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Die ZEIT-Titelstory: Ich bin wie Du - Brauchen Tiere Menschenrechte?

Titelstory aus DIE ZEIT, No. 21 vom 15. Mai 2014
Titelstory aus DIE ZEIT, No. 21 vom 15. Mai 2014

Am 15. Mai 2014 brachte DIE ZEIT ihre Titelstory 'Ich bin wie Du - Brauchen Tiere Menschenrechte?' heraus. Zugegebenermaßen eine sehr provokante These: Menschenrechte für Menschenaffen ... oder Menschenrechte für Tiere allgemein. Wir haben in Deutschland im Vergleich zu Europa und zum Rest der Welt ein hohes Niveau an Tierrechtsstandards. Allerdings klaffen Theorie und Praxis oft aus ganz bestimmten Gründen deutlich auseinander. Dies ist mein Kommentar zu dieser Titelstory und meine Erfahrung zu diesem Thema Tierrechte. 

Brauchen Tiere Menschenrechte?

Ich meine, Tiere brauchen keine Menschenrechte. Tiere brauchen Tierrechte, die in erster Linie den Tieren dienen und nicht dem Menschen. Und diese Tierrechte müssen selbstverständlich auch kontrolliert, eingehalten und bei Verstoß sanktioniert werden...in jedem Fall.

  

Welche Rechte, die Tiere laut Gesetz haben, ist zwar geregelt, aber bei genauerer Betrachtung und der Auslegung dieser Gesetze, kommt es schnell zu einer sehr menscheninteressefreundlichen Auslegung. Auch die Verantwortlichen für den Tierschutz sind in ihrer Glaubwürdigkeit oft sehr zweifelhaft: Den Landwirtschaftsminister zum Verantwortlichen für Tierschutz zu machen, ist, wie den Bock zu Gärtner zu machen. Der Landwirtschaftsminister hat in  erster Linie ein Auge auf ein Florieren der Argrarindustrie. Tierschutz wird ganz klar der Wirtschaftlichkeit untergeordnet. Bei unseren heutigen Arbeitslosenzahlen wird sich auch kein amtierender Politiker gegen den Bau einer neuen Geflügelzuchtanlage in einer strukturschwachen, ländlichen Gegend aussprechen, wenn er wiedergewählt werden möchte. Was in solchen Mastbetrieben oft grausamer Alltag ist, kennen die meisten von uns aus geleakten Videos von Tierrechtsgruppen, die heimlich nachts die meist katastrophalen Zustände in den verschiedensten Mastbetrieben der Öffentlichkeit zugetragen haben und dabei juristische Konsequenzen gegen sicfh in Kauf genommen haben. Im Regelfall werden die Aktivisten der Tierrechtsgruppen wegen Einbruchs angeklagt. Leider hat die Wahrung von betrieblichen Interna bzw. Betriebsgeheimnissen  einen rechtlich höheren Stellenwert als das öffentliche Interesse für Lebensmittelhygiene oder gar die Einhaltung der Tierschutzverordnung. Die (wenn) folgenden tatsächlichen Verbesserungen für die Tiere bleiben übersichtlich. Auf der anderen Seite wird der Bau von Autobahnteilstrecken vorläufig gestoppt oder kostenaufwendig umgeleitet, um eine bedrohte Tiergattung in einem Wald zu retten, durch die diese Autobahnstrecke führen würde.

 

Fakt ist, dass die Anzahl der Menschen deutlich gestiegen ist, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren tierischen Mitgeschöpfen aussprechen und dem auch in ihrem Konsumverhalten Ausdruck verleihen möchten. 

 

Dass wir alle vegan leben sollen, ist eine Lösung, die nach meiner Meinung nicht jedermann gerecht wird, denn es gibt definitiv Menschentypen, die genetisch bedingt Fleisch auf ihrem Speisezettel brauchen, zum Beispiel Menschen mit der Blutgruppe B. Womit sollten wir denn unsere fleischfressenden Haustiere ernähren? Ich halte es eher für fraglich, dass alle Hunde und Katzen als Freigänger sich ihr Futter wieder selbst jagen sollen. Im Stadtleben wäre dies schon fast unmöglich.

 

Eine kontrollierte Reduzierung der Tierwirtschaft wäre zwar ein Weg, aber aufgrund der starken Lobbies praktisch nicht durchführbar. Hier wieder mein altbekannter Satz: Der Konsument hat die Macht. Ihr Kassenzettel ist gleichzeitig Ihr Stimmzettel mit dem Sie die Nahrungsmittelindustrie beeinflussen können. Dazu müssen Sie allerdings stets gut informiert sein und diszipliniert nachfragen und einkaufen. Am Ende könnte man theoretisch die Tierwirtschaft auf das Nötigste reduzieren und diese artgerecht betreiben. Dazu muss der Staat wieder Chef sein und darf sich nicht von der Industrie benutzen lassen. Auch dies ist in der Praxis leider höchst unwahrscheinlich.

Die Rechte von Haustiere

Hauskatze auf dem Sofa
Hauskatze auf dem Sofa

Ich gehe nun durch die einzelnen Tiergruppen durch, mit denen wir Menschen direkt oder indirekt zu tun haben. Zum Thema der artgerechten Haltung von Haustieren hatte ich mich in der Vergangenheit schon einmal mit einem Blogbeitrag geäußert.

 

Es steht für mich im Zweifel, dass der heutige, moderne Stadtmensch einem Haustier ein wirklich artgerechtes Leben bieten kann, aber er kann seinem Haustier trotzdem ein schönes Leben bieten. Zumindest ein schöneres als in einem Tierheim, auf der Straße oder den Tod. 

 

Dreh- und Angelpunkt ist ein sensibilisierter und verantwortungsvoller Tierhalter. Viele Tierheime geben ihre Heimtiere auch nicht an jederman ab, sondern prüfen vorab die Lebensverhältnisse, in die ihre Insassen geraten werden, damit diese nicht vom Regen in die Traufe kommen und in einer Stadtwohnung vereinsamen oder gar verhungern. Ein totales Verhätscheln von Haustieren ist dabei ebenso wenig artgerecht wie zuträglich. Gute Tierheime machen später auch Kontrollbesuche bei den Haltern der vermittelten Tiere. Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit beim Katzschutzbund Düsseldorf bekomme ich vor Ort so einige Probleme und auch Löungsansätze mit. Einer unserer wichtigsten Forderungen ist zum Beispiel eine Kastrationspflicht für alle Hunde und Katzen - besonders bei den Freigängern. Die Tierheime sind voll von ausgesetzen oder aus den verschiedensten Gründen abgegebenen Tieren. Wir sprechen uns klar gegen den Kauf von Zuchttieren aus, weil die Tiere im Heim einfach dringender ein neues Zuhause brauchen, als ein auf Anfrage gezüchtetes Tier mit Stammbaum als Prestigeobjekt.

 

Bei Überbelegung kann es schon mal vorkommen, dass unseriöse Tierärzte im Tierheim Platz schaffen und den Überschuss illegal töten, der nicht vermittelt werden kann. In vielen Ländern außerhalb Deutschlands, auch in Europa, ist dies auf speziellen Tötungsstationen für meist aufgegriffene Streuner ein trauriger und legaler Normalfall! Anstatt sinnvolle Präventionsmaßnahmen auszuarbeiten, stellte sich die EU nur die eine Frage, mit welcher Methode diese Tiere am besten getötet werden sollen, bevor der Gesetzesentwurf für eine Durchführung verabschiedet wurde. Da EU-Recht über das Nationalrecht gestellt wird, sind sämtliche Vorschläge zur Verbesserung des nationalen Tierschutz sinnlos, wenn sie nicht konform mit der (auch in Zukunft abzusehenden) EU-Praxis sind. Im Klartext verstauben solche Vorschläge absichtlich in den Ablagen des Verwaltungsapparats und werden praktisch zurückgehalten. Ein sinnvoller Vorschlag, den allgemeinen Tatbestand der Tierquälerei strafrechtlich genauer zu differenzieren und die Strafen entsprechend anzupassen in Einzeltatbestände wie Tierquälerei, Körperverletzung, Sexualdelikte oder Mord wird also weiterhin leider nur eine noble Theorie bleiben, obwohl sich auch mit einem großen Teil der Bevölkerung  das juristische Bewusstsein dahingehend in der Praxis schon deutlich sensibilisiert haben soll.

 

Für viele Haustierbesitzer ist das Haustier ein vollwertiges Familienmitglied. Insbesondere wer über längere Zeit einen Hund oder eine Katze im Haus hatte, wird nicht mehr leugnen können, dass Tiere keine Emotionen, Intelligenz, eigene Persönlichkeit oder Sozialverhalten besitzen. Dies gilt ebenfalls für Wildtiere, aber diese sind der Öffentlichkeit nicht so bewusst vor Augen wie Hund und Katze daheim. Plötzlich denkt man wieder an die unberechenbaren Bestien im Djungel oder im Meer, weil diese Tiere nicht domestiziert sind. Es bleibt also noch viel Aufklärungsarbeit zu tun. 

 

Allerdings glaube ich, dass obige Fakten in Fachkreisen, zumindest grundsätzlich, schon länger bekannt sind. Die Brisanz der Veröffentlichung dieser Fakten ist allerdings zu viel Sprengstoff für die Agrarindustrie, dass ich glaube, dass deshalb dieses Wissen höchstwahrscheinlich absichtlich nicht in die Öffentlichkeit getragen wurde bzw. eine Veröffentlichung von der Agrarindustrie gezielt verhindert wurde, um massive Umsatzeinbußen zu verhindern...doch irgendwann kommt jede Wahrheit ans Tageslicht!

Zootiere - Fun Factor und Wirtschaftsgut Tier

Dieses Foto sagt mehr als tausend Worte. Verkehrte Welt. Pinguine, die Frühling oder Herbst auf einem betonierten Weg an grünen Büschen vorbei auf eine Horde Kinder zuwatscheln. Artungerechter geht es nicht mehr! Und alles zur Unterhaltung von Menschen. Im Zirkus wird diese Perversion nochmals gesteigert. Die in der Regel schmerzhaft dressierten Tiere vollführen in mitten einer Menschenmenge seltsame Kunststücke. Viele Zoo- und Zirkustiere tragen meist psychische Schäden aus ihrem Leben in nicht artgerechter Gefangenschaft davon. Da Zoos auch Wirtschaftsunternehmen sind, sehen diese sich auch zu einer wirtschaftlichen Führung verpflichtet. So tötete 2014 ein schwedischer Zoo seinen Giraffenüberschuss und verfütterte das Fleisch an die Raubtiere. Das besonders kranke Highlight dieser Aktion war, dass die Giraffen vor Publikum getötet wurden. Eine entsprechend lautstarke Entrüstung in den Medien ließ nicht lange auf sich warten (siehe folgendes Video). Viele Tierschutzorganisationen empfehlen den Boykott von Zoo und Zirkus. 

Nutztiere - Wenn aus Nutzen Ausnutzen wird

Massentierhaltung von Geflügel in Bodenhaltung
Massentierhaltung von Geflügel in Bodenhaltung

Auch zum Thema Massentierhaltung und möglicher Alternativen dazu hatte ich mich in der Vergangenheit in diesem Blog geäußert. In Deutschland sinkt der Fleischkonsum seit Jahren. Grund sind vergangene Lebensmittelskandale und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein der Deutschen. Vorbei ist der allgemeine Status von Fleisch als Luxusgut aus den Siebzigern und Achzigern des vergangenen Jahrhunderts, der damals demonstrativ als Zeichen des Wohlstands ausgelebt wurde. Heute sind viele Fleischprodukte wie Aufschnitt Billigprodukte, die am häufigsten von Leuten mit kleinem Geldbeutel gekauft werden. Das neue Luxusgut heißt Biolebensmittel aka natürlich angebaute und unbelastete Lebensmittel - also das, was für unsere Großeltern damals noch normale Lebensmittel waren.

 

Trotz des gesunkenen Fleischkonsums in Deutschland werden immer wieder neue Agrarfabriken und Massentierhaltungsanlagen geplant und gebaut. Diese Betriebe werden in ländlichen, oft strukturschwachen Gegenden errichtet und bringen der Region neue Arbeitsplätze. Deshalb stellen sich regierende Politiker der Agrarindustrie auch nicht in den Weg. Sonst wäre es politischer Selbstmord, als Jobvernichter darzustehen. Die Industrie weiß, wie sie ihre Pläne durchsetzt. Die Rechnung mehr Massentierhaltung, aber weniger Fleischkonsum geht auf den ersten Blick in Deutschland nicht auf. Also: wohin wandert das erzeugte Fleisch? Ein Großteil wird exportiert. Dieses Fleisch ist so billig, dass sich für die Firmen sogar ein Export bis nach Afrika lohnt! Dabei wird auch qualitativ minderwertiges Fleisch verkauft, dass in Deutschland keinen Absatz finden würde. Die geleakten Bilder von Tierrechtsgruppen über die Zustände in vielen Betrieben hat vielerorts zu Diskussionen geführt und die Öffentlichkeit deutlich sensibilisiert. Das hat auch zu einigen, leichten Verbesserungen in der Massentierhaltung geführt, aber es gibt noch sehr viel zu tun. Vorbildliche Mastanlagen und Schlachthöfe sind eher die Ausnahme. In Zeiten von genetisch veränderten Zuchttieren und absolut nicht artgerechter Haltung der Tiere begründet sich des Wahnsinns Methode mit seiner selbst: "Die Tiere könnten sich in größeren Käfigen oder gar Bodenhaltung bei ihrem Mastgewicht gar nicht mehr auf den (untrainierten) Beinen halten, wären permanent krank und sind auch nicht an das Sonnenlicht gewöhnt." So lautet sinngemäß die Rechtfertigung der Massentierhaltung. Es ist also vor allem nur zum Besten der Tieren und am allerbesten für den Profit. 

 

Die Agrarindustrie weiß ganz genau: wenn die Öffentlichkeit sich über die Zustände in ihren Betrieben wirklich bewusst wäre, müssten sie schlimme Umsatzeinbußen hinnehmen. Auch darum befinden sich Mastbetriebe außerhalb der Städte, außerhalb der Sicht der Massen. Die Agrarindustrie ist sehr bemüht, dass die Vorgänge in ihren Betrieben als Betriebsgeheimnis gewahrt bleiben, damit der Konsument nur das makellose Stück Fleisch aus dem Supermarkt kennt und nicht die Geschichte dahinter. Sir Paul McCartneys Klassiker 'Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier' zeigt hier den alltäglichen Wahnsinn, den wir gedankenlose Verbraucher unsere Bequemlichkeit und unseren Wohlstand verdanken.

Weniger und bewusster Fleisch einkaufen hilft als Konsumentenverhalten, etwas am Markt zu bewegen.

 

Leute, die vom Land kommen und in eher dörflichen Verhältnissen leben, haben zum Thema Fleischkonsum und Fleischproduktion in der Regel eine andere, natürlichere Einstellung. Das Fleisch vom Dorfmetzger hat praktisch Bioqualität und wurde am Vortag des Einkaufs meist noch grasend auf der Weide gesehen. Da hier die Tiere nicht im Akkord, sondern ohne Hektik einzeln geschlachtet werden, geschieht die Schlachtprozess relativ stress- und schmerzfrei für das Tier, was aber bei statistisch jedem 10. Schlachttier auf seinem letzten Weg im Großschlachthof zum totalen Albtraum ausartet. 

 

Seitens des Agrarbündnises, einem Zusammenschluss verschiedener Berufsverbände, die in der Landwirtschaft aktiv sind, ist es klar, dass der agrarindustrielle Weg ein Irrweg ist. Das Agrarbündnis veröffentlich jährlich einen 'Kritischen Agrarbericht', der mit realer und ganzheitlicher Sicht einen Blick auf den derzeitigen Status Quo in der Landwirtschaft gibt. Konzipiert ist dieser 'Kritische Agrarbericht' nicht nur für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Landwirtschaft, sondern auch als Information für den Verbraucher und für Entscheidungsträger in der Politik. Das Inhaltsverzeichnis des 'Kritische Agrarberichts 2014' können Sie im Folgenden einsehen.

Download
Kritischer Agrarbericht 2014
Inhaltsverzeichnis
KAB2014_5_7_IHVZ.pdf
Adobe Acrobat Dokument 55.2 KB

Versuchstiere - oftmals wider der Realität und Sinn

Über das Für und Wider von Tierversuchen wird immer wieder öffentlich diskutiert. Rechtlich ist theoretisch alles klar geregelt. In der Praxis setzt sich die Forschung fast immer mit ihrer starken Lobby durch. Es kam sogar schon zu einem sehr fragwürdigem Urteil eines Gerichts, das befand, dass ein Primatenstuhl keine besondere Stressbelastung für einen Versuchsaffen darstellt. Was? Sie wissen nicht, was ein Primatenstuhl ist? Im folgenden Video sehen Sie es und hören eine fachlich fundierte Gegendarstellung zu dieser Aussage. Ich frage mich dabei ernsthaft, wie ein unbefangenes und neutrales Gericht zu solch einem Schluss kommen konnte?   

 

Wegen starker, öffentlicher Proteste kommt die Wissenschaft davon ab, Hunde, Katzen und Schimpansen als Versuchstiere zu verwenden. Die Tendenz geht klar zu Mäusen. Ein wichtiges Contra-Argument zu Tierversuchen ist, dass Tiere in den meisten Fällen medizinisch nicht in ihrer Reaktion auf zu prüfende Stoffe zum Menschen vergleichbar sind, was die Foschungsergebnisse de facto unbrauchbar macht. Da hilft auch nicht wirklich der perverse Schachzug einiger Wissenschaftler, ihre Versuchstiere genetisch so zu verändern, dass sie dann für Kankheiten anfällig sind, deren Erreger ihnen von Natur aus eigentlich nichts anhaben könnten.  

 

Der erfreuliche Trend zu tierversuchsfreier Kosmetik ist unnübersehbar. Die EU verbietet seit demm 11. März 2013 europäischen Kosmetikherstellern in Europa Tierversuche bei der Forschung zur Herstellung ihrer Kosmetika in Europa. Als Gegenreaktion wichen viele Firmen in außereuropäische Drittländer aus, um ihre Forschungen weiterzuführen. Der Verbraucher sollte sich also gut informieren und auf Naturkosmetik oder vegane Produkte ausweichen, wenn Sie sicher gehen möchte, dass die gekauften Kosmetika tierleidfrei sind. Gute, professionelle Make-up Artists haben sich bereits auf diesen Trend eingestellt. Es gibt sogar schon rein vegane Make-up Artists in Deutschland.

 

In anderen Forschungsbereichen wird aber weiterhin noch geschäftig experimentiert. Ob diese Experimente tatsächlich nötig sind, wie vom Gesetz vorgeschrieben, bleibt im einen oder anderen Fall für mich deutlich dahingestellt. Das Totschlagargument der Wissenschaftler ist in der Regel "Wen würden Sie lieber opfern? Eine Laborratte oder einen geliebten Menschen, der aufgrund eines unterlassenen Tests von einem Präparat Schäden erleidet oder gar stirbt?" Meine Antwort steht am Anfang des Absatzes: Tiere können in der Regel nicht aussagekräftig für Menschen stehen.

 

Die logische Konsequenz sind Medikamentenversuche an Menschen, die tatsächlich legal existieren und sogar öffentlich beworben werden: "Seien Sie Studienteilnehmer und verdienen Sie Geld nebenbei!" Eine andere unschöne Methode der Medikamentenversuche an Menschen ist es, (wie im Nachhinein ermittelt) unzureichend in Studien überprüfte Medikamente vorzeitig auf den Markt zu werfen und die Reaktionen am Patienen zu beobachten, wie es beispielsweise beim Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs geschehen sein soll. Wenn Sie also an solch einer Medikamentenstudie teilnehmen möchten, ist es wichtig, nicht nur die Infos und möglichen Risiken beim Institut genau zu erfragen, sondern sich auch selbst so gut wie möglich vorab zu informieren, bevor Sie sich zu einer Teilnahme entschließen. 

 

Um zum Thema Haustiere nochmal kurz den Bogen zurück zu schlagen: Seit wenigen Jahren ist es auch in Deutschland legal, herrenlose Hunde einzufangen. Ich würde mich nicht wundern, wenn dies nicht nur ein Kurs in Richtung Harmonisierung EU-Recht ist, sondern dort auch eine gehörige Portion Lobbyarbeit der Forschung dahintersteckt, um sich ihren Bedarf an Versuchstieren legal zu sichern. Vor einigen Jahren ist dem Katzenschutzbund Düsseldorf in bestimmten Bezirken von Düsseldorf deutlich aufgefallen, dass ca. zweimal im Jahr eine auffällige Anzahl an Freigängerkatzen verstärkt vermisst wurde. In einer Rundrufaktion benachrichtigten wir alle unsere Mitglieder in den betroffenen Gebieten, ihre Katzen nicht mehr rauszulassen. Da schien sich jemand regelmäßig mit Versuchstieren eingedeckt zu haben. Was heute legal mit Hunden gemacht werden darf, gilt natürlich auch (unausgesprochen) für Katzen, denken wir uns. Also, liebe Haustierbesitzer: Augen aufhalten!

Ein schlechtes Gewissen beim Umgang mit Tieren?

Wenn ich mir die wissenschaftlichen Mitarbeiter in den Labors oder die Arbeiter in den Schlachthöfen anschaue, frage ich mich, wie ein normaler Mensch solch eine Arbeit langfristig aushalten bzw. mit seinem Gewissen vereinbaren kann?

 

Vielleicht ändern Sie nach diesem Blogbeitrag oder dem Lesen der Titelstory Ihr Konsumverhalten zu Gunsten der Tiere? 

 

Die Aussage von Andreas Sentker: "Menschenrechte für Menschenaffen? Das wäre ein Fehler. Doch die provozierende Forderung wird den Tierschutz voranbringen.", mag stimmen. Auf jeden Fall hat sie durch das erscheinen in einer führenden Tageszeitung viele Menschen erreicht und zum Nachdenken gebracht.  

 

Das Interview mit den beiden Philosophen Friederike Schmitz und Professor Herwig Grimm gefiel mir grundsätzlich gut, weil hier konkret in Detail mit der Umsetzung des ethisch besseren Umgang mit den Tieren eingegangen wurde; auch wenn es seitens des Interviewers von DIE ZEIT zu u. a. einem sehr unpassenden Kommentar wie den "Rentenansprüchen für Schafe" gekommen ist. Die für mich interessante Kernaussage ist, dass hier nicht nur die Überlegenheit zwischen Mensch und Tier thematisiert wurde, sondern Frau Schmitz auch auf das ethische Verhalten von Menschen untereinander, wie z. B. im Erwachsenen-Kind-Verhältnis, ansprach, gefiel mir sehr gut. Denn hier liegt für mich der Hund grundsätzlich begraben. Dieser Misstand des zwanghaften Unter- und Überordnens von Menschen und Tieren setzt sich ja auch zwischenmenschlich fort. Menschen verurteilen anderen Menschen, weil sie eine andere Hautfarbe haben, aus anderen Ländern kommen, eine andere Sprache sprechen, in anderen Lebensverhältnissen leben und ob sie Geld haben oder nicht, etc. Auf der einen Seite ist es ein verständliches, natürliches Verlangen, im (heutigen) Überlebenskampf (?) in einer möglichst günstigen Position stehen zu wollen. Auf der anderen Seite hat es eine mental gestörte bis faschistoide Tendenz. Am Ende läuft es immer auf das seelische Innenleben und psychischen Ausgeglichenheit des Einzelnen hinaus, wie er oder sie mit der Umwelt agiert.  

 

Ich bin der Meinung, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung ist, aber durch seine Fähigkeiten sehr viel Macht haben kann. Und für mich ist Macht auch immer mit Verantwortung verbunden. Bitte stehen Sie zu Ihrer Verantwortung - auch wenn Sie Tiere als untergeordnete Lebewesen sehen, damit die Interessen von Mensch und Tier in Zukunft nicht mehr so stark aneinander prallen und mehr Wertschätzung für unsere Mitgeschöpfe ihren Platz bekommt. Die Ansätze dazu sind gemacht. Jetzt gilt es, sukzessive die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Nach Petra Pinzler sollte jeder sein oft total widersprüchliches Verhalten zu Tieren kritisch überdenken. Ja, wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag mit den Tieren.

 

Für mich sind wir alle ein großes, ganzes, herrliches System, das einander bedingt und mit einander verbunden ist. Lasst uns in diesem Geiste denken und handeln.

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Hier finden Sie noch ein paar Buchempfehlungen aus meinem Amazon-Partnerprogramm, um das Thema zu vertiefen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitta Smit-Fornahl (Mittwoch, 28 Mai 2014 11:19)

    danke Olli, wunderbar formuliert, trifft die Dinge genau und spricht mir aus der Seele!