Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hat im Sommer 2014 mehr als 1000 Deutsche nach ihren Bewegungsgewohnheiten befragt. Das Ergebnis: Die Deutschen bewegen sich immer weniger. Im Extremfall kommen fast 2/3 der Deutschen nicht einmal auf mehr als 1 Stunde Bewegung am Tag.
Gründe hierfür sind Effizienzdenken, der auf Bequemlichkeit designte Alltag und der 'innere Schweinehund', der nach der Arbeit dann doch lieber vor dem Fernseher ausspannen möchte, als im Fitnessstudio zu schwitzen. Im Nachhinein gefragt, wünschen sich fast 90 % aller Deutschen mehr Bewegung im Alltag, aber nur ein geringer Bruchteil schafft es, diesen Vorsatz auch umzusetzen.
Dabei würden alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht von einer bewegteren Gesellschaft sehr profitieren.
Sitzen ist das neue Rauchen
"Sitzen ist das neue Rauchen." So bezeichnete eine Kollegin kürzlich den Zustand an ihrem Arbeitsplatz. Wir alle wissen mehr oder minder, dass Bewegungsmangel nicht gut für unsere Gesundheit ist, doch viele schaffen den Sprung vom guten Vorsatz zur Durchführung, regelmäßig Sport zu treiben, leider nicht...aus den verschiedensten Gründen.
In unserem moderen Alltag ist alles auf Bequemlichkeit getrimmt. Alles auf Griffweite haben, ohne sich bewegen zu müssen - notfalls per Fernbedienung - und alles möglichst immer im Sitzen. Viele Menschen schlafen sogar im 'Sitzen', weil sie mit angezogenen Beinen schlafen.
Der Mensch ist ein Bewegungstier mit einem Bewegungsapparat. Erhält der Mensch nicht genügend Bewegungs- und Belastungsimpulse, baut er körperlich und oft auch geistig ab und droht schnell, krank zu werden.
Die Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse brachte keine wirklich unerwarteten Ergebnisse, aber es kam noch einmal heraus, dass sich der Fitnesszustand der deutschen nochmals sichtlich verschlechtert hat.
Viele Medien reagierten auf diese Forsa-Umfrage der Techniker Krankenkasse: Die ÄrzteZeitung, DIE WELT und andere. STERN TV führte sogar in der Kölner Innenstadt einen Fitnesstest an Passanten durch, der den Leuten eindringlich zeigte, dass bei fast allen Handlungsbedarf besteht, wenn sie keine Herz-Kreislauf- oder Muskelskeletterkrankungen riskieren wollen.
Folgend hören Sie einen Audiobericht zur Forsa-Umfrage der Techniker Krankenkasse:
Es ist ja grundsätzlich schön, dass die Krankenkassen weiter in Sachen Prävention investieren wollen. Ich bin selbst Mitglied bei der TK und kenne daher die fast jährlichen Aktionen, Leute in Präventionskurse zu locken, aus dem TK-Magazin.
Ich kenne aber auch die andere Seite oder besser das Problem, bei der TK oder anderen Krankenkassen als Präventionsanbieter akzeptiert zu werden. Das Thema wurde während meiner ChiKung-Lehrerausbildung 2004-2007 mehrfach besprochen und es gab viele Rückmeldungen von Kollegen. Dazu muss man wissen, dass sich bestimmte Anbieter bzw. Verbände schon vor vielen Jahren mit großen Krankenkassen zusammengetan haben, die bis heute bestehen. Es ist klar, dass fast alle professionellen Gesundheitsanbieter gerne mit Krankenkassen zusammen arbeiten möchten, weil ihre Kurse natürlich für Teilnehmer attraktiver sind, wenn die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Deshalb gibt es natürlich viele Anfragen bei den Krankenkassen, die dann irgendwann 'zu machen' weil sie ja eigentlich mit Anbieterm bzw. Kooperationen gesättigt sind.
Eine bestimmte Anzahl an Standardmethoden zur Prävention hat sich über Jahre etabliert, ohne dass diese Methoden von den Krankenkassen im Vergleich zu neuere oder anderen Methoden auf den Prüfstand gekommen sind. Das Bessere ist ja bekannlich des Guten Feind. Wäre dies seitens der Krankenkassen der Fall, käme für eine Bedingung zur Anerkennung als Präventionsanbieter mehr Leben und Effizienz ins Spiel. Von den anerkannten Methoden wurde beispielsweise die Rückenschule in Untersuchungen schon vor einigen Jahren als mangelhaft eingestuft. Da half eine Reformation zur 'Neuen Rückenschule' kurz darauf auch nicht mehr. Eine ganze Reihe von Trainingsprogrammen stützen sich auf mittlerweile nicht mehr aktuelles Wissen. In diesem Blogbeitrag gehe ich genauer auf diese Problematiken ein. Eine Reform der von Krankenkassen anerkannten Trainingsprogramme wäre ein guter, nächster Schritt.
Die nächste Hürde zur Anerkennung als Präventionsanbieter bei den Krankenkassen ist der Beruf des Anbieters. Wenn eine Krankenkasse als Präventionsanbieter nur Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten akzeptiert, haben selbst gut ausgebildete Fitnesstrainer offiziell keine Chance, Präventionsanbieter bei einer Krankenkasse vor Ort zu werden. Das Niveau ist mit Ärzten, Heilpraktikern und Physiotherapeuten sehr hoch und praktisch narrensicher aufgehängt, aber es gibt mittlerweile viele gut ausgebildete Trainer, deren Werdegang gegebenenfalls im Einzelfall geprüft werden sollte, wenn Bedarf vor Ort besteht. Dass grundsätzlich Bedarf in den Betrieben besteht, zeigte die Forsa-Umfrage der Techniker-Krankenkasse. Es wäre schade, wenn Bertiebe Präventionsmaßnahmen anbieten wollen, aber nicht genügend Trainer vorhanden wären. Um so größer ein Betrieb, desto mehr wird man erfahrungsgemäß nach bestimmten Standards einen Präventionsanbieter suchen. In kleineren Unternehmen geht es meist informeller. Die ganz kleinen Betriebe sind oft die Verlierer: Hier habe ich schon zu oft das 'Argument' gehört: "Für sowas haben wir keine Zeit!"
Zu einem Bewegungsprogramm in der Freizeit muss sich jeder selbst entschließen. Sportvereine für kleines Geld oder Fitnessstudios sind bei den Deutschen am beliebtesten. Ich selbst biete ebenfalls Kurse, dynamisch oder ruhig, als Kleingruppenunterricht oder Einzelunterricht aka Personal Training an.
Das Bewegungsprogramm am Arbeitsplatz ist eine gute Idee, die sich schon in einigen Betrieben teilweise fest etabliert hat. Vom Gruppenzwang, wie im obigen Audiobericht erwähnt, halte ich allerdings nichts. Meine Alternativen sind bewegte Pausen und Ruhepausen wie Power Napping. Wer mag macht mit. Jeder zahlt vor Ort oder der Arbeitgeber erhält zum Monatsende eine Rechnung laut Teilnehmerlisten. Nach einiger Zeit werden andere Kollegen garantiert neugierig und möchten es auch einmal ausprobieren.
Wer in seinem Betrieb ein echtes Präventionsprogramm etablieren möchte, braucht dazu mehr als eine bewegte Mittagspause. Es bedarf hier eines ineinandergreifenden Mehrkomponentenprogrammes, wie es im Folgenden von der iga (Innitiative für Gesundheit und Arbeit) skizziert wird.
Sitzt sich Deutschland krank?
Ja! Vor allem unsere Büroarbeitsplätze sind mit ihren konventionellen Schreibtischen auf Bequemlichkeit und alles-Nötige-in-Griffweite-haben ausgelegt, dass man bloß nicht dazu genötigt wird, seine Arbeit zu unterbrechen.
Es gibt Anbieter von speziellen Büromöbeln, die hier eine Lösung anbieten können, die sich aber leider noch nicht ausreichend durchgesetzt hat. Es sind sogenannte Stehmöbel.
Was ich persönlich bevorzuge, sind Spaziergänge in der Mittagspause oder den Weg zur Arbeit ganz oder teilweise zu Fuß zu gehen. In der Bahn stehe ich öfters, wenn ich zuvor lange gesessen habe oder weiß, dass ich demnächst lange sitzen werde.
Leider sind solche Maßnahmen aus verschiedenen Gründen nicht für jedermann möglich...doch es lässt sich bei genauerer Betrachtung sicherlich etwas (zumindest) improviesieren.
Wenn Sie etwas an Ihrem Bewegungsverhalten ändern möchten, denken Sie daran: Jeder Plan beginnt mit einem ersten Schritt. Ich unterstütze Sie gerne dabei! Privat oder an Ihrem Arbeitsplatz.
Über mein Amazon-Partnerprogramm können Sie Stehbüromöbel beziehen. Viel Spaß beim Stöbern!
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