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Wie gesundheitsschädlich ist Glyphosat?

Eilmeldung aus der ZEIT online vom 13. Mai 2016: Nach langer Diskussion über die erneute Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, dessen Zulassung nächstes Jahr ausgelaufen wäre, einigte sich das EU-Parlament nun auf doch auf eine Verlängerung der Zulassung. Der Kompromiss: auf weitere 7, anstatt 15 Jahre. Wie kam es zu dazu? 

Das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosate steht weiter in der Kritik

374 EU-Abgeordnete stimmten für eine beschränkte Neuzulassung, 225 Abgeordnete stimmten dagegen und 102 Abgeordnete enthielten sich. Das EU-Parlament verfügte dazu, dass eine Liste von Beistoffen zu Roundup erstellt und ein Plan für einen sparsameren Einsatz erarbeitet werden solle. Insgesamt wurde Glyphosate als nicht krebserregend eingestuft.

 

Über die Jahre stieg der Verbrauch dieses Pestizides immer mehr an. Das lag nicht nur daran, dass immer mehr Landwirte mit dem marktführenden Unkrautvernichtungsmittel arbeiteten, sondern auch, dass die Pflanzen mit der Zeit auch resistenter gegen Glyphosate wurden. Ein sparsamerer Gebrauch ist in der Praxis also gar nicht realistisch.

 

Seit Mitte der Siebzigerjahre ist Roundup am Markt. Seitdem klagen immer mehr Landwirte über gesundheitliche Probleme bei sich und ihren Tieren, die sie durch Glyphosat verursacht vermuten. 40% aller Ackerflächen in Deutschland werden mit Glyphosate besprüht. Der Hersteller Monsanto behauptet, dass das Pestizid nach Anwendung sich vollständig im Boden abbaut und bei sachgemäßer Anwendung absolut unschädlich ist. Doch längst wurde durch unabhängige Wissenschaftler eindeutig nachgewiesen, dass Glyphosate über eine Blutprobe oder Urinprobe einwandfrei im Körper der meisten Menschen nachweisbar ist. Das Umweltbundesamt (UBA) fand in einer Langzeitstudie heraus, dass hier definitiv weiterer Forschungs- und Handlungsbedarf besteht. Strittig war & ist der offiziell anerkannte, wissenschaftliche Beweis, dass Glyphosat tatsächlich Krebs und andere massive gesundheitliche Beschwerden verursacht.

 

Die arte Doku zeigt, was sich in der Praxis abspielt: 

 

Unsere Lebensmittel sind mit Glyphosate belastet

 

Durch den häufigen Einsatz von Roundup in der Landwirtschaft gelangen Rückstände des Pestizids in unsere Lebensmittel wie Backwaren, Gemüse oder Bier, ins Grundwasser und in Baumwollkleidung oder in Hygieneartikel wie Tampons und Damenbinden. 

 

Aber auch im privaten Bereich bei Hobbygärtnern und bei Hausmeistern ist Roundup sehr verbreitet. Von deutlichen gesundheitlichen Beschwerden bis zu Todesfällen reichen die Probleme, die sich bei den Anwendern von Roundup zeigten.

 

In den USA haben sich viele Menschen zu einer Sammelklage gegen den Hersteller Monsanto zusammengetan, um Schadensersatz für sich zu erstreiten. Es regt sich endlich mehr Widerstand! (in Englisch)

 

Bei allen Vorfällen fällt auf, dass sich niemand darauf offiziell festlegen möchte, dass Glyphosate die Ursache für schwere Krankheiten und Toten ist. Ärzte drücken sich um eine genaue Ursachennennung von Krankheiten, Obduktionen werden von Behörden verweigert, wenn Angehörige Todesfälle ihrer Verwandte geklärt haben wollen. Werden doch kritische Ergebnisse gefunden, werden die Bericht meist nicht veröffentlicht.  Eine offensichtliche Konfliktscheuheit liegt unausgesprochen in der Luft.

 

Eine scheinbare Lösung wäre hier, sich dem Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen auch in Europa zu öffnen, wie es mit dem Freihandelsabkommen TTIP sowieso schon geplant ist. Denn auf die GMO-Pflanzen ist dieses Pestizid ja schließlich perfekt zugeschnitten! Experten warnen vor dieser oberflächlichen Denkweise. Sie sagen, es wird dann eher noch schlimmer!

 

Ist Glyphosat krebserregend oder nicht?

Wenn Du Dir die arte Reportage angesehen hast, kannst Du Dir schon einen ersten Eindruck über die Wahrscheinlichkeit machen, ob dieses Pestizid krebserregend ist oder nicht. Gesundheitsschädlich ist es allemal. Das steht auch auf der Verpackung. 

 

Gut getimt kam kurz vor der Entscheidung im EU-Parlament zu weiteren Zulassung eine UN-Studie auf den Tisch, die Glyphosate als nicht krebserregend einstufte. Bei genauerem Hinsehen erscheint hier aber einiges merkwürdig:

  • das Ergebnis der UN-Studie widerspricht dem Ergebniss der vorherigen Studie der Internationalen Behörde für Krebsforschung (IARC), die zu WHO gehört, total
  • die IRAC-Studie, die Glyphosat als 'wahrscheinlich krebserregend' einstufte, basierte auf der Frage, ob Glyphosat grundsätzlich Krebs auslösen könnte - unabhängig von der Dosis 
  • die letzte Studie der Food and Agriculture Organization (FAO) und des Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) (= nur ein Ausschuss der WHO!) vor der Entscheidung im EU-Parlament stellte die Frage, nach der Risikoeinschätzung möglicher Krankheitsfolgen aufgrund von normalen Rückstandsmengen in Lebensmitteln, die nicht als krebserregend eingestuft wurden
  • Ergebnisse von bereits existierenden, kritischen Studien wurden hier nicht berücksichtigt
  • Mehrere führende Mitglieder der Studien-Arbeitsgruppe, die Glyphosate jetzt als unbedenklich eingestuft haben, hatten in den vergangenen Jahren hohe Spenden von Monsanto und anderen Agrarfirmen erhalten

Die Objektivität der Studie, die zur Verlängerung der Zulassung führte, ist also zurecht in Frage zu stellen.

 

Monsanto behauptet, Roundup ist sicher

Laut Monsanto ist Roundup ein vollkommen ungefährliches Unkrautvernichtungsmittel, wenn es fachgerecht eingesetzt wird. Das hat Monsanto über viele Jahre immer wieder in ihren eigenen (!) Studien festgestellt. 

 

Ein französischer Reporter machte die Probe auf's Exempel: Er bot einem Lobbyist von Monsanto, den er gerade interviewte, ein Glas Roundup zum Trinken an. Ob dieser Lobbyist sein Glas Roundup brav ausgetrunken hat, dass er zuvor sogar selbst als so harmlos bezeichnet hatte, dass man es gefahrenlos trinken könne? Schau Dir das folgende Video an!

 

Letztendlich halte ich ein totales Verbot von Glyphosat für die beste Entscheidung. Die zu wählenden Alternativen müssen deutlich weniger Risiken für Gesundheitsschäden aufweisen als bisher. Dies würde auch sehr gut mit der allgemeinen Ablehnung genetisch veränderter Nutzpflanzen in Europa harmonieren. 1,4 Millionen Europäer haben sich in einer Petition klar gegen Glyphosate ausgesprochen. Laut der britischen Zeitung The Guardian würden nach einer Umfrage 2/3 aller Europäer ein Verbot von Glyphosat begrüßen.

 

Allerdings wird Monsanto und die US-amerikanische Administration alles versuchen, um solch ein Ergebnis zu vermeiden. Bei einem Verbot würden Konzerne einfach gegen die Europäische Kommission klagen, wie es bereits von anderen Firmen beim Verbot ihrer Produkte praktiziert wird. Es geht hier um sehr viel Geschäft (rund $5 Milliarden jährlich), das Monsanto in Zukunft verlieren könnte.

 

Die Verlängerung der Zulassung hat Monsanto jetzt über die Zeit gerettet, bis TTIP in Europa durchgeboxt ist. Wenn TTIP durchkommt, wäre hier alles zu spät und der Kampf für uns Konsumenten verloren. 

 

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