würde es wichtig sein, sich regelmäßig mit der Katze auseinanderzusetzen und beispielsweise Spielsessions mit ihr zu veranstalten. Genauso wie wir Menschen, müssen auch Tiere sich regelmäßig bewegen, um gesund zu bleiben.

 

Sobald noch weitere Menschen im Haushalt wohnen und fast rund um die Uhr jemand (möglichst Erwachene) zu Hause ist oder die Katze (zumutbaren) Freigang hat, stehen die Aktien für die Katze deutlich besser.

 

Nach Kiras Tod im Frühjahr 2015 blieb ein ungutes Gefühl zurück, dass ich Kira zu oft alleine gelassen haben musste. Mir war klar, dass wenn ich nochmals eine Katze adoptieren wollte, ich gleich zwei nehmen würde, um diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen.

Zwei Katzen = doppeltes Glück?

Gemeinsam im Pool finden Melody (links) und Mellie (rechts) einfach cool!
Gemeinsam im Pool finden Melody (links) und Mellie (rechts) einfach cool!

Jein. Das Tierheim Düsseldorf gibt Jungtiere nur im Doppelpack ab. Alles andere wäre auch nicht artgerecht! Eine junge Katze hat einen sehr starken Bewegungsdrang, eine unbändige Neugierde und braucht unbedingt soziale Kontakte...am besten zu Artgenossen.

 

Von daher passte es perfekt in mein Konzept, zwei 6-Monate-alte Jungkatzen zu adoptieren, die auch noch Geschwister waren.

 

Im Juli 2015 wurde die 2-Jahre-alte schwangere Katze Mamba auf einem Düsseldorfer Industriegelände von ihrem Vorbesitzer ausgesetzt. Mamba brachte am 10. Juli 2015 drei Töchter zur Welt: Melody, Milly und Mellie. Die vier Katzen wurden von Spaziergängern gefunden und im Tierheim abgegeben. Mamba selbst hatte ich leider nie kennengelernt. Sie war gesundheitlich wohlauf und wurde schnell vermittelt. Die drei kleinen, süßen, schwarzen Mambas jedoch bieben fast ein halbes Jahr in Quarantäne, weil sie sich so einige Krankheiten in der freien Natur eingefangen hatten. Im Spätsommer 2015 wurde ich auf der Website des Tierheims auf die Mambaschwestern aufmerksam - insbesondere auf Melody. Ich schrieb das Tierheim an, dass ich Interesse hätte, sobald die drei Mambas zur Vermittlung freigegeben waren. Es dauerte bis Anfang Dezember 2015 bis ich die drei Mambatöchter erstmalig live in ihrem Zwinger besuchen durfte. 

Les trois filles de Mamba im Tierheim Düsseldorf
Les trois filles de Mamba im Tierheim Düsseldorf

Die drei Mambas waren dort zu viert untergebracht. Eine 2-jährige, sehr scheue, schwarzweiße Katze war ebenfalls mit in diesem Zwinger untergebracht.

 

Das Verhalten der drei Mambas war sehr interessent: Melody war immer die Erste vor Ort, die etwas untersuchen musste. Sie traute sich als erstes zu mir und ließ sich recht bald streicheln. Somit hatte sich meine Favoritin bestätigt. Als zweite trat stets Milly auf den Plan, sobald sie gemerkt hatte, dass Melody alles als OK eingestuft hatte. Melody und Milly bildeten auch beim Spielen stets ein Team mit fester Rollenverteilung. Und Mellie? Die blieb stets im Hintergrund. Sie kam gelegentlich mal in unsere Nähe, hielt aber Distanz und ließ sich nicht auf einen Kontakt ein. Mein Favoritenpärchen wäre also eigentlich Melody und Milly gewesen.

 

Nach einem Gespräch mit der Tierpflegerin des Katzenhauses einigten wir uns auf folgende, vernünftige Strategie: Da ich nicht alle drei Schwestern adoptieren wollte, bildeten wir Paare mit je einer aktiveren Katze (Melody und Milly) und einer ruhigen Katze (Mellie und die fremde Schwarzweiße), die optimalerweise gemeinsam vermittelt werden sollten. Da Melody meine absolute Favoritin war und ich die ultrascheue Fremdkatze auf keinen Fall haben wollte, blieb nur die Paarung Melody und Mellie. So fiel die Entscheidung. Am 04. Januar 2016 zogen Melody und Mellie bei mir ein. 

 

Am Tag, wo ich meine Mambas abholen kam, erwartete mich eine schöne Überraschung. Die Tierpflegerin kam mir freudig entgegen und begrüßt mich. "Schauen Sie sich die Beiden an: Mellie ist wie ausgewechselt. Sie spielt und rauft mit Melody. Die beiden haben so richtig Spaß!" So erledigen sich vermeintliche Probleme wie von selbst. Milly und die andere Katze waren schon vermittelt worden.

Was ist zu beachten, wenn eine neue Katze in einen Katzenhaushalt einzieht?

Mellie war eine ziemlich nerdige Katze, wie man an ihrer Vorliebe zu Büchern sehen kann. Melody (rechts) hatte da nur wenig Verständnis.
Mellie war eine ziemlich nerdige Katze, wie man an ihrer Vorliebe zu Büchern sehen kann. Melody (rechts) hatte da nur wenig Verständnis.

Mit Melody und Mellie als Schwestern aus dem selben Wurf habe ich grundsätzlich optimale Voraussetzungen für ein gutes Zusammenleben der Beiden...bis sie mit 2 bis 3 Jahren erwachsen sind. Ab dann sehen sich auch Geschwister untereinander als Konkurrenten, weil die Katzen dann auch in freier Wildbahn ihre eigenen Wege gehen.

 

Natürlich ist es wichtig, dass ich beide Katzen gleichsam mit Aufmerksamkeit behandle, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich eine der Beiden bevorzuge. Damit fördere ich nur noch eine Konkurrenzsituation.

 

Besonders bei jungen Katzen ist es ganz normal, dass sie sich untereinander regelmäßig raufen, sich wieder vertragen, mit einander spielen, sich gegenseitig putzen oder auch einmal ihre Ruhe voneinander haben wollen. Überwiegend ist bei Jungtieren Action angesagt...und so muss das auch sein!

 

Mellie war erwartungsgemäß die Ruhigere von den Beiden und zog sich auch immer mal wieder gerne hinter die Bücher im Bucherregal zurück. Ansonsten gibt es in meiner 3-Zimmerwohnung grundsätzlich genügend Rückzugsmöglichkeiten für 2 Katzen. Melody ist neugierig und sondiert immer als erste die Lage, sobald der erste Schreck einer ungewohnten Situation verflogen ist. Wenn Mellie merkt, dass keine Gefahr droht, folgt sie wenige Minuten später. Grundsätzlich etwas schreckhaft sind aber beide.

 

Von Anfang an bestand bei mir zu Hause eine Konkurrenzsituation unter den Beiden. Die Situation verschärfte sich zusehens, je älter Melody und Mellie wurden. Beide Katzen wollten natürlich meine Aufmerksamkeit. Jede der Beiden versuchte, bei mir als Favorit zu landen. Das merkte ich und achtete darauf, dass ich beiden möglichst gleich viel Zuneigung gab und niemanden bevorzugte. Von gemeinsamen Schmuseeinheiten zu dritt entwickete es sich immer mehr, dass eine nach der anderen zu mir kam, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen, während die andere Katze das Geschehen auf sicherer Entfernung argwöhnisch beobachtete.

 

Eine weitere Problematik entwickelte sich mit den Katzentoiletten. Zunächst hatte ich zwei Katzenklos aufgestellt. Eines im Bad und eines im Flur. Das funktionierte zuerst einmal gut, bis Mellie mehrere Male im Arbeitszimmer vor dem Bücherregal urinierte. Meine Lösung war die Anschaffung eines dritten Katzenklos, das ich im Arbeitszimmer aufstellte. Dies wurde fortan Mellies Stammtoilette. Leider entwickelte sich mit der Zeit ein weiteres Problem mit den Katzenklos: Melody hatte das Katzenklo im Flur für sich in Beschlag genommen. Das dritte Katzenklo im Bad schien zur Nutzung beider Katzen akzeptiert zu werden. Wenn allerdings Mellie sich in Melodys Klo im Flur erleichterte, urinierte Melody aus Protest in den Flur aufs Laminat. Diese Problematik zog sich über ein paar Monate, wo ich mit Bachblüten und einem Tierpsychlogen alles versuchte, diese Situation zu entschärfen, was nur unbefriedigend gelang. Dann kam ich auf die einfache Idee, Melodys Katzenklo vom Flur ins Wohnzimmer zu verlegen. Schon war das Problem gelöst!

 

Mellie hatte auch gerne die Angewohnheit, Melody morgens das Frühstück wegzufuttern. Dementsprechend 'gesünder' sah Mellie auch aus wie ein kleiner Panther, während Melody lang, rank und schlank blieb - wie eben eine schwarze Mamba auszusehen hat. Konsequenterweise musste ich die Beiden oft morgens von einander trennen, bis sie mit ihrem Frühstück fertig waren und der erste große Hunger gestillt war. danach ging es wieder.

 

Dass Katzen miteinander raufen, ist besonders unter Katzenkindern normal. Bei Mellie und Melody musste ich drei besorgte Male miterleben, wie die Eine der Anderen massiv an die Kehle ging, so dass die angegriffene Katze laut aufgeschriehen hatte. Blutig wurde die Sache Gott sei dank nie. Dies führte mit einer Kollegin zu heftigen Diskussionen, ob es nicht besser sei, sich von einer der beiden Katzen zu trennen. Bachblüten halfen hier vorrübergehend gut, aber das Hauptproblem war mit nun zwei fast erwachsenen Katzen eine unverkennbare Konkurrenzsituation in einer 3-Zimmerwohnung, in der sich 2 Katzen nun genug aus dem Weg gehen konnten, wenn sie es wollten. Anstattdessen bevorzugte Melody es, Mellie mehrmals am Tag aus der Ferne permanent anzustarren. Zu weiteren, schlimmeren Auseinandersetzungen kam es aber nicht und beide hatten am Tag auch immer wieder schone Momente miteinander wie gegenseitiges Putzen, schmusen und spielen, so dass ich mich gegen eine Trennung der Beiden entschied.

Mellie beim 'Mambaschlankheitstest'
Mellie beim 'Mambaschlankheitstest'

Bei zwei Fremdkatzen, die gleichzeitig in einen Haushalt einziehen, ist laut Papierformat die Chance etwas schlechter, dass es ein reibungsloses Zusammenleben gibt, aber wie Du am Beispiel meiner Mambas siehst, steckt man da nicht drin! Das beobachtete Verhalten von zwei Katzen im Tierheim ist grundsätzlich ein guter Indikator, wie sich zwei Katzen miteinander verstehen, aber keine Garantie.

 

Generell ist es viel schwieriger, eine neue Fremdkatze zu einer Einzelkatze zu gesellen, die vielleicht noch die einzige Diva im Haus war. Das wird sicherlich nicht ohne Reibereien ablaufen. In vielen Fällen arrangieren sich die Katzen, wenn es genügend Rückzugsmöglichkeiten für beide gibt. Nicht selten entsteht sogar eine Freundschaft. Es kann aber auch unvereinbar bleiben, so dass eine Trennung nötig wird. 

 

Im Tierheim kannst Du gezielt nach sozial verträglichen Katzen fragen, die auch Artgenossen oder andere Tiere akzeptieren. Vom Sozialgefüge her wird sich eine jüngere Katze einer älteren Katze eher unterordnen. Die junge Katze muss aber auch bespaßt werden, was der älteren Katze, die mehr Ruhe haben möchte, missfallen dürfte. Wenn Du die Möglichkeit hast, dass die sich noch fremden Katzen in Ruhe beschnuppern können, bevor die Neue fest einzieht, besteht wohl so die beste Möglichkeit, sich gegenseitig zu prüfen.

Was kann passieren, wenn eine der beiden Katzen stirbt?

Der morgentliche Weckdienst am Wochenende von Melody (links) und Mellie (rechts) konnte mit Recht schon als legendär bezeichnet werden.
Der morgentliche Weckdienst am Wochenende von Melody (links) und Mellie (rechts) konnte mit Recht schon als legendär bezeichnet werden.

Dieser Einschnitt wird eine deutliche Änderung im Leben der zurückbleibenden Katze und wohl auch beim Menschen mit sich bringen: Bei einer noch nicht erwachsenen Katze sollte über eine neue, gleichaltrige Jungkatze nachgedacht werden, weil Jungkatzen wirklich Artgenossen an ihrer Seite brauchen. Eine erwachsene Katze kann grundsätzlich auch alleine weiter im Haus leben. Es hängt auch davon ab, wie sehr die hinterbliebene Katze an der verstorbenen Katze gehangen hatte. Ausgedehnte Trauerphasen bis zum Verlust des Lebenswillens können die Folge sein.

 

In einem Fall mit zwei eng aneinanander gebundene Geschwisterkatzen, wo eine Katze einen Krebstumor im weit fortgeschrittenen Stadium entwickelte hatte, wurde bei der zweiten Katze ebenfalls der Ansatz eines solchen Tumores zu dieser Zeit entdeckt. Als es Zeit war, die todkranke Katze einschläfern zu lassen, entschieden sich der Tierarzt und die Halterin gemeinsam dazu, die beiden Geschwister gleich gemeinsam von ihren Leiden zu erlösen. Ein Bekannter meine dazu, als er von dem Fall hörte: "Wenn die eine Seele es nicht schafft, alleine gehen zu können, bittet sie eine andere geliebte Seele, sie zu begleiten."

 

Es kann aber auch ganz anders laufen: Eine junge Katze wurde zu einer deutlich ältere Katze gesteckt. Die ältere Katze war natürlich deutlich dominanter. Das Jungtier verhielt sich auch klein und unscheinbar. Als die ältere Katze dann starb, nahm die Jungkatze nicht nur physisch zu, sondern nahm sich auch in der Wohnung mehr Raum und wurde verspielter und entdeckungslustiger.

 

Kurz vor Ostern 2018 fiel mir bei Mellie auf, dass ihr Bauch deutlich angeschwollen war. Am Karfreitag war sie erstmalig beim Mambaschlankheitstest durchgefallen, was für mich ein Alarmzeichen war. Am nächsten Tag saß ich mit Mellie in der Notfallsprechstunde. Sie hatte eine schwere Aszitis, die schon ein lebensgefährliches Stadium erreicht hatte. Mellie wurde sofort notmedikamentiert, geröntgt und per Ultraschall untersucht. Dabei kam heraus, dass Mellies Herz massiv vergrößert war, die Aszitis drohte, ihre Lunge anzugreifen und ihre Speiseröhre war leicht deformiert. Nach den Osterfeiertagen kam Mellie sofort für 4 Tage auf die Intensivstation. Bei den Untersuchungen kam heraus, dass Mellie zumindest keine FIP, dafür aber höchstwahrscheinlich eine Herzproblematik hatte, die für die Aszitis ursächlich war. Ich wollte Mellie so schnell wie möglich einem Herzspezialisten vorstellen. Auf Eigeninitiative fand ich in Düsseldorf einen Herzspezialisten, der bei Mellie ein Herz-EKG machte. Auf einen regulären Termin bei einem vorgeschlagenen Herzspezialisten hätte ich fast noch eine Woche warten müssen. Dafür war mir die Situation aber zu dringlich. Mellie hatte einen angeborenen, schweren Herzfehler, der damals im Tierheim nicht entdeckt worden war. Beim ersten Routinecheck beim Tierarzt vor einem Jahr dachte auch niemand daran, nach einem Herzfehler zu suchen. Blutwerte und Impfauffrischung genügten für 2 Katzen im Alter von 1,5 Jahren. Eine Medikamentierung mit 4 Medikamenten wurde lebenslang verschrieben und Mellie wieder nach Hause entlassen. Wenn Mellies Aszitis unter Kontrolle war, verhielt sie sich fast normal. Sie war nur viel ruhiger und der Bauch eben etwas runder. Mitte der kommenden Woche lag Mellie wieder auf der Intensivstation, weil die Aszitis wieder außer Kontrolle geraten war. Derweil hatte mir eine befreundete Tierärztin dazu geraten, einen bekannten Herzspeziaslisten aus Duisburg zu konsultieren, um ein noch deutlicheres Ergebnis zu Mellies Lage zu erhalten. Ausgerechnet am Freitag, dem 13. hatte ich den Termin in der Duisburger Tierklinik. Die Diagnose stand sehr schnell im Raum. Die Erklärungen dauerten etwas länger. Mellies junger Körper konnte den angeborenen Herzfehler kompensieren...bis zu dem Tag, wo die Aszitis (Wasser im Bauch) auftrat...und das war auch schon die Einleitung des Endstadiums der Herzerkrankung durch eine stark deformierte Herzklappe. Dadurch arbeitete Mellies Herz ständig auf Hochtouren. Gemeinsam gingen wir durch, wie lange Mellie möglicherweise zu leben hatte und wie das Ende kommen könnte. Auch die Indikationen für eine Einschläferung legten wir genau fest. Die restliche Zeit ihres jungen Lebens verbrachte Mellie zu Hause. Die Medikamentierung wurde immer schwieriger. Über das Untermischen ins Futter über Leckerlis mit Medikamenten gefüllt bis zur Verabreichung mit dem Tabletteneingeber unternahm ich alles, um Mellie ihre lebenswichtigen Medikamente zu geben. Wir hatten noch viele schöne Momente miteinander. Auch wenn Melody Mellie immer wieder gerne pisakte und anfauchte, was ich nun gar nicht toll fand. Mellie brauchte viel Ruhe. Meist kam sie am Abend auf den Balkon. Am 15. April schliefen wir zum letzten Mal gemeinsam in unserem Bett und ich wurde am nächsten Morgen von den beiden Mambas geweckt. Später wurde Mellie das Treppensteigen zu mühsam und sie schlief nur noch in ihrer Transportbox im Arbeitszimmer. Am Nachmittag des 21. April legte sich Mellie zum letzten Mal zum Sonnen ins Wohnzimmer. Als ich abends aus dem Wäschekeller zurück in die Wohnung kam, hörte ich vom Schlafzimmer aus, das es in der zweiten Transportbox, in die Mellie sich zurückgezogen hatte, klapperte. Melody schaute daraufhin ins Wohnzimmer. Als ich meine Wäsche weggehängt hatte, ging ich ins Wohnzimmer, um nach Mellie zu sehen. Sie hatte sich offenbar in der Box umgedreht. Jetzt schaute Mellies Kopf mit verschlafenem Blick zum Ausgang der Transportbox. Ich berührte Mellies Pfote, hob sie mit dem Finger hoch und lies sie wieder los. Sie fiel passiv zu Boden. Keine weiteren Lebenszeichen. Ich rief sofort beim Tierarzt durch, der zuvor schon signalisiert hatte, dass er jederzeit für mich bereitsteht. Um 22:03 h machte ich mich auf den Weg zum Tierarzt. Ich rechnete damit, dass wir Mellie jetzt einschläfern sollten. Die Transportbox fühlte sich aber schon schwerer an als sonst. In der Tierarztpraxis horchte der Tierarzt Mellie mehrmals ab. Er hörte aber keine Herztöne mehr. Mellie war tot. 

 

Melodys Reaktion auf Mellies Verschwinden war wie zu ihren Zeiten auf der Intensivstation auch: Sie kuschelte sich schonungslos zu mir im Bett und schien irgendwie froh zu sein, dass sie mich ganz für sich hatte. Doch am nächsten Tag suchte Melody immer mal wieder an den Stellen, wo Mellie sich sonst gerne hin zurückgezogen hatte, weil dort ja auch noch ihr Geruch war...aber sie fand ihre Schwester nicht mehr. Diese Szenen wirkten irgendwie herzzerreißend. Melody war jetzt wieder in einem Dilemma: Sie hatte mich nun endlich ganz für sich alleine, aber sie hatte jetzt auch keine Artgenossin mehr zum Spielen und Toben. Melody hat wohl langsam verstanden, dass Mellie nicht zurückkehren würde.

 

Melodys Verhalten änderte sich jetzt: Von der aktiven Katze zu einer eher ruhigen Katze. Die meiste Zeit verbringt sie im Schlafzimmer oder im Arbeitszimmer auf ihrem Katzenbett oder bei schönem Wetter auf dem Balkon. Morgens bleibt sie länger liegen - auch wenn ich ihr schon das Frühstück in die Küche gestellt habe. Das wäre früher mit Mellie undenkbar gewesen! Die Kommunikation zwischen Melody und mir ist deutlich klarer geworden: Melody hat eindeutige Aktiionen bzw. Verhaltensweisen entwickelt, wenn sie schmusen, spielen oder auf den Balkon will. Ich arbeite jetzt nur noch mir zwei Katzenklos, wovon Melody eines fest für Kot und das andere für Urin verwendet. Es ist deutlich ruhiger geworden in unserer Wohnung. Die Anschaffung einer neuen Zweitkatze ist nicht geplant, weil die Beziehung zu ihrer eigenen Schwester rückblickend schon konfliktbehaftet genug gewesen war. Wie soll das erst bei einer Fremdkatze enden? 

 

Wie sich die Sache weiter entwickeln wird, werden wir sehen. Schlafstörungen hat Melody offensichtlich nicht sowie auch keine anderen, besonderen Auffälligkeiten. Auf alle Fälle muss ich für die Zukunft ganz bewusst tägliche Zeit für Melody einplanen, in der wir uns miteinander beschäftigen. Ich bin jetzt der einzige Lebenspartner, den sie noch hat.

 

Melodys Mamba-TÜV, ihre jährliche Untersuchung beim Tierarzt, steht  für diesen Monat an. Wir werden diesmal sehr genau hinschauen, dass wir nicht wieder eine böse Überraschung übersehen wird und wir sofort handeln können. Vielleicht ist es mir ja mit Melody noch vergönnt, gemeinsam das Rentenalter zu erreichen, wie ursprünglich geplant.

In liebevoller Erinnerung an Mellie Miconi. 10. Juli 2015 - 21. April 2018. Mitglied von Les trois filles de Mamba. R.I.P.
In liebevoller Erinnerung an Mellie Miconi. 10. Juli 2015 - 21. April 2018. Mitglied von Les trois filles de Mamba. R.I.P.

 

Mein ganz besonderer Dank gilt meinen Tierärzten, meiner Catsitterin, meinen Eltern und einer lieben Freundin, die mich durch den schweren, vergangenen Monat begleitet und unterstützt haben. Gott segne Euch!

Hier kommen wieder ein paar Literaturempfehlungen zur Vertiefung des Themas. Dieser Beitrag ist im Grunde eine kritische Hinterfragung des empfohlenen Buches 'Zwei Katzen - doppeltes Glück', der hier einfach noch mehr eigene Praxiserfahrung mit einbringen will, ohne das empfohlene Buch schlecht zu machen. 

 


 

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