Gesundheitsratgeber, Fitness- und Gesundheitsapps sind derzeit im Trend. Doch die Qualität oder deren Datensicherheit lässt oft zu wünschen übrig.
In den USA halten Ärzte mittlerweile sogar Online-Sprechstunden ab und kontrollieren die pünktliche Einnahme der Medikamente ihrer Patieten per App auf deren Mobilgeräten. Rein elektronisch
geführte Patientenakten folgen.
In Deutschland ist das noch Zukunftsmusik. Grund sind unsere hohen Standards für den Datenschutz. Der Chip mit Patienteninfos auf den neuen Krankenkassenkarten sorgte bereits für Diskussionsstoff. In den USA ist man schon viel weiter.
In diesem Beitrag möchte ich die Chancen und Risiken aufzeigen, die der FOCUS-Titel verschweigt.
Die Gratwanderung, Dinge praktischer zu gestalten oder unsicherer
Der FOCUS-Titel 'Klick Dich gesund' zeigt viele interessante Möglichkeiten auf, die sicherlich auch gute Chancen auf dem deutschen Markt hätten, wenn man sie bedacht umsetzt.
Online-Sprechstunden beim Arzt, wie sie Dr. Thomas Lee in New York von One Medical anbietet, sind leider nur ein kostenpflichtiger Premium Service seiner Praxis. Solche Online-Sprechstunden sind nach meiner Meinung in erster Linie für kurze Rückmeldungen während einer problemlos verlaufenden Therapie sinnvoll, um für Arzt und Patient Zeit und Geld zu sparen. Eine Erstanamnese oder Komplikationen sollten immer persönlich vor Ort begutachtet und von einer Untersuchung begleitet werden, um Risiken auszuschließen. Das Pro-Argument, "Besonders geeignet für Menschen, die auf dem Land leben und eine weite Anreise zu einem Arzt haben", sehe ich nur als Notargument - 'Besser als gar nichts!'
Ich halte es für unabdingbar, dass solche Online-Sprechstunden über eine verschlüsselte Verbindung ablaufen müssen, um die Vertraulichkeit und Schweigepflicht zwischen Arzt und Patient so hoch wie möglich zu halten.
Ich buche meine Arzt- und Zahnarzttermine meistens per E-Mail. Untersuchungsergebnisse erhalte ich stets in Kopie für meine Unterlagen, die ich auch bei anderen Medizinern vorzeigen kann.
Eine elektronische Patientenakte in der Hand des behandelnden Arztes halte ich grundsätzlich für sinnvoll, um auf berechtigte Anfragen medizinische Informationen schnell zu Kollegen schicken zu
können. Dies müsste auch über eine verschlüsselte Leitung geschehen. Die deutsche Bundesregierung arbeitet mit Hochdruck an einem E-Health-Gesetz, das in den nächsten Jahren getestet, umgesetzt
und als verbindlich vorgeschrieben werden soll.
Der Robo Doc im Krankenhaus ist nur eine Notlösung und ein reines Dokumentations- und Kommunikationsgerät, um die örtliche Abwesenheit Deines Arztes zu überbrücken und Informationen einzuholen. Wenn's ernst wird, muss ein echter Arzt ran! Für einen guten Heilungsprozess braucht es auch menschliche Nähe.
Wenn es nichts kostet, bist Du das Produkt!
Apps auf Mobilgeräte, die der Arzt zur medizinischen Kontrolle einsetzt, sind definitiv gegen Hackerangriffe gefährdet. Noch wirkt
die Euphorie des Trendaccessoires Gesundheits App.
Da viele Gesundheitsapps aus dem Internet nicht wirklich ausgereift sind oder zu pauschal, besteht das Risiko, dass zu leichtgläubige Menschen aufgrund einer App den Arztbesuch meiden oder auch Dr. YouTube und Prof. Google fragen. Im schlimmsten Fall kann das lebensgefährlich werden!
Frei erhältliche Sport- und Gesundheitsapps sind außerdem noch viel riskanter, weil Du nicht wirklich weisst, wohin Deine Daten gehen, wenn Du sie erstmal anderen, Dir unbekannten Personen zur Speicherung oder gar Veröffentlichung auf Social Media Portalen überlassen hast. Im Fitnessbereich sind Trainingsgeräte und Accessoires zur Zeit sehr im Trend, wie Deine Vitalfunktionen und Trainingsergebnisse direkt beim Training dokumentieren (Wearables).
Fragst Du Dich nicht, warum Du die Fitness App so günstig oder gar gratis erhalten hast? Mit Deinen Daten verdient die Firma ihr Geld. Zum Beispiel beim Verkauf an Versicherungen und Krankenkassen, die statistische Werte brauchen. Facebook und Amazon hat es allen im ganz großen Stil vorgemacht!
Smartphones, die Apple Watch und andere Mobilgeräte sind ein besonderes Risiko für alle sensiblen Daten ihrer Besitzer. Du kannst praktisch jederzeit geortet und ausspioniert werden. Auch Dein
Mobilfunkanbieter stellt immer ein potenzielles Risiko dar!
Datenschutz ist und bleibt wichtig!
Dass am und im Körper getragene medizinische Geräte oder Karten gehackt und sogar manipuliert werden können, ist nicht aus der Luft gegriffen! Manchmal hilft schon ein heimlich platziertes Lesegerät in Deiner Körpernähe. Darum haben detailierte medizinische Daten für mich auch nichts auf der Gesundheitskarte verloren! Maximal die Notfalldaten für den Notarzt wären sinnvoll.
In den USA, wo die medizinische Technik schon deutlich weiter voran geschritten ist als in Deutschland, werden in den Medien schon konkrete Sicherheitsprobleme diskutiert:
- Das Forbes Magazin brachte am 03. August 2013 einen Artikel über eine Insulinpumpe, die in einem Versuch gehackt wurde. Selbst durch einen Batteriewechsel könnte eine zu hohe Insulinmenge abgegeben werden. Softwarefehler oder Kompatibelitätsprobleme bei Updates sind ebenfalls möglich.
- Auf FOX 17 (Fox News) warnte die FDA am 04. August 2015 davor, dass u. a. medizinische Geräte, die per wi-fi mit dem Internet verbunden sind oder eine Bluetooth-Verbindung aufbauen können, klare Sicherheitslücken aufweisen und leicht einem Cyberangriff zum Opfer fallen können.
Der US-Unternehmer 'American RFID Solution' bewirbt vollmundig seine Technologie zum Wohle der Krankenhäuser und deren Patienten in ihrem Werbevideo...natürlich komplett nebenwirkungsfrei:
Bei so vielen betriebswirtschaftlichen Vorzügen würden auch in Deutschland viele Krankenhäuser Interesse an der RFID-Technik zeigen, die in den USA oder in England schon in der Praxis verwendet werden, wie zum Beispiel mit RPID-Armbändern für Krankenhauspatienten. Der deutsche Datenschutz ist zwar veraltet (1990er), aber immer noch besser als der Datenschutz vieler anderer Länder in der Welt. Darum werden in Deutschland Risiken zum Datenmissbrauch strenger unter die Lupe genommen als anderswo. Für Schwerkranke wäre solch ein RFID Chip vielleicht eine lebensrettende Alternative. Ob man diesen RFID Chip aber unbedingt implantieren muss, bezweifele ich allerdings. In Zukunft wird man immer mehr Daten auf einem winzigen RFID Chip speichern können.
Aber nicht nur in der Medizin hielt und hält der RFID Chip Einzug, sondern auch an anderen Arbeitsplätzen und in der Freizeit. Schon 2004 wurde Stammgästen im Baja Beach Club in Barcelona die Implantierung eines RFID-Chips angeboten, womit sie sich am Eingang identifizieren und an der Kasse sogar bezahlen konnten. Diese Aktion kam gut an. In Schweden läuft laut FAZ Bericht vom 25. Februar 2015 ein Projekt mit Büroangestellten einer Firma, die sich über RFID-Chips identifizieren. Der Aufenthaltsort der Mitarbeiter ist auch jederzeit feststellbar.
Im FOCUS-Titel 'Klick Dich gesund' versucht Markus Müschenich vom Bundesverband für Internetmedizin die Leser / Patienten zu motivieren, bei ihren Ärzten die elektronischen Patientenakten, etc. aktiv einzufordern, um so den technischen Rückstand in Deutschland schneller aufzuholen. Zu möglichen Risiken äußert der Lobbyist sich freilich nicht. Darüber kläre ich Dich wie folgt auf.
Abschließend möchte ich Dir mit dem Film 'Der gläserne Deutsche' einen Film über eine mögliche Zukunftsvision anbieten, die technisch schon gar nicht so weit von der heute möglichen Praxis entfernt ist. Ja, es geht in diesem Film um Deine Daten und was Firmen damit anstellen könnten, wenn Du sie gedankenlos aus der Hand gibst.
Möchtest Du, dass Deine Daten noch mehr zu einer von Dir nicht
mehr kontrollierbaren Handelsware werden? Übernimm wieder mehr Verantwortung für Deine eigenen Daten!
Im letzten Absatz des FOCUS-Titel 'Klick Dich gesund' bereitet der Autor Markus Götting seine Leser mental darauf vor, dass sie sich jetzt schon einmal damit abfinden sollten, dass alle Menschen in absehbarer Zeit einen RFID Chip tragen werden. Die NWO und 1984 lassen grüßen!
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